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04 Im Bann der Nacht

04 Im Bann der Nacht

Titel: 04 Im Bann der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Alexandra
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hatte.
    Der merkwürdige Nebel wirbelte nun um den Wolf herum und verwandelte sich in die Gestalt eines großen Mannes in einer schweren Rüstung. Es war unmöglich, seine Gesichtszüge genau auszumachen, aber trotzdem nahm Anna das markante Gesicht und die grünen Augen wahr, die eine Mischung aus Zärtlichkeit und uraltem Bedauern erkennen ließen.

    »Anna«, sagte er und neigte förmlich den Kopf, um seinen unausgesprochenen Respekt zu zeigen.
    Anna hielt ihm die Hand hin, in der der leuchtende Smaragd lag. »Sag mir, was ich getan habe«, verlangte sie ohne Umschweife.
    Sie spürte seine Verwirrung. »Getan?«
    »Ist Morgana tot?«
    Der Nebel bewegte sich, und die Luft war plötzlich so kalt, dass Anna fröstelte. »Nein, sie ist sehr lebendig.«
    Anna verzog das Gesicht. Tief in ihrem Herzen hatte sie genau das befürchtet. Jetzt hätte sie das Juwel am liebsten auf den Boden gepfeffert! »Dann ist sie darin gefangen?«
    »Ihr Geist ist nun in dem Edelstein.«
    Anna entging die düstere Genugtuung in seiner Stimme nicht. Offensichtlich hatte Artus bei dem Gedanken, ein lebendes Wesen in einem Steinbrocken einzusperren, nicht so ein ungutes Gefühl wie sie. Na gut, er hatte auch jahrhundertelang auf diesen Tag gewartet. Das hätte wohl bei jedem das Mitgefühl etwas verkümmern lassen.
    »Hat sie Schmerzen?«, fragte Anna.
    Sie hatte den Eindruck, dass ihr Gegenüber gleichgültig mit den Schultern zuckte. »Es ist nur der Schmerz ihrer Enttäuschung. In ihrer Geistergestalt hat sie keine körperlichen Beschwerden.«
    »Kann sie daraus entkommen?«
    »Nur, wenn du dich dafür entscheidest, sie zu befreien.«
    Als ob sie sich nicht schon schlecht genug fühlte! Jetzt musste sie auch noch mit dem Wissen leben, dass sie an jedem Tag, den sie lebte, dafür verantwortlich war, diese Frau gefangen zu halten. »Na großartig«, murmelte sie.
    »Wäre es dir lieber, wenn Morgana tot wäre?«

    »Ich weiß nicht.« Anna sah ruhelos hin und her. »Es kommt mir bloß wie ein ziemlich schreckliches Schicksal vor.«
    »Es ist ein Schicksal, das weitaus freundlicher ist als das, welches Morgana le Fay ihren zahlreichen Opfern zukommen ließ«, knurrte Artus. »Sie hatte Glück, dass du es warst, die dazu auserkoren war, zuletzt über sie zu richten.«
    Anna erschauderte, als sie sich an Morganas Schreie erinnerte, die sie ausgestoßen hatte, als sie von der Macht des Smaragdes eingesogen worden war. Wahrscheinlich hatte die Elfenkönigin selbst nicht gerade den Eindruck, so viel Glück gehabt zu haben.
    Im Moment schien es allerdings keinen Zweck zu haben, diese Angelegenheit zu diskutieren. Anna wandte sich der Frage zu, die seit ihrer Konfrontation mit Morgana an ihr genagt hatte. »Warum ich?«, wollte sie wissen.
    »Ich mag nach den meisten Maßstäben alt und weise sein, Anna, aber nicht einmal ich kann die Launenhaftigkeit des Schicksals erklären.«
    Sie schnaubte ungeduldig. »Nein, ich meine, warum hast du den Smaragd nicht benutzt, bevor all diese Jahre vergangen sind? Du hättest doch …«
    Sie verstummte, als sie bei dem Gedanken, dass ihre Familie sinnlos niedergemetzelt worden war, der Schmerz überwältigte. Wie anders wäre es gewesen, wenn Morgana damals eingesperrt worden und nicht imstande gewesen wäre, diejenigen zu vernichten, die sie vielleicht geliebt hätten. Der Nebel verdunkelte sich, und das Gefühl eines uralten Kummers überwältigte sie.
    »Ich betrauere den Verlust deiner Verwandten ebenso sehr wie du, vielleicht sogar mehr«, sagte Artus mit leiser Stimme. »Ich spürte jeden einzelnen Tod wie einen Dolch
in meinem Herzen. Es ist eine Bürde, die ich zu tragen habe.«
    Anna hielt die Tränen zurück, die ihr in die Augen traten. »Warum dann?«, flüsterte sie. »Warum hast du sie nicht vernichtet?«
    Der Nebel wallte auf sie zu und brachte das Gefühl mit, dass schwielige Finger sich um ihre Hand schlossen, die den Smaragd hielt. »Ich war nicht so stark wie du, Anna.«
    Sie war verblüfft über die geflüsterten Worte. Sogar in seiner Nebelgestalt konnte sie die unfassbar große Energie fühlen, die in Artus brodelte. »Das kann ich nicht glauben.«
    »Ich spreche nicht von meinen Kräften. Sie waren beträchtlich.«
    Anna spürte, wie er reuevoll den Kopf schüttelte.
    »Womöglich waren sie zu beträchtlich, denn in meiner Arroganz begann ich zu glauben, ich sei unverwundbar, trotz Morganas endlosem Verrat. Doch mein Herz war voller Ärger. Als ich versuchte, den Smaragd zu verwenden, tat

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