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04 - Herzenspoker

04 - Herzenspoker

Titel: 04 - Herzenspoker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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aus
farbigen Taschentüchern hervorzauberte. Während Rainbird mit zwei Tellern,
einem Kerzenleuchter und drei Bällen jonglierte, verließ Joseph den Raum und
kam mit sechs Holzfackeln zurück. Das Licht ging aus, die Fackeln wurden
angezündet, und Rainbird jonglierte mit ihnen, bis sie einen Feuerring um ihn
herum bildeten. Nicht einmal Joseph, der schon erlebt hatte, wie Rainbird
dieses Kunststück an den langen Winterabenden in der Clarges Street vorführte,
konnte mit seiner Begeisterung hinterm Berg halten und begann zu applaudieren.
    Lord
Guy schaute verblüfft zu. Was für ein außergewöhnlicher Butler, dachte er.
Vielleicht sind alle Diener erstaunlich begabt, und wir finden es nur nie heraus,
weil wir sie als notwendiges Zubehör zum Haushalt betrachten und nicht weiter
über sie nachdenken.
    Rainbirds
letztes Kunststück bestand darin, aus seinem Dreispitz für jedes Kind ein
Geschenk hervorzuzaubern: Spielzeugsoldaten für die jungen und schön
geschnitzte Bauernhoftiere für die Mädchen.
    Die
Kindermädchen und Gouvernanten, nach denen die geplagten Herrinnen auf dem
Höhepunkt des Trubels geschickt hatten, die jedoch erst kurz nach Lord Guy
eingetroffen waren und feststellen mussten, dass die Schlacht schon geschlagen
war, warteten mit strengen Gesichtern in der Halle. Sie wussten, dass sie
unumschränkt herrschen konnten, wenn sie ihre Schützlinge erst wieder unter
ihrer Obhut im Kinderzimmer hatten. Eltern, so dachten sie, seien ein
notwendiges Übel. Sie sähen ihre Sprösslinge kaum, und wenn doch einmal,
verwöhnten sie sie derart, dass es mehrere Wochen dauerte, bis die Kinder
wieder gehorchten.
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    Die
Mütter der Kinder verabschiedeten sich mit zahlreichen Liebesbezeigungen für
»ihre liebe Miß Jones«.
    Rainbird
packte mit Josephs Hilfe in aller Eile seine Requisiten zusammen und wollte bald
aufbrechen. Peter und Amy waren", in das Kinderzimmer hinaufgebracht
worden. Esther wußte, dass sie mit Lord Guy allein sein würde, wenn sie nicht
schnell etwas, unternahm. Selbst die sonst so rücksichtsvolle Miß Fipps harte,
gemurmelt, dass sie sich nach all der Aufregung hinlegen müsse, und sich
hinausgeschlichen.
    »Es war
wohl ein Scherz«, sagte Esther unsicher. »Dass wir... spazierenfahren ... meine
ich.«
    »Ganz
im Gegenteil«, sagte er. »Holen Sie Ihren Hut und kommen Sie mit. Ich werde
Ihrem Ansehen in der Gesellschaft keinen Schaden zufügen, Miß Jones.«
    »Nicht,
dass ich Ihnen nicht dankbar wäre«, sagte Esther. »Ich bin es durchaus. Sehr
sogar. Wie kam es denn in Wirklichkeit dazu, dass Sie in einem so passenden
Augenblick erschienen?«
    »Ich
bin zufällig, vorbeigefahren und habe den Lärm gehört. Sie brauchen mir nicht
zu danken. Es genügt, wenn Sie mit mir, spazierenfahren.«
    »Also
gut«, murmelte Esther ungnädig und dachte, dass eine:
    Spazierfahrt
ja nicht lange dauern würde und offensichtlich der einfachste Weg war, ihn
loszuwerden.
    Ein
belustigtes Lächeln spielte um Lord Guys Lippen, als er ihr nachschaute, wie
sie die Treppe hinaufging. Dann trat er aus dem Haus und blickte um sich.
    Manuel
stand auf dem Gehsteig.
    »Meine
Kutsche«, befahl Lord Guy. »Wenn Mr. Roger sie genommen hat, hol sie und bringe
sie hierher. Ich will meinen, Rennwagen, nicht die geschlossene Kutsche.«
    »Sehr
wohl, Mylord.«
    Lord
Guy ging wieder zurück ins Haus und setzte sich hin, um zu warten.
    Nach
einer halben Stunde kam Esther wieder herunter. Sie trug ein neues Tageskleid
aus saphirblauem Merino, das mit Samt abgesetzt war. Auf ihren pomadisierten
roten Locken saß ein fescher kleiner Tschako.
    Lord
Guy machte eine tiefe Verbeugung. »Sie sehen großartig aus«, sagte er leise.
    »Ich
fürchte, ich kann nicht behaupten, In Modefragen sehr bewandert zu sein«, sagte
Esther. »Aber ich habe kürzlich eine Gesellschafterin, eine Miß Fipps,
eingestellt, die außerordentlich geschickt in der Auswahl von Kleidern ist.
Haben Sie Miß Fipps heute kennengelernt?«
    »Ah,
ich glaube, ich höre meine Kutsche«, sagte Lord Guy und ignorierte die Frage.
    Sie
gingen hinaus. Lord Guy schickte seinen Kutscher weg, da er selbst fahren
wollte. Manuel blieb auf dem rückwärtigen Trittbrett stehen.
    »Nein,
Manuel«, sagte Lord Guy. »Ich brauche dich auch nicht. Geh hinein und hilf
Rainbird seine Sachen in die Clarges Street zurückzutragen.«
    Während
Lord Guy Esther in den Rennwagen half und dann selbst hinaufkletterte und die
Zügel ergriff, pressten sich zwei kleine Gesichter hoch über

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