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04 - Herzenspoker

04 - Herzenspoker

Titel: 04 - Herzenspoker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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den anderen her.
    Esthers
Lippen begannen zu zittern. Amy und Peter, dachte sie, ich habe ihre
Zukunftsaussichten zerstört. Sie ging die Stufen hinunter. Miß Fipps schluchzte
in ihr Taschentuch. Esther fühlte sich todunglücklich.
    Ein
letzter Schlag und ein Schrei hinter ihnen verkündeten das Ende des Kampfes.
Lord Guy und Mr. Roger holten sie ein.
    Vor
dem, Opernhaus wandte sich Esther an Lord Guy und hielt ihm die Hand hin.
»Vielen Dank, dass Sie sich für mich eingesetzt haben, Mylord«, sagte sie. »Ich
rechne nicht damit, dass ich Sie noch einmal sehe.«
    Bevor
Lord Guy antworten konnte, kam ein Wachmann auf knarrenden Sohlen herbei.
»Seien Sie vorsichtig«, sagte er. »Es hat einen Volksaufstand gegeben.«
    »Was
ist denn diesmal los?« fragte Mr. Roger.
    »Sir
Francis Burdett«, sagte der Wachmann und begann die Sachlage zu erklären. Sir
Francis, ein populärer Reformer, hatte die Theorie aufgestellt, dass das
Unterhaus kein Recht habe, jemanden gefangenzunehmen. Nun hatte es aber Sir
Francis' Theorie widerlegt, indem es ihn in den Tower sperrte. Die Londoner
Volksmassen waren empört und schrien nach Blut.
    Lord
Guy dachte rasch nach. »Wir fahren lieber alle mit meiner Kutsche«, sagte er zu
Esther. »Vielleicht kommen wir nicht sehr weit.«
    Esther
war mittlerweile viel zu entmutigt, um zu widersprechen. Manuel und ein
Stallknecht fuhren mit Lord Guys Kutsche vor. Lord Guy schickte Manuel zu Fuß
in die Clarges Street und beauftragte ihn, sich davon zu überzeugen, dass alle
Fensterläden geschlossen würden.
    Nachdem
er zwei Sattelpistolen hervorgekramt hatte, half er den Damen in das
Kutscheninnere. Er kletterte auf den Kutschbock, und Mr. Roger nahm neben ihm
Platz.
    Lord
Guy übergab Mr. Roger eine Pistole und behielt die andere in der Hand.
    »Warum
hast du es nicht verhindert?« wollte Mr. Roger wissen.
    »Weil
sie eher in meine Arme fällt, wenn sie von ihrem hohen Sockel stürzt, Tommy.
Ich weiß, wie ich ihren guten Ruf wiederherstellen kann, aber vorher will ich
sie zur Frau.«
    »Ich
hoffe, dass mich nie eine dieser großen Leidenschaften überfällt«, meinte Mr.
Roger. »Es wäre mir viel zu anstrengend.«
    »Keine
Sorge«, grinste Lord Guy. »Es gibt eine ausgleichende Gerechtigkeit. Halt dich
fest, Tommy. Ich will mich an die Nebenstraßen halten.«
    Zuerst
dachten sie, sie hätten Glück und, die aufgebrachten Volksmassen beschränkten
ihre Aktivitäten auf die Gegend um Westminster oder den Tower, aber als sie in
den Berkeley Square einbogen, wurden sie von allen Seiten von einer lärmenden
und gefährlichen Menge umringt.
    »Ich
schieße über ihr Köpfe hinweg«, rief Mr. Roger.
    »Nein«,
sagte Lord Guy. »Ich habe eine bessere Idee.«
    Er
brachte die Kutsche zum Stehen und stellte sich auf den Kutschbock. Dann hob,
er die Arme und rief: »Aus dem Weg, Freunde, ich habe ein Choleraopfer im
Wagen.«
    Cholera.
Das grauenhafte Wort löste Angst und Schrecken aus. Die Rädelsführer wichen vor
der Kutsche zurück und stolperten in der Hast über die Leute hinter ihnen.
    »Sie
werden sich ganz schnell besinnen und merken, dass festlich gekleidete Damen,
die von der Oper kommen, keine Choleraopfer sind«, meinte Lord Guy. »Aber
vielleicht gelingt es uns, Esther sicher nach Hause zu bringen.«
    Vor
Esthers Haus rief er den Damen zu, sie sollten schnell aussteigen. »Geh mit ins
Haus und bleib bei ihnen«, sagte er zu Mr. Roger. »Ich versuche, so schnell wie
möglich zurück zu sein.«
    »Wohin
fährst du?«
    »Zum
Stall. Ich lasse die guten Tiere nicht von dem Pöbel quälen und verschrecken.«
    »Dann
beeil dich«, rief Mr. Roger und sprang herab. »Ich glaube, ich höre sie
zurückkommen.«

Zehntes Kapitel

    Esther hatte
zunächst eine Menge zu erledigen. Sie musste ihrer Haushälterin, Mrs.
Troubridge, sagen, dass Charlotte soeben überraschend vom Land gekommen sei.
Man musste ihr ein Zimmer im Dienstbotentrakt anweisen, ein bedrucktes
Kattunkleid geben und ihr ihre Aufgaben für den nächsten Tag erklären. Dass
Charlotte beinahe als Freudenmädchen feilgeboten worden wäre, wurde mit keiner
Silbe erwähnt.
    Dann
überredete Esther Mr. Roger, über Nacht zu bleiben. Obwohl man ihm ein Zimmer
herrichtete, wollte er wach und bewaffnet bleiben, falls die aufgebrachten
Volksmassen versuchten, ins Haus zu dringen.
    Amy und
Peter waren so aufgeregt, dass sie nicht gleich einschlafen konnten. Sie hatten
die Ankunft der Kutsche vom Fenster aus beobachtet, und Lord Guy war in ihren
Augen

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