04 - Herzenspoker
er. Weil sie ein blaues Kleid trug, schimmerten
sie blau. Sie schienen die verschiedenen Farben ihrer Kleider anzunehmen. Er
war ihr ganz nahe, weil sie am Kamin saß, sein Gesicht befand sich fast auf
gleicher Höhe mit ihrem.
Vom
Platz draußen hörte man es lärmen, und dann knallten Schüsse. Esther schauerte
zusammen.
Er
beugte sich nach vorne und nahm ihr Gesicht zärtlich in die Hände.
»Nein«,
flüsterte Esther.
Mit
seinen, schmalen Fingern streichelte er ihr Gesicht. »Wenn du mich liebtest«,
sagte er leise, »dann könnte der Pöbel da draußen London abbrennen, es würde
dir nichts ausmachen. Es gibt noch eine andere Art von Glühen und Brennen,
meine liebe Esther. Komm, lass mich dein Lehrer sein.«
»Ich
möchte Ihre unanständigen Kunstgriffe nicht kennenlernen«, sagte Esther mit
einer Stimme, die zitterte.
»Und
ich würde sie dir auch nicht beibringen«, sagte er heiser. »Ich würde dir
beibringen, mich zu lieben.« Vor ihr kniend, hielt er sie bei den Schultern und
küsste ihren Mund. Sie wollte sich wehren, doch in diesem Moment krachte ein Schuss
gegen die Fensterläden, und sie fiel ihm mit einem Schreckensschrei in die
Arme.
Er zog
sie auf den Kaminvorleger herunter und drückte seine Lippen auf ihre. Esther
fühlte, wie sich ihre Sinne verwirrten. Benommen schaute sie über seine
Schulter, und das strenge Gesicht des Reformators über dem Kamin starrte sie
an.
Wieder
traf ein Schuss die Fensterläden. »Die Kinder!« rief Esther und riss sich los.
»Es
geht ihnen sehr gut«, sagte er. »Kinder schlafen so fest, dass sie nichts
hören. Oh, küssen Sie mich doch wieder, meine gestrenge Miß Jones. Ihr Mund ist
so süß, ich möchte mich darin verlieren.«
Esther protestierte leise stöhnend, als seine
geübten Hände und sein erfahrener Mund sich ihrer Sinne bemächtigten. Er küsste
sie wieder und wieder, zärtlich und drängend. Sie bemerkte, dass er eine Menge
anhatte, verglichen mit ihrem eigenen dünnen Gewand, das keinen Schutz vor
seinen tastenden-Händen und seinem suchenden, forschenden Mund bot. Als
die Flammen im Kamin höher schlugen, zog er Esther ein bisschen weg vom Feuer.
Dann setzte er sich auf und legte seine Halsbinde und sein Jackett ab. Seine
Weste schleuderte er in die Ecke.
»Nein,
das dürfen Sie nicht ... das können Sie nicht«, stammelte Esther und versuchte,
gegen ihre Widerstandslosigkeit anzukämpfen.
Er
lachte in ihre verschleierten Augen, als er sich das Hemd auszog.
»Bringt
sie um! Brennt sie ab!« schrie draußen eine Stimme.
»Hören
Sie auf!« flüsterte Esther. »Bitte hören Sie auf.«
Aber
seine Hände hatten die Bänder, die ihr Kleid hielten, schon gefunden. Es glitt
über ihre Schultern hinab und entblößte ihre Brüste. Sie legte die Arme darüber
und versuchte, sie zu bedecken, aber er lächelte sie zärtlich an und sagte:
»Ich will sie für dich verstecken.«
Er zog
sie wieder in die Arme und drückte ihren nackten Busen an seine entblößte
Männerbrust.
Die
Wirkung auf Esthers Sinne war verheerend. Aller Widerstand schwand, und sie
erwiderte seine Küsse mit wilder Leidenschaft.
Von
draußen war eine Gewehrsalve zu hören, als das Militär eintraf, um den Aufstand
zu unterdrücken. Es ertönte lautes Rufen und Schreien, aber Miß Esther Jones
lag taub und blind für die Welt in Lord Guy Carltons Armen. Und was Lord Guy
betraf, so suchten ihn keine schrecklichen Wahnvorstellungen von Schlachten
mehr heim. Er liebkoste ihre Brüste, und Esther erschauerte vor Wollust -
ein Gefühl, für das sie bisher nur Verachtung gehabt hatte. Unvermittelt
richtete er sich ein wenig auf und schüttelte sie leicht.
»Nicht
aufhören«, flehte sie.
»Heirate
mich morgen.«
»Oh,
Carlton ...«
»Mein
Name ist Guy. Heirate mich morgen. Ich möchte dich im Ehebett haben und
nirgends sonst. Heirate mich!«
»Ja«,
sagte Esther. »0 ja.«
»Wir
werden hier heiraten, eine kleine Hochzeit, und wenn in London wieder geordnete
Verhältnisse herrschen, werden wir in der Kirche heiraten.«
»Du, in
der Kirche?« fragte Esther. »Weißt du, Mylord, dass es als furchtbar altmodisch
gilt, in der Kirche zu heiraten?«
»Ich
will dich, Esther Jones, vor den Menschen und vor Gott. Küss mich noch einmal
und schick mich dann weg. Ich komme morgen mit dem Prediger zurück. Ich wage
nicht zu bleiben, weil ich nicht fähig wäre, meine Hände von dir zu lassen.«
Der
Lärm auf dem Platz draußen verebbte allmählich. Lord Guy zog sich an, gab
Esther einen
Weitere Kostenlose Bücher