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04 - Herzenspoker

04 - Herzenspoker

Titel: 04 - Herzenspoker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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verkehrt,
    die
Schule uns Gehorsam lehrt.
    Sie muss
uns Zucht und Ordnung lehren,
    wenn
Eltern nicht den Kindern wehren.«
    »Nun, was haltet
ihr davon?« fragte Esther heiter.
    »Es
handelt von Mädchen«, meinte Peter, »und für Mädchen ist die Schule sowieso
furchtbar. Für Jungen nicht.«
    »Du
bist ein sehr glücklicher kleiner Junge«, sagte Esther streng. »Du würdest die
Schule ziemlich furchtbar finden, und die großen Burschen würden dich schlagen.
Hört zu, jetzt lese ich euch die Geschichte vom kleinen Henry vor. Sie handelt
also von einem Jungen.«
    Sie
kramte in ihrem geräumigen Beutel herum und brachte ein anderes Buch mit dem
Titel: Ein Kelch voller Süßigkeiten, an denen man sich nie überisst  -oder:
Köstliche Geschichten für brave Kinder zum Vorschein, das eine Londoner
Dame geschrieben hatte, und begann zu lesen.
    Selbst
Esther gewann den Eindruck, dass die Geschichte vom kleinen Henry ziemlich
bedrückend war. Er war ein Junge, der darauf bestand, dass es nur immer nach
seinem Kopf ging. Wenn man ihm zum Beispiel sagte, er solle nicht drei Stufen
auf einmal hinunterspringen, um sich nicht zu verletzen, dann antwortete er
wütend, dass er kein Baby sei und auf sich selbst aufpassen könne.
    Eines
Tages gab eine Tante Henry ein Sieben-Shilling-Stück. Aber
statt seine lieben Eltern zu befragen, was er damit tun könnte, kaufte er sich
eine Menge Schießpulver, sprengte das Kinderzimmer in die Luft, verlor ein Auge
und tötete seine kleine Schwester, war jedoch von diesem Tag an ein sehr braver
Junge.
    »Das
kann ich mir gut vorstellen«, sagte Amy und legte die Hand auf den Mund, um ein
Kichern zu unterdrücken.
    »Das
Mädchen da hört dir zu«, sagte Peter und deutete auf das Dienstmädchen hinter
der Bank.
    Das
Mädchen wollte weggehen, aber Esther lächelte es an und sagte: »Komm, her. Du
kannst mir ruhig zuhören, wenn du willst.«
    »Ich
kann selbst lesen, Madam«, antwortete das Mädchen stolz.
    »Wirklich!
Wie heißt du?«
    »Lizzie
O'Brien, Madam.«
    »Und wo
arbeitest du?«
    »In der
Clarges Street Nr. 67, Madam. Ich bin ein Küchenmädchen.«
    »Ich
bin Miß Jones... mein Bruder und meine Schwester, Master Peter und Miß Amy. Wer
hat dich lesen gelehrt, Lizzie?«
    »Zuerst
eine Herrin, und dann hat der Butler aus unserem Aufenthaltsraum ein
Klassenzimmer gemacht, aber es ist der schottische Koch, was uns unterrichtet,«
    »Der uns unterrichtet«, verbesserte Esther. »Das ist erstaunlich. Ich unterrichte meine
Diener ebenfalls, aber sie danken mir meine Mühe nicht. Ich würde gern mit
eurem Butler sprechen.«
    »Mr.
Rainbird, Madam.«
    Esther
kramte eine Karte heraus. »Sei so gut und bitte Mr. Rainbird, mich in einer
freien Stunde einmal aufzusuchen. Ich bin fast immer zu Hause.«
    Lizzie,
die um die Bank herumgegangen war, nahm die Karte und machte einen Knicks. Sie
wandte sich zum Gehen und blieb dann überrascht stehen.
    »Was
ist los?« fragte Esther.
    »Der
kleine Mann da drüben«, sagte Lizzie. »Das ist der ausländische Diener, der
gerade bei uns angekommen ist.«
    Esther
schaute in die angegebene Richtung. Ein blässlicher, fremdartig aussehender
Diener in schwarzer, pinkfarben abgesetzter Livree stand unter einem Baum und
schrieb eifrig in ein Notizbuch.
    »Er
beobachtet die Truppen!« rief Peter und sprang aufgeregt auf und ab. »Es könnte
ein französischer Spion sein.«
    »Er ist
Spanier«, sagte Lizzie.
    »Außerdem«,
sagte Esther, »braucht er nur die Zeitung zu lesen, wenn er die genaue Zahl der
Freiwilligen wissen will.«
    »Vielleicht
hat er nicht daran gedacht«, sagte Peter.
    Esther
wandte sich wieder Lizzie zu. Was für ein angenehmes sauberes Mädchen, dachte
sie bei sich. »Leben Sie wohl, Miß O'Brien«, sagte sie laut.
    Lizzie
wurde bis unter die Haarwurzeln rot vor Freude über die große Ehre. Ganz wenige
Angehörige ihres Standes konnten sich überhaupt an ihren Nachnamen erinnern.
    Esther
fühlte sich durch diese Begegnung ungeheuer bestätigt. Bei dem Haus Nr. 67 in
der Clarges Street musste es sich um ein Haus handeln, in dem der Wunsch nach
Sauberkeit und Erziehung so groß war wie in ihrem eigenen. Aber dieser Rainbird
schien willigere Schüler zu haben. Sie brannte darauf, herauszufinden, wie er
das geschafft hatte.

    Lizzie stürmte in
den Aufenthaltsraum der Diener, um ihre Neuigkeiten loszuwerden. Rainbird war
entzückt von der Vorstellung, dass er einer Lady am Berkeley Square einen
Besuch abstatten sollte, doch die anderen neigten

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