04 - Herzenspoker
Dämpfer zu versetzen.
jetzt,
wo sie die vulgäre Person, in die sie für kurze Zeit geschlüpft war, in der
Clarges Street zurückgelassen hatte, sah sie wie eine ruhige und charmante,
allerdings dicke Lady aus. Die Kutsche ratterte über das Kopfsteinpflaster.
Felice musste wieder an den seltsamen Diener, Manuel, denken. Sie hätte
schwören können, dass er Franzose war. Aber was in der Clarges Street Nr. 67
passierte, ging sie nichts mehr an.
Lord Guy
saß in einen seidenen Morgenmantel gehüllt da und nippte an seinem Rheinwein,
der mit Selterswasser verdünnt war. Er versuchte sich daran zu erinnern, was er
letzte Nacht getrieben hatte, aber in seinem Gehirn blitzten nur vereinzelte
bunte Szenen auf. Er runzelte die Stirn. Etwas ganz Wichtiges war ihm passiert,
nur konnte er sich beim besten Willen nicht daran erinnern, was es war.
Mr.
Roger schleppte sich herein, mit nichts als seinem Nachthemd und der
Schlafmütze bekleidet.
»Du
siehst wie ein kranker Gorilla aus«, sagte Lord Guy freundlich. »Setz dich und
trink etwas Rheinwein mit Selterswasser.«
»Ich
sollte lieber versuchen«, meinte Mr. Roger betrübt, »für diese Affäre heute
abend wieder zu Kräften zu kommen.« Er grinste und zwinkerte mit den Augen.
»Oder sollte ich lieber sagen >Affären«
»Gehen
wir wohin?« fragte Lord Guy.
»Nein,
jemand kommt hierher. Erinnerst du dich nicht, dass wir diese jungen Männer und
dazu jede Menge schöne Frauen, die hoch hinaus wollen, eingeladen haben,
hierherzukommen?«
Lord
Guy schloss die Augen. Er hatte plötzlich das Verlangen nach einem ruhigen
Abend, den er allein mit einem Buch verbrachte. Doch. dazu war nicht die
richtige Zeit. Er wollte das Leben genießen. So oft war er dem Tod entronnen,
und wenn die Saison vorbei war, würde er wieder zurückkehren müssen zu den
zerschmetterten Knochen, der Ruhr und dem Kanonenfeuer.
»Dann
sollten wir unsere tugendhaften Dienstboten lieber vorwarnen«, meinte er.
»Manuel!«
Der
spanische Diener kam hinter einem Wandschirm hervor. »Schicke mir die
Haushälterin herauf, und Rainbird ebenfalls.«
Rainbird
und Mrs. Middleton hörten aufmerksam zu, als er seine Anweisungen erteilte. Für
etwa fünfzig Leute sollte um zwei Uhr morgens ein Essen serviert werden. Es mussten
Musikanten bestellt werden. Und sie mussten Champagner kistenweise und Eis
eimerweise herbeischaffen.
Mrs.
Middleton erbleichte. »Mylord«, sagte sie schüchtern, »wie sollen wir fünfzig
Leute an den Tisch bekommen?«
Lord
Guy runzelte die Stirn. Dann hellte sich seine Miene auf. »Sie werden
das Haus ausräumen müssen, das heißt die Halle, den vorderen und den hinteren
Salon, mein Schlafzimmer - ich werde hinaufziehen - und das
Speisezimmer. Stellen Sie hier oben Tische auf; die Leute sollen sich im Stehen
bedienen. Die Böden im Erdgeschoß streuen Sie mit Kalk aus, und das Orchester
kommt in den hinteren Salon.«
Rainbird
tröstete sich mit dem Gedanken, dass fünfzig Mitglieder der Oberschicht reichen
Gewinn für die Sparbüchse verhießen. »Wie sollen wir die Räume dekorieren,
Mylord?« fragte er.
Lord
Guy schaute verdutzt.
»Ich
meine«, fuhr Rainbird fort, »bei einer Einladung zum Abendessen hat man
gewöhnlich ein Motto - orientalisch oder ländlich oder ...«
»Spielt
keine Rolle«, meinte Lord Guy. »Die Damen werden Dekoration genug sein.«
»Da ist
noch die Sache mit den Löhnen zu klären, Mylord«, machte Rainbird einen
Vorstoß.
»Sie
bekommen doch Ihren Lohn?«
»Ja,
Mylord, aber er ist ganz niedrig, wenn das Haus leer steht. Es ist Brauch, dass
der Mieter während der Saison die Differenz bezahlt - das heißt, die
Löhne der Diener auf den normalen Stand anhebt.«
Lord
Guy zuckte die Achseln. »Da blicke ich nicht ganz durch«, sagte er ohne
Anteilnahme. »Aber ich mache Ihnen eine Menge Arbeit. Zahlen Sie sich das, was
Sie für richtig halten, und geben Sie mir dann die Rechnung.«
Die
Diener waren zunächst entsetzt über die viele Arbeit, die sie in so kurzer Zeit
zu bewältigen hatten, denn die Gäste sollten gegen acht Uhr abends eintreffen.
Aber die Nachricht, dass Lord Guy einer Lohnerhöhung zugestimmt hatte, ließ sie
alle fröhlich und fleißig arbeiten.
Angus
MacGregor war ein Küchenchef, der große Auftritte genoss. Der Sohn eines Earls
würde nur die Spitzen der Gesellschaft einladen. Der Koch hatte vor, für Freude
und Überraschungen zu sorgen.
Der
erste Schock kam um etwa halb neun Uhr, als die ruhige Gegend um die Clarges
Street
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