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04 - Herzenspoker

04 - Herzenspoker

Titel: 04 - Herzenspoker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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jetzt ein noch größerer Held. Esther brachte es nicht übers Herz, ihnen
von ihrer Schande zu erzählen - einer Schande, die ihre Verlobung mit
Lord Guy sicherlich beenden würde. Das Blatt hatte sic vollständig gewendet.
jetzt war es Miß Esther Jones, die nicht würdig war, die Braut von Lord Guy
Carlton zu sein.
    Esther
zog ein leichtes blaues Musselinkleid an und ging dann nach unten in den
düsteren Salon. Voller Unruhe wartete sie und hoffte, dass Lord Guy unverletzt
dem Mob entkommen war und sie an diesem Abend noch einmal besuchen würde.
    Mr.
Roger, der mit der Pistole im Schoß am Kamin saß, raffte sich zu einer ziemlich
mühseligen Unterhaltung auf. Nach einer Weile fielen ihm jedoch die Augen zu,
und er machte ein Nickerchen. Ein donnerndes Klopfen an der Haustür ließ ihn
wieder hochschrecken.
    »Nein«,
sagte er, als Esther aufstand, »es ist besser, wenn ich hingehe.«
    Er ging
in die Halle und stieß den Butler, Graves, der ganz grau vor Angst war, zur
Seite.
    »Wer
ist da?« rief Mr. Roger.
    »Ich
bin es, Carlton«, ertönte Lord Guys Stimme.
    Mr.
Roger entriegelte die Tür und öffnete sie. Lord Guy kam hereingeschlendert. Er
hatte sich umgezogen und trug jetzt Reitkleidung - eine Rindlederjacke,
Lederkniehosen und hohe Schaftstiefel.
    »Tommy«,
sagte er, »ist Miß Jones schon zu Bett gegangen?«
    »Nein,
sie ist im Salon.«
    »Ich
glaube, es wäre klug, wenn du dich in die Clarges Stree aufmachen würdest. Die
Empörung scheint sich im Moment etwas gelegt zu haben. In der Clarges Street muss
jemand da Haus bewachen. Versuche, wenn du kannst, herauszukriegen warum Manuel
mich daran hindern wollte, in die Oper zu gehen Ich kann mir nicht vorstellen,
dass er aus purer Dummheit all meine Halsbinden zum Waschen gegeben hat. Wo ist
Miß Fipps?«
    »Sie
hat sich zurückgezogen. Der Abend war ein bisschen vie für sie. Sie hat das
Gefühl, Miß Jones im Stich gelassen zu haben weil sie sie nicht daran gehindert
hat, sich bloßzustellen.«
     »Ich
glaube nicht, dass sich, Miß Jones auch nur im geringste bloßgestellt hat. Wir
können das Blatt wenden, sobald der Volks aufstand vorüber ist. Überlasse mit
in der Zwischenzeit das Feld, wenn du verstehst, was ich meine, und richte dich
darauf ein, in kürzester Zeit als Brautführer tätig zu werden.«
    Mr.
Roger zwinkerte mit den Augen und ging in die Nacht hinaus.
    Lord Guy
wandte sich an den wartenden Butler. »Ich bin überzeugt, dass wir Ihre Dienste
heute abend nicht mehr benötigen, Graves«, sagte er. »Aber schlafen Sie in
Ihren Kleidern und weisen Sie die anderen Diener an, es genauso zu machen -
für den Fall, dass wir angegriffen werden.«
    »Sehr
wohl, Mylord«, antwortete Graves.
    Lord
Guy schlenderte in den Salon und betrachtete Esther, bevor er sich setzte.
    »Oh,
meine Liebe«, sagte er. »Was haben Sie denn mit Ihren Haaren gemacht?«
    »Wie
meinen, Mylord«, entgegnete Esther mit einem unsicheren Lächeln. »Ganz London
schwebt in Gefahr, und Sie kümmern sich um die Haare einer Dame.«
    »Die
wichtigste Sache der Welt«, sagte er liebevoll. »Nun, meine Liebe, das war das
kürzeste und dramatischste Debüt, das ich je erlebt habe.«
    »Verspotten
Sie mich nicht«, sagte Esther. »Wenigstens kann ich Sie jetzt guten Gewissens
von unserer Verlobung entbinden.«
    »Nein,
das können Sie nicht«, meinte er ernst. »Denken Sie nur an die arme Amy und an
Peter.«
    »Sie
sind jung und vergessen schnell.«
    »Aber
die Gesellschaft wird niemals vergessen«, sagte Lord Guy und schickte ein
Stoßgebet um Vergebung zum Himmel, da er sich sicher war, dass der Schrecken
über den Volksaufstand Esthers skandalöses Benehmen bereits aus dem Gedächtnis
der Gesellschaft gelöscht hatte. Die Angst, dass in Britannien eine Revolution
wie die, die Frankreich erschüttert hatte, ausbrechen könnte, war immer
gegenwärtig. »Sie tun besser daran, mich zu heiraten«, sagte er. »Wir gehen ins
Ausland, und wenn wir zurückkommen, ist alles vergeben und vergessen.«
    »Ich
dachte, Sie sagten, die Gesellschaft wird niemals vergessen«, entgegnete Esther
scharf.
    »Habe
ich das gesagt? Ich meinte, eine Weile. Meiner Treu, die Nacht ist kühl, und
Sie sind so reizend in dünnen Musselin gekleidet.«
    Er ging
zum Kamin hinüber und kniete sich davor, um Holzscheite und Kohle nachzulegen.
Dann lehnte er sich zurück, hockte sich auf die Fersen und schaute sie an. Zum
ersten Mal bemerkte er die Anspannung in ihren Augen.
    Es sind
seltsam schöne Augen, dachte

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