04 Im Bann der Nacht
jedoch, das Schicksal ist noch nicht fertig mit dir «, warnte er sie mit reuevoller Stimme. »Nun gehe zu deinem Vampir. Ich gehöre nicht zu seiner Welt, und selbst ich kann seinen Schmerz fühlen …«
Anna merkte, wie sie anfing, aus dem Schloss zu treiben, und mit einem wehmütigen Lächeln beobachtete sie, wie ihr Urahn sich wieder in einen Wolf verwandelte.
Es war ihr herzlich egal, was das Schicksal vielleicht noch von ihr wollte. Sie hatte ihre Pflicht erfüllt, und sie hatte vor, sich nun ihre Belohnung abzuholen.
In den Armen ihres Vampirs.
Cezar kniete neben dem großen Bett in Styx’ Villa und vergrub seine Hände in Annas üppigem Haar.
Levet an seiner Seite forschte unruhig im Gesicht der bewusstlosen Frau. Er zuckte unbehaglich mit seinen zarten Flügeln, während er versuchte, den kalten Wellen der Verzweiflung zu entkommen, die von Cezar ausgingen.
Seine Unfähigkeit,Anna zu wecken, hatte Cezars Geduld bis zum Zerreißen auf die Probe gestellt, und er brannte
darauf, etwas oder jemanden zu töten, um seine Frustration zu lindern. Unglücklicherweise benötigte er im Augenblick die Fähigkeit des Gargylen, Magie zu spüren. Und das bedeutete, dass er im Moment nicht mehr tun konnte, als diese Kreatur mit eisigem Zorn anzufunkeln. Schade.
»Nun?«, knurrte er, was Levet mit einem nervösen Quieken zusammenfahren ließ.
Der Gargyle räusperte sich und bemühte sich, seine Stimme wiederzufinden. »Sie wirkt … recht gesund, finde ich.«
Cezar grunzte nur. Seine Hand strich zärtlich über Annas Wange und verweilte bei den verheilenden Wunden, die ihre weiche Haut verunstalteten. Er konnte selbst erkennen, dass sie gesund war. Ihr Körper würde nicht mit einer solchen Geschwindigkeit heilen, wenn sie nicht gesund wäre. Was er wissen musste, war, warum sie nicht erwachte, obgleich sie inzwischen weit von dem vermaledeiten Avalon entfernt war.
»Weshalb ist sie dann noch immer ohnmächtig?«, stieß er hervor. »Ist es Magie? Belegte Morgana sie mit einem Zauber?«
Levet legte seine Schnauze in Falten, und ein besorgter Ausdruck trat in seine grauen Augen. »Da gibt es etwas, das nach Feenvolk riecht, aber der Geruch ist …«
Cezar fauchte über die Unsicherheit des Gargylen. »Verdammt sollst du sein! Der Geruch ist was ?«
»Es riecht nach Salbei.«
»Was bedeutet das?«
»Das weiß ich nicht!«
»Wer weiß es dann?«, fuhr Cezar ihn an. Er war zornig, dass er schon so viel Zeit mit dem unfähigen Dämon vergeudet hatte.
Levet machte klugerweise einige Schritte von dem wütenden Vampir fort und bemühte sich noch immer um eine Antwort, als Anna sich unvermittelt regte.
»Cezar?«, fragte sie leise.
Wilde Erleichterung durchzuckte den Vampir. Er beugte den Kopf und berührte mit den Lippen den Puls an ihrer Schläfe. »Anna«, stieß er mit heiserer Stimme hervor und sog tief den Feigenduft ein.
Sie zwang sich, die Augen zu öffnen, und er erkannte, dass in den haselnussbraunen Augen Belustigung glitzerte.
»Lass den armen Levet in Ruhe.«
Nur ein Flügelschlagen war zu hören, und dann landete Levet mitten auf dem Bett. Auf dem hässlichen Gesicht war ein selbstgefälliger Ausdruck zu erkennen. »Mais oui!« Er tätschelte Annas Kopf mit einer kleinen Hand und streckte Cezar die Zunge heraus. »Lass den armen Levet in Ruhe!«
»Stelle dein Glück nicht auf die Probe«, knurrte Cezar. Er wandte den Blick nicht von Annas bleichem Gesicht ab. Dios. Er würde mit Freuden eine ganze Ewigkeit hier knien, nur um dieser Frau nahe zu sein.
» Du bist derjenige, der sein Glück auf die Probe stellt, Vampir«, gab Levet zurück.Wundersamerweise kehrte sein Mut zurück, nun, da er sich hinter Anna herumdrückte. »Du hättest ihn sehen sollen, Anna! Ich sitze in der Küche und genieße ein köstlich gebratenes Schwein - ich darf hinzufügen, dass ich gezwungen war, dieses Schwein ganz allein zu jagen und zu töten, ganz zu schweigen von der Zubereitung - und da kommt dieser wahnsinnige Vampir hereingestürmt und verlangt, dass ich alles stehen und liegen lasse, um …« Er verstummte abrupt, als die
Lampen im Raum zu glühen und dann zu flackern begannen, bevor die Glühbirnen in einem Glasregen zerplatzten.
In einem bemerkenswerten Tempo flog der Gargyle auf die Tür zu. »Ich geh ja schon, ich geh ja schon.«
Cezar wartete, bis sich die Tür hinter dem fliehenden Dämon schloss, und sah seine Gefährtin dann mit ernstem Blick an. »Wage es nicht zu lächeln, Anna Randal. Eines
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