04 Im Bann der Nacht
die Versuchung spürte, die in diesem sündigen Blick lag. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie mich nicht zu beschützen brauchen«, sagte sie schnell.
»Nun, das ist wirklich schade, denn ganz zufällig ist das gerade mein Job.«
»Job?« Sie runzelte die Stirn über seine merkwürdige Wortwahl. »Was zur Hölle soll das denn heißen?«
Er streckte die Hand aus, um ihre Nasenspitze zu berühren. »Genau das, was ich sagte.«
Sie schlug seine Hand weg. Keinen Augenblick lang konnte sie glauben, dass er eine Art barmherziger Samariter sein sollte, der herumlief und irgendwelche Frauen beschützte. Er war schließlich das unheimliche Wesen der Nacht. »Dann betrachten Sie sich als gefeuert.«
Sein Lächeln war spöttisch. »Dir obliegt nicht die Befugnis, mich zu entlassen. Meine Befehle erhalte ich von Leuten, die weitaus mächtiger sind als du. Zumindest im Augenblick noch.« Er schwieg und legte den Kopf in den Nacken, als ob er die Luft prüfe. Ohne Vorwarnung schlang er die Arme um sie und schob sie mit sich in die nächstbeste dunkle Toreinfahrt. Anna öffnete den Mund, um zu protestieren, aber er legte ihr die Hand auf die Lippen. »Pst«, flüsterte er an ihrem Ohr. »Jemand nähert sich uns.«
Mit einiger Verspätung konnte auch Anna das Geräusch von Schritten hören, die auf sie zukamen. Sie wandte den Kopf und war überrascht, Sybil Taylor zu sehen, die die Straße entlangging und an jedem Gebäude anhielt, um in die Fenster zu spähen, als suche sie etwas. Oder jemanden.
Anna hielt den Atem an. Cezar flüsterte Worte in einer Sprache, die sie nicht verstand, und die Dunkelheit um sie herum vertiefte sich. Netter Trick. Kein Wunder, dass es Vampiren gelang, bei den meisten Leuten nicht in den Fokus ihrer Aufmerksamkeit zu geraten.
Cezars Augen blieben fest auf die Frau gerichtet, die jetzt auf sie zukam. »Faszinierend«, murmelte er.
Sie bog seine Finger von ihrem Mund weg. »Was denn?«
»Weshalb sucht diese Elfe nach dir?«
»Woher wissen Sie denn, dass sie nach mir sucht?«
Er zog sie ein Stück enger an sich, was in ihrem Körper augenblicklich ein Lustgefühl entstehen ließ. Sie versuchte inständig, die Tatsache zu ignorieren, dass ihr Rücken nun fest gegen seinen stählernen, perfekten Körper gepresst war. Und dass sein Sandelholzduft ihr den Kopf schwirren und ihre Handflächen schweißnass werden ließ.
Als er ungeduldig ihren Arm drückte, wurde ihr klar, dass sie keinen Erfolg damit hatte. Sie seufzte auf und
zwang sich, sich auf wichtigere Dinge zu konzentrieren. Dazu gehörte zum Beispiel, warum sie die Tatsache, dass gerade sie diejenige war, nach der Sybil suchte, nicht einmal in Zweifel zog. Es konnte einfach kein Zufall sein, dass die elegante Anwältin exakt an demselben Tag in Chicago eintraf und genau dieselbe Party besuchte wie sie. Ganz bestimmt war sie irgendwie in dieses Desaster verwickelt.
»Ich denke, wir sollten mal mit Sybil Taylor reden«, sagte Cezar. »Aber nicht heute Nacht.«
Jetzt wurde Anna ungeduldig. Sie hatte schon immer gemutmaßt, dass mit der schönen Brünetten etwas nicht in Ordnung war. Und zwar noch bevor sie erfahren hatte, dass Sybil eine Elfe war. Das hier war die Gelegenheit, herauszufinden, was genau diese Nervensäge vorhatte. »Warum warten wir noch?«, fragte sie.
»Erstens möchte ich, dass unser Gespräch in einem etwas privateren Rahmen stattfindet als mitten auf der Michigan Avenue«, erklärte er, und seine Lippen streiften ihr Ohr, als er sprach. »Und außerdem ist sie im Augenblick auf der Hut. Wenn wir abwarten und sie irgendwann in die Enge treiben, wird sie weitaus bereitwilliger ihre Geheimnisse gestehen.«
»Sie wird aber gar keine Geheimnisse gestehen, wenn sie es vorher schafft zu verschwinden«, betonte Anna, als Sybil die breite Straße überquerte und plötzlich außer Sichtweite war.
»Unmöglich.«
Sie wandte ihren Kopf von diesen beunruhigenden Lippen ab. O Gott, ihre Hormone schrien fast vor Verlangen, sich in seinen Armen umzudrehen und etwas gegen die heftige Sehnsucht zu tun, die ihren Körper gepackt hatte! Es war gefährlich. Dumm. Und nicht zu leugnen.
Anna holte tief Luft und brachte ihr Herz durch Willenskraft dazu, seine rasend schnellen Schläge zu verlangsamen. »Wie können Sie so sicher sein, dass Sie sie wiederfinden können?«
»Niemand, nicht einmal ein Dämon, kann sich vor einem Vampir verbergen, der sich auf der Jagd befindet«, versicherte er ihr reichlich arrogant, und seine Hand
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