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04_Es ist was Faul

04_Es ist was Faul

Titel: 04_Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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mir zusah, wie ich Friday aus dem
    Gästezimmer holte, wo er neben Landens Tante Ethel im Bett
    lag.
    »Nein«, erwiderte ich. »Ich bin bloß versehentlich im falschen Haus gelandet. Das kommt dauernd vor.«
    Ich ließ meine Schuhe zurück und lief mit Friday die Treppe
    hinunter, riss meine Jacke von der Lehne eines anderen Stuhls
    in einem anders möblierten Wohnzimmer und rannte hinaus in
    die Nacht, während die Tränen mir übers Gesicht liefen.

    26.
    Frühstück mit Mycroft
    Swindons rätselhafter Vogelmörder hat wieder zugeschlagen. In einem dunklen Winkel der Commercial Road wurde
    ein toter Eissturmvogel gefunden. Der bisher namenlose
    Vogel war mit einer klebrigen schwarzen Masse überzogen,
    bei der es sich um Rohöl handelt, wie Gerichtsmediziner
    später bestätigten. »Dies sei bereits das siebte Opfer innerhalb einer Woche«, sagte ein Polizeisprecher, »allmählich
    müssen wir die Sache sehr ernst nehmen.« Der geheimnisvolle Täter, der unsere Seevögel mit Teer überzieht, ist bisher noch nicht gesichtet worden, aber ein Experte der NSPB
    erklärte gestern, der Verdächtige habe wahrscheinlich eine
    Wasserverdrängung von 280 000 BRT, sei vermutlich von
    Rost bedeckt und auf einem Felsen gestrandet. Trotz verstärkter Streifengänge der örtlichen Polizei konnte der Täter
    bisher nicht gestellt werden.
    SWINDON DAILY EYESTRAIN,
    18. Juli 1988

    Am nächsten Morgen saß ich in der Küche meiner Mutter und
    betrachtete trübsinnig meinen ringlosen Ringfinger. Meine
    Mutter trug ihren Morgenmantel und hatte Lockenwickler im
    Haar. Sie fütterte DH-82, ließ Alan aus dem Besenschrank und
    trieb ihn mit einem Mopp in den Vorgarten. Er machte heftig
    plinkende Geräusche und attackierte den Stiefelkratzer.
    »Stimmt was nicht, Liebling?«
    »Es ist wegen Landen.«
    »Landen? Wer ist das?«
    »Mein Ehemann. Er wurde gestern Abend re-aktualisiert,
    aber nur für zwei Stunden.«
    »Armer Schatz! Das muss sehr bitter sein.«
    »Bitter? Ja. Und außerdem peinlich. Ich bin splitternackt zu
    Mr und Mrs Parker-Laine ins Bett gekrochen.«
    Meine Mutter wurde aschfahl und ließ einen Teller fallen.
    »Haben sie dich erkannt?«
    »Ich glaube, nicht.«
    »Der GSG sei Dank!«, stöhnte sie erleichtert. Öffentlich
    bloßgestellt zu werden war in ihren Augen das Schlimmste, und
    eine Tochter, die mit Honoratioren der örtlichen Toast-Liga ins
    Bett stieg, war ein sozialer Super-GAU für sie.
    »Morgen, Schatz«, sagte Mycroft und setzte sich an den
    Frühstückstisch. Mycroft war nicht nur mein Onkel, sondern
    auch ein außerordentlich brillanter Erfinder. Wie es schien, war
    er gerade vom Kongress der Verrückten Wissenschaftler MadCon-88 zurückgekommen.
    »Hallo, Onkel«, sagte ich mit weniger Begeisterung, als ich
    ihm eigentlich schuldete. »Schön, dich zu sehen.«
    »Ganz meinerseits!«, sagte er. »Kommst du jetzt auf Dauer
    zurück?«
    »Weiß nicht genau«, sagte ich und dachte an Landen. »Tante
    Polly geht's gut?«
    »Sie ist bei bester Gesundheit. Wir waren auf der MadCon.
    Man hat mir irgendeinen Preis verliehen, aber ich weiß beim
    besten Willen nicht, wofür.«
    Das war typisch für Mycroft. Trotz seines offensichtlichen
    Genies hielt er das, was er machte, für völlig normal. Er experimentierte nun mal gern mit allen möglichen Sachen. Es war
    sein ProsaPortal gewesen, was mir erlaubt hatte, Bücher meiner
    Wahl zu betreten. Um sich den Nachstellungen von Goliath zu
    entziehen, hatte er zeitweilig Unterschlupf bei Sherlock Holmes
    gesucht und war dort stecken geblieben, bis ich ihn vor einigen
    Monaten wieder befreit hatte.
    »Ist Goliath immer noch hinter dir her?«, fragte ich.
    »Ja, sie lassen nicht locker«, sagte er. »Aber ich hab ihnen
    nichts gegeben.«
    »Du hast ihnen nichts gesagt?«
    »Nein. Es war sogar noch besser: Ich konnte ihnen nichts sagen. Ich konnte mich an keine einzige Erfindung erinnern, für
    die sie sich interessieren.«
    »Wie konnte denn das passieren.'«
    »Na ja«, sagte Mycroft und trank einen Schluck Tee. »Ich
    weiß es nicht genau, aber ich glaube, ich habe ein Gerät erfunden, das die Erinnerung löscht, und habe es an Polly und mir
    erprobt. Das wäre zumindest logisch.«
    »Dann weißt du also auch nicht mehr, wie das ProsaPortal
    funktioniert?«
    »Das was?«
    »Das ProsaPortal. Ein Gerät, mit dem man die Bücher betreten kann.«
    »Ja, sie haben mich danach gefragt. Es wäre sicher ganz reizvoll, dieses Gerät zu rekonstruieren, aber Polly sagt, ich solle

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