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04_Es ist was Faul

04_Es ist was Faul

Titel: 04_Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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es
    lieber lassen. Meine Werkstatt ist voller Geräte, von denen ich
    nicht mehr weiß, wozu sie eigentlich gut sind. Zum Beispiel gibt
    es da einen Ovinator. Das hat offensichtlich etwas mit Eiern zu
    tun, aber was?«
    »Wofür bist du denn auf der MadCon-88 ausgezeichnet
    worden?«
    »Vor allem für die Nextische Mathematik«, sagte Mycroft.
    Allmählich erwärmte er sich für sein Thema. »Von der Nextischen Geometrie hab ich dir ja schon mal erzählt, oder?«
    Ich nickte.
    »Nun, die Nextische Zahlentheorie ist eng damit verwandt.
    In ihrer einfachsten Form erlaubt sie mir, gewissermaßen
    rückwärts auf die Faktoren zu schließen, aus denen ein Produkt
    sich herleitet.«
    »Wie bitte?«
    »Nun ja. Nehmen wir einmal an, wir haben die Zahlen zwölf
    und sechzehn. Wenn man sie miteinander multipliziert, erhält
    man 192, nicht wahr? In der konventionellen Mathematik kann
    man der Zahl 192 aber nicht ansehen, wie man zu ihr gelangt
    ist. Sie könnte auch aus dreimal 64 oder sechsmal 32 bestehen.
    Oder einfach 194 minus zwei sein. Davon, dass man die Zahl
    betrachtet, weiß man noch lange nicht, welche Rechnung zu ihr
    geführt hat, nicht wahr?«
    »Nein, wahrscheinlich nicht.«
    »Ja, und genau das ist der Punkt.« Mycroft lächelte triumphierend. »Die Nextische Zahlentheorie funktioniert genau
    umgedreht wie die konventionelle Mathematik. Sie erlaubt, aus
    einer beliebigen Antwort genau auf die Frage zu schließen.«
    »Und worin besteht die praktische Anwendung?«
    »Ach, da gibt es Hunderte.« Er zog einen Zettel aus der Tasche und schob ihn mir über den Tisch. Ich entfaltete ihn und
    fand eine einfache Gleichung: 216 091 minus 1, oder 2 hoch
    216 091 minus 1.«
    »Das sieht nach einer ziemlich großen Zahl aus.«
    »Eine mittelgroße Zahl«, verbesserte er.
    »Ja, und?«
    »Nimm mal an, dass ich dir eine Kurzgeschichte von zehntausend Wörtern gebe und dich bitte, jedem Buchstaben und
    Satzzeichen einen Zahlenwert zuzuweisen und das Ganze dann
    niederzuschreiben, dann erhältst du eine Zahl mit ungefähr
    fünfundsechzigtausend Stellen. Das ist natürlich ein wenig
    sperrig, deshalb verschaffst du dir mit Hilfe der Nextischen
    Mathematik eine Formel, die dieses Ergebnis ein bisschen
    einfacher ausdrückt. Ich nenne das den ZippFaktor.«
    Ich warf einen Blick auf die Gleichung in meiner Hand.
    »Dann ist das hier also …?«
    »Eine gezippte Fassung von Kafkas Verwandlung. Ich arbeite
    daran, jeden Text, der je geschrieben wurde, auf eine Gleichung
    mit weniger als fünfzig Ziffern zu reduzieren. Da staunst du,
    nicht wahr? Statt jeden Tag eine Zeitung zu kaufen, brauchst du
    dir bloß die Gleichung des Tages zu notieren und in den Nexpander-Rechner zu stecken, um zu wissen, was los ist.«
    »Genial!«, sagte ich.
    »Wir stehen noch ganz am Anfang, aber ich hoffe, eines Tages durch einfache Betrachtung der Ereignisse jede Ursache
    präzis bestimmen zu können. Danach hoffe ich, unbekannte
    Fragen aus bekannten Antworten erschließen zu können.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel: Gütiger Himmel, nein, ganz im Gegenteil! Ich
    wollte immer schon wissen, welche Frage dahinter steht.«
    »Richtig«, erwiderte ich und überlegte insgeheim, woher man
    beim Anblick der Ziffer 9 eigentlich wissen sollte, ob es sich
    dabei um drei mal drei oder die Quadratwurzel aus einundachtzig handelte.
    »Ja, nicht?«, sagte mein Onkel zufrieden und bedankte sich
    bei meiner Mutter für die Rühreier mit Schinken, die sie gerade
    vor ihn hingestellt hatte.

    Eigentlich bedauerte es nur Hamlet, als Lady Hamilton sich um
    halb neun für immer verabschiedete. Er fiel in eine tiefe Depression und hielt einen langen Monolog, in dem von seinem
    gebrochenen Herzen die Rede war und davon, dass ihm das
    Leben ein schreckliches Schicksal zugeteilt habe. Emma sei
    seine ganz große Liebe, nach ihrer Abreise könne er sich genauso gut umbringen, und so weiter und so fort, bis Emma ihn
    schließlich unterbrach, sich bedankte und sagte, sie müsse jetzt
    wirklich gehen, sonst käme sie noch zu spät. Was genau sie
    damit meinte, vermochte sie allerdings nicht zu sagen. Daraufhin beschimpfte Hamlet sie fünf Minuten lang lautstark, teilte
    ihr mit, sie sei eine Hure, und als er schließlich hinausstürmte,
    erklärte er undeutlich, dass er ein Chamäleon sei. Anschließend
    konnten wir anderen uns dann von Emma verabschieden.
    »Auf Wiedersehen, Thursday«, sagte Emma und hielt meine
    Hand. »Sie waren immer sehr freundlich zu mir. Ich hoffe,

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