04 Im Bann der Nacht
dass ich dich das nächste Jahrhundert lang zusammen mit Levet in eine Zelle sperre.«
Styx brach in schallendes Gelächter aus. »Diese Drohung wäre überzeugender, wenn Levet nicht zu der Ansicht gelangt wäre, er sei der Einzige, der imstande ist, Darcys verschwundene Schwester aufzuspüren. Er machte sich auf den Weg nach St. Louis, sobald Salvatore mir mitgeteilt hatte, Regan sei aus seiner Gewalt entkommen.«
»Großartig, nun gibt es also zwei wandelnde Pulverfässer, die durch die Südstaaten stürmen. Ich bin mir nicht sicher, ob die Einheimischen das überleben werden.«
»Du glaubst, Jagr sei ein wandelndes Pulverfass?«
Viper schaute seinen Anasso ungläubig an. Er rief sich die Nacht ins Gedächtnis, in der Jagr erstmals in seinem Versteck aufgetaucht war und um Asyl gebeten hatte.Viper war schon einer Unmenge an tödlichen Dämonen begegnet, von denen die meisten nichts anderes im Kopf hatten, als ihn zu töten. Aber bis zu jener Nacht hatte er niemals in die Augen eines anderen geblickt und nichts außer dem Tod gesehen.
»Ich glaube, unter seiner grimmigen Selbstbeherrschung steht er kurz davor, dem Wahnsinn zu verfallen.«
»Und dennoch erlaubtest du es ihm, ein Angehöriger deines Clans zu werden.«
Viper nickte nur. »Als er mich darum ersuchte, war ich zunächst geneigt, ihm diese Bitte abzuschlagen. Ich konnte spüren, dass er nicht nur gefährlich kurz davorstand abzustürzen, sondern dass er auch mächtig und aggressiv genug wäre, mich als Clanchef herauszufordern. Er ist von Natur aus ein Anführer, kein Untertan.«
»Weshalb hast du es ihm dann gestattet, Chicago zu betreten?«
»Weil er einen Eid ablegte, in sein Versteck abzutauchen und keine Schwierigkeiten zu machen.«
»Und?«, drängte Styx.
»Und ich wusste, er würde ohne den Schutz durch einen Clan nicht überleben«, gestand Viper widerstrebend. »Wir wissen beide, dass trotz deiner Versuche, die Vampire zu zivilisieren, manche Gewohnheiten zu tief sitzen, als dass sie von einem Tag auf den anderen zu ändern wären. Ein einzelgängerischer
Vampir mit dermaßen großer Macht erschiene jedem Chef als Bedrohung. Er hätte leicht vernichtet werden können.«
»Also gewährtest du ihm Gnade.«
Viper hielt inne. Es gefiel ihm nicht, als gefühlsduseliger Weichling hingestellt zu werden. Er war nicht wegen seiner Sensibilität oder irgendeines anderen emotionalen Unsinns Clanchef geworden. Er war der Anführer, weil die anderen Vampire befürchteten, er könne ihnen ansonsten jederzeit ihre untoten Herzen herausreißen.
»Das war keine Gnade, sondern eine gut kalkulierte Entscheidung«, knurrte er. »Ich wusste, dass er sich als außerordentlich wertvoller Verbündeter erwiese, falls jemals die Notwendigkeit bestünde. Natürlich nahm ich an, ich würde ihn als Krieger benötigen, nicht als Aufpasser für eine junge Werwölfin. Ich fühle mich nicht besonders wohl dabei, ihm gerade diese Aufgabe anzuvertrauen.«
Styx spielte nervös mit dem Medaillon, das er um seinen Hals gehängt trug. Auch er schien nicht annähernd so überzeugt von seiner Entscheidung, wie er Viper glauben machen wollte. »Regan muss gefunden werden, und Jagr verfügt nun einmal über die Fertigkeiten, die am besten geeignet sind, um sie aufzuspüren und in Sicherheit zu bringen! Und er besitzt noch eine wichtigere Eigenschaft.«
»Wohl kaum eine einnehmende Persönlichkeit.«
»Nein, aber die Tatsache, dass er die Qualen sehr genau kennt, die Regan erleiden musste.« Styx sah Viper mit ernster Miene an. »Besser als jeder von uns wird er verstehen, was Regan benötigt, nun, da sie von ihrem Peiniger befreit ist.«
Die Originalausgabe erschien 2009 unter dem Titel
Darkness Revealed (Guardians of Eternity, Book IV)
bei ZEBRA Books, New York
Deutsche Erstausgabe 12/2010
Copyright © 2009 by Debbie Raleigh
Published by Arrangement with KENSINGTON PUBLISHING CORP.,
NewYork, NY, USA
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2010 by
Diana Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Redaktion | Charlotte Paetau
Umschlagmotive | © Chris Strong/Stone/Getty Images
Umschlaggestaltung | t. mutzenbach design, München
Herstellung | Helga Schörnig
Satz | Christine Roithner Verlagsservice, Breitenaich
978-3-641-03982-0
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