04 - Herzenspoker
darin zu baden, sah er die Halsbinden.
In
diesem Moment war Manuel in die Küche gekommen und hatte eine saubere Halsbinde
für Mylord verlangt. Und da stellten sie fest, dass ihnen der spanische Diener
sämtliche Halsbinden für Lord Guy gegeben hatte, zusammen mit all denen, die
Mr. Roger gehörten, und dass jetzt alle Halsbinden leuchtend rosa waren. Die
Diener wurden in ganz London herumgeschickt, um neue Halsbinden zu kaufen,
während Lord Guy äußerst verstimmt über die Verzögerung war. Er wußte nicht, ob
er sich mehr über Joseph oder mehr über Manuel ärgern sollte, weil der
spanische Diener aus irgendeinem unerfindlichen Grund zusammen mit den
schmutzigen Halsbinden mindestens sechs saubere zum Waschen in die Küche
gegeben hatte. Es war Angus MacGregor, dem es schließlich gelang, einen
Ladenbesitzer von seinem Abendessen im Familienkreis wegzuzerren und neue
Halsbinden zu kaufen.
Lord
Guy machte sich daraufhin mit Mr. Roger in die Oper auf. Dieser versuchte, ihn
mit dem Hinweis zu trösten, dass sie kurz vor Schluss der Aufführung da sein
würden, ja, sogar schon in der zweiten Pause.
Esther empfing
während der ersten Pause zahlreiche Besucher in ihrer Loge, von denen die
meisten gerade angekommen waren. Unter den Besucherinnen war auch Lady Jersey,
eine Schirmherrin von Almack's Modeball. Miß Fipps war überglücklich. »Es wird
jetzt keine Schwierigkeiten mehr mit Ihren Eintrittskarten geben«, flüsterte
sie, nachdem Lady Jersey gegangen war.
Miß
Fipps war froh darüber, dass Esther zwar während des nächsten Aktes in Gedanken
verloren zu sein schien, dass ihre Blicke aber nicht mehr zu den Mittellogen
schweiften.
Und so
hatte Miß Fipps keinerlei böse Ahnung dass Esther die soziale Ächtung
bevorstand, als diese zu Beginn der zweiten Pause murmelte, sie gehe für ein
paar Minuten nach draußen.
Erst
als Lord Guy und Mr. Rogers eintrafen und fragten, wo Esther sei, begann sich
Miß Fipps Sorgen zu machen.
»Miß
Jones sagte, dass sie nur einen Moment nach draußen gehe«, sagte sie.
»Dann
warten wir eben«, meinte Mr. Roger. »Wahrscheinlich sucht sie eine Freundin
auf.«
»Sie
hat keine«, sagte Lord Guy kurz und treffend und hob sein Glas, um das
Opernhaus in Augenschein zu nehmen.
»Mein
lieber Carlton«, sagte Miß Fipps ganz schockiert. »Sie hat doch mich!«
Lord
Guy fiel auf, dass einige Herren, die aus dem Foyer in ihre Logen
zurückkehrten, in höchster Aufregung zu sein schienen. Sie beugten sich zu
ihren Begleiterinnen hinunter und flüsterten mit ihnen, und dann wandten sich
alle Augen begierig auf, Esthers Loge.
»Wie
kommt es«, fragte Lord Guy und ließ sein Opernglas sinken, »dass ich das
unbehagliche Gefühl habe, dass es meine geliebte Braut gerade geschafft hat,
jedermann zu schockieren und Schande über sich zu bringen?«
»Ach du
meine Güte«, schreckte Miß Fipps auf. »Sie wird doch nicht etwa!«
»Wird
doch nicht was?« fragte Mr. Roger.
»Sie
war ganz verstört darüber, dass eine der Damen von zweifelhaftem Ruf in den
Mittellogen eine junge Unschuld zur Schau stellte. Sie hat mich gefragt, ob die
Herren in die Loge kommen, um ihre Angebote zu machen, und ich habe ihr
geantwortet, dass sie wahrscheinlich in der zweiten Pause im Foyer herumgeführt
werde. Aber Miß Jones würde niemals ...«
»Doch,
sie würde«, rief Lord Guy. »Zum Teufel!«
Er
sprang auf, aber in diesem Moment öffnete sich die Tür an der Rückseite der
Loge, und Esther trat ein, das kleine Mädchen vom Land vor sich her schiebend.
»Ich
habe ein neues Hausmädchen engagiert«, sagte sie selbstgefällig. »Das ist
Charlotte. Bitte, setz dich hinter mich, Charlotte.« Das Mädchen tat brav, wie
ihm geheißen. Miß Fipps wedelte heftig mit dem Fächer und schaute Lord Guy
hilfeflehend an.
»Gehe
ich recht in der Annahme, Miß Jones«, sagte Lord Guy, »dass Sie die
Tollkühnheit besessen haben, diese blonde Mädchenblüte vor der Zurschaustellung
zu bewahren?«
»Ja«,
sagte Esther, »und es hat mich in größte Verlegenheit gebracht. Es ist
unglaublich, wie gefühllos die Leute sind. Ich habe mich an einige der Herren
um Hilfe gewandt, und sie haben mich behandelt ... nun, äußerst unhöflich. Ich
war gezwungen, zwei von ihnen zu ohrfeigen und einem dritten einen Fußtritt zu
versetzen. Glücklicherweise habe ich immer viel Geld bei mir. Das arme Mädchen
hat mich hundert Guineen gekostet. Können Sie sich das vorstellen? Nicht mehr,
als ich für die Stute bezahlt habe. Die
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