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04 - Herzenspoker

04 - Herzenspoker

Titel: 04 - Herzenspoker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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eher dazu, Miß Jones für eine
jener Reformerinnen zu halten, die ihre Nase in alles hineinsteckten.
Enttäuscht über die wenig freundliche Aufnahme ihrer Geschichte, vergaß Lizzie
ganz, den anderen von Manuel zu erzählen.
    Es war
drei Uhr nachmittags. Lord Guy und Mr. Roger schliefen noch, und Manuel war
noch nicht wieder zurück, als die Diener Besuch bekamen.
    Man
hörte auf der Außentreppe Seidenröcke rascheln, und dann klopfte es an der
Küchentür.
    »Das
ist wahrscheinlich Lizzies Reformerin«, sagte Mrs. Middleton. »Wir wollen so
tun, als ob niemand zu Hause wäre.«
    »Aber
sie könnte hinaufgehen und an der Haustür klopfen und Mylord wecken«, sagte
Rainbird, als er ging, um die Tür zu öffnen.
    Eine
ungewöhnlich dicke kleine Frau stand auf der Schwelle. Sie trug ein braunes
Seidenkleid und darüber einen Seehundmantel. Ihr Gesicht war pausbäckig, und
ihre Augen waren in dicke Fettpolster eingebettet.
    Sie
strahlte den Butler an. »John, mein Lieber«, sagte sie mit charmantem Lachen.
»Erkennen Sie mich nicht?«
    Rainbirds
Herz machte einen Purzelbaum. Diese Stimme und dieses Lachen kannte er. Sie
gehörten zu Felice, der Kammerzofe, die sein Herz gebrochen hatte und nach
Brighton gegangen war, um sich zu verheiraten. Fassungslos schaute er sich um -
er hatte den Verdacht, dass man ihm einen Streich spielte, und erwartete, dass
Felice hinter dem breiten Rücken dieser Matrone hervorgetänzelt kam.
    »Ich
bin es. C'est moi! Felice.«
    »Kommen
Sie herein, Felice«, sagte Rainbird und trat zurück. Während die anderen in
Rufe der Überraschung ausbrachen und Felice mit Fragen überschütteten,
betrachtete Rainbird heimlich die Liebe seines Lebens. Er konnte einfach nicht
glauben, dass es wirklich Felice war. Er schloss die Augen, und als er ihre
Stimme hörte, wollte er, dass diese kleine dicke Frau wegging und die wirkliche
Felice an ihrer Stelle zurückließe. Aber als er die Augen wieder öffnete, war
sie immer noch da und lachte und machte viel von sich her und protzte vor Mrs.
Middleton mit ihrem Pelzmantel. Und sie war immer so still, wunderte er sich
insgeheim.
    Sie
erzählte und erzählte, was für einen guten Mann sie hatte. Ihr Jack war ein
Ratsherr, und es ging ihm recht gut, Gott sei Dank. Sie hatte viel Umgangsenglisch
aufgeschnappt, und ihre Stimme war ein bisschen vulgärer geworden.
    Sie
plapperte ungefähr eine Stunde lang, ohne auch nur einmal Luft- zu holen.
Dann sagte sie neckend zu Rainbird: »Meine Güte, John, Sie sagen ja kein Wort.«
Sie wandte sich an die anderen und kicherte. »Mr. Rainbird war mal ganz schön
in mich verknallt, nicht wahr?«
    Rainbird
knirschte mit den Zähnen. Er haßte sie. Er hatte sie mit einer schönen und edlen
Leidenschaft geliebt, einer Leidenschaft, die diese schreckliche pummelige Frau
mit dem Wort »verknallt« ganz unzureichend beschrieb.
    Manuel
kam herein und sagte kurz angebunden. »Rheinwein und Selters für Mylord.«
    »Nimm's
dir selbst«, sagte Rainbird.
    Felice
schaute Manuel durchdringend an und sprach ganz schnell Französisch mit ihm. Er
sah sie mit unbewegter Miene an.
    »Er ist
kein Franzose«, sagte Joseph. »Er ist Spanier.«
    Felice
zog die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts mehr. Sie küsste Rainbird, der
zusammenzuckte, auf die Wange und verabschiedete sich mit viel Seidengeraschel,
eine Wolke von Moschusduft hinterlassend.
    Sie
machten sich alle irgendwie zu schaffen, um nicht mit Rainbird sprechen zu
müssen, weil er ihnen so leid tat. Nur Mrs. Middleton war froh. Sie hegte immer
noch eine zarte Zuneigung zu dem Butler. Sie war tief gekränkt gewesen und
hatte in ihr Kissen geweint, als er sich in diese Frau verliebt hatte. jetzt
hatte Rainbird Felice gesehen, wie sie wirklich war. Es ist furchtbar, wie Fett
eine Frau entstellen kann, dachte Mr. Middleton und beschlöss auf der Stelle,
sich am nächsten Zahltag ein neues Korsett zuzulegen.

    Nach ein paar
Stunden, die sie mit einem Schaufensterbummel verbracht hatte, machte es sich
Felice in der Kutsche nach Brighton mit dem angenehmen Gefühl, ihre Sache gut
gemacht zu haben, bequem. Sie genoss es, pummelig zu sein, und ihr Gatte, der
in sie vernarrt war, nannte sie »seinen molligen Armvoll«. Aber sie hatte oft
an John Rainbird gedacht, und obwohl ihre praktische französische Seele
unsterbliche Liebe ohne Geld für
    Zeitverschwendung
hielt, forderte ihr Gewissen sie schließlich nachdrücklich auf, sich mit allen
Kräften zu bemühen, Rainbirds Leidenschaft einen

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