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04 - Herzenspoker

04 - Herzenspoker

Titel: 04 - Herzenspoker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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harten Kuß auf die Lippen und verabschiedete sich.
    Zehn
Minuten später weckte er in der Clarges Street Nr. 67 die Dienerschaft und Mr.
Roger und unterrichtete sie von der bevorstehenden Hochzeit. Alle begrüßten die
Nachricht mit großer Freude. Rainbird rannte die Treppe hinunter, um Champagner
zu holen. Nur Manuel stand grimmig und schweigend da. Er sah alle seine
Hoffnungen und Träume schwinden. Als die Feier vorbei war und er mitbekommen
hatte, wie Mr. Roger Lord Guy neckte, weil er sich nicht darum gekümmert hatte,
dass man vor der Hochzeitsnacht nicht mit der Braut allein sein durfte, und als
Dienerschaft und Herrschaft schließlich glücklich zu Bett gegangen waren, blieb
Manuel im vorderen Salon beim verglimmenden Kaminfeuer zurück und schmiedete
seine Pläne.
    Am
folgenden Morgen öffnete Graves hohlwangig und bleichgesichtig die Haustür und
hörte sich müde an, wie der spanische Diener sagte, er habe eine dringende
Botschaft für Miß Jones von Lord Guy Carlton zu überbringen. Vergeblich
protestierte Mr. Graves, dass es zu früh am Tage sei. Manuel war unerbittlich.
Miß Jones wäre aufs äußerste erzürnt, wenn sie die Botschaft von Mylord nicht
erhielte.
    Als
Esther schließlich in ihrem Hauskleid nach unten kam" sagte Manuel mit
einem Blick auf Graves, er wolle lieber unter vier Augen mit ihr sprechen.
    »Also
gut«, meinte Esther, die den Diener voller Abneigung betrachtete. Ob sie Guy
wohl überreden konnte, ihn zu entlassen, wenn sie verheiratet waren?
    Im ersten
Moment konnte sie überhaupt nicht begreifen, was Manuel ihr mitteilte. Sie
schüttelte verwirrt den Kopf und fragte ihn noch einmal: »Es tut mir leid. Ich
bin so furchtbar müde. Was sagen Sie?«
    »Ich
sage, dass Mylord heute nach Portugal aufbricht«, wiederholte Manuel.
    »Aber
wir wollen heute heiraten!«
    Manuel
schüttelte traurig den Kopf. »Gestern Abend hat er sich furchtbar lustig
darüber gemacht, mein Mylord. >Sie denkt, ich will sie heiraten<, hat er
immer wieder gesagt und gelacht, und die Diener haben alle gelacht und
Champagner getrunken. Mylord sagt, er würde was dafür geben, wenn er Ihr
Gesicht sehen könnte, wenn Sie erfahren, dass er weg ist.«
    »Ich
glaube Ihnen nicht«, sagte Esther mit weißen Lippen.
    »Madam,
das ist eine schmerzliche und äußerst unangenehme Aufgabe für mich. Wenn ich
lüge, verliere ich meine Stellung und stehe in diesem fremden Land allein da.
Warum sollte ich also lügen?«
    »Lassen
Sie mich bitte allein«, sagte Esther. »Ich muss nachdenken.«
    »Gehen
Sie weg, Madam«, sagte Manuel. »Bleiben Sie nicht in London, damit die
Gesellschaft nichts von Ihrer Demütigung erfährt. Gehen Sie weg! Gehen Sie
schnell!«
    »Lassen
Sie mich allein!« schrie Esther ihn an.
    Manuel
schlüpfte hinaus, aber er begab sich nur auf die gegenüberliegende Seite des
Platzes, wo er wartete und das Haus beobachtete.
    Er war
ein verzweifelter Mann, und die Verzweiflung machte ihn blind. Wäre Esther eine
Lady gewesen, die sich mit den Gepflogenheiten der Gesellschaft auskannte, hätte
sie sofort im Hause ihres Verlobten vorgesprochen und eine Erklärung verlangt. Manuel
wußte gar nicht, wie sehr ihm die Umstände zu Hilfe kamen. Denn die tief gedemütigte
Esther konnte sich nur mit vor Scham brennenden Wangen an die Freiheiten
erinnern, die sie Lord Guy gewährt hatte. Ihr fiel der Skandal wieder ein, den
ihr Vater verursacht hatte, als er einem jungen Mädchen in der benachbarten Grafschaft
die Ehe versprochen hatte. Dieses erfuhr erst, als es geschändet und lächerlich
gemacht war, dass der Squire schon verheiratet war. Diese Wüstlinge sind doch
alle gleich, dachte Esther voll Erbitterung. Aber die Freude gönnte sie ihm
nicht, dass er herausfand, dass sie den ganzen Tag damit verbracht hatte, wie
eine dumme Gans auf den Prediger zu warten.
    Brighton.
Das war die Lösung. Sie würde nach Brighton fahren und die Kinder mitnehmen.
Aber da war auch noch Miß Fipps, und Miß Fipps war Lord Guys Cousine. Doch sie
hatte sich als liebevolle Freundin bewährt. Esther würde Miß Fipps alles erzählen,
wenn sie in Brighton ankamen. Wenn sie es ihr vorher erzählte, würde Miß Fips
bestimmt in die Clarges Street eilen, im Lord Guy zu sagen, was sie von ihm
hielt, und der erbärmliche Weiberheld würde erfahren, wie sehr sie, Esther,
verletzt war. Gott sei Dank hatte sie den Kindern, Miß Fipps und der
Dienerschaft noch nichts von der Hochzeit gesagt.
    Nach
zwei-Stunden wurde Manuel für sein Warten

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