04 Im Bann der Nacht
Auge ein Bild von Cezar, der in einer Menge Sirup auf der Straße festklebte. Es war dicker, klebriger, zäher Sirup. »Ich habe gesagt, Sie sollen anhalten!«
Cezars Schritte wurden stockend, und seine Augen weiteten sich entsetzt, als die Luft um ihn herum fest wurde und seinen Körper umgab, wodurch er gezwungen wurde, stehen zu bleiben. » Infierno «, murmelte er und sah sie zögernd und zugleich befriedigt an.
Ha! Das würde dem arroganten Arsch eine Lehre sein!
»Ich habe angehalten, querida, löse die Fesseln.«
»Versprechen Sie mir, damit aufzuhören, mich ständig herumzukommandieren?«
»Ich …« Er fauchte deutlich schmerzerfüllt. »Anna, du musst deine Macht lockern. Meine Rippen sind schon gebrochen.«
Ihre selbstgefällige Freude darüber, den Vampir besiegt zu haben, löste sich unter seinem gequälten Blick in Luft auf. Sie war so mit ihrer Angeberei beschäftigt gewesen, dass sie nicht über die Konsequenzen nachgedacht hatte. Wie lange dauerte es noch, bis der Morgen anbrach?
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich das kann«, gestand sie schließlich. »Ich weiß nicht genau, wie ich das machen soll.« Anna erwartete, dass er sie bewusstlos schütteln oder wenigstens die Vampirzähne aufblitzen lassen würde, die er so sorgsam versteckt hielt, und war überrascht, als er nicht mehr tat, als ihr tief in die Augen zu sehen.
»Konzentriere dich einfach«, murmelte er.
»Worauf konzentrieren?«
»Entspanne deinen Geist.« Er senkte den Kopf, um ihr direkt ins Ohr flüstern zu können. »Pssst … entspanne dich. Lass einfach los. Gut so, Anna.«
Seine sanften Worte strömten durch ihren Körper wie warme Milch, besänftigten ihre Ängste und gaben ihr ein Gefühl, als ob sie schwebte. Sie ließ ihre Sinne nach den unsichtbaren Fesseln suchen und versuchte sie dazu zu bringen, als Bild vor ihrem geistigen Auge zu erscheinen. Einen Moment lang war da gar nichts, doch dann tauchten sie urplötzlich in ihrer Vorstellung auf wie Stahlbänder.
Cezar gab wieder ein schmerzerfülltes Stöhnen von sich, als diese erbarmungslos seinen Körper zerquetschten.
Panik wallte in ihr auf und hastig zwang sie sich, sie mit ihren Gedanken zu zerschmettern. Es folgte ein leises Stöhnen, bevor sie feststellte, dass sie unsanft auf die Füße gestellt wurde. Eine Vorfrühlingsbrise wehte fröhlich durch die Straße, anscheinend ebenso erfreut wie Cezar, dass er aus ihrer Kontrolle entlassen war. Anna fand ihr Gleichgewicht wieder und beobachtete, wie Cezar eine Hand gegen seine Brust presste. Sie biss sich auf die Lippe. »Sind Sie schlimm verletzt?«
»Ich werde mich erholen.«
»Ich hatte doch gesagt, Sie sollten aufhören.«
»Ja, das sagtest du.« Mit einer Grimasse senkte Cezar seine Hand. »Styx warnte mich, wie gefährlich eine Frau, die sich in ihre Kräfte einfindet, ist. Das nächste Mal werde ich ihm mehr Glauben schenken. Was hast du getan?«
Sie zuckte betreten die Schultern. »Ich habe doch schon gesagt, ich weiß es nicht.«
Eine dunkle Braue wölbte sich. »Anna!«
Sie begegnete dem stechenden Blick und schaffte es sogar, Cezar eine ganze Weile direkt in die schwarzen Augen
zu blicken, bevor sie sich resigniert abwandte. Verdammt, warum ließ er die Sache nicht auf sich beruhen? Sie fühlte sich sowieso schon wieder völlig anomal. »Es ist einfach so …« Sie schüttelte den Kopf. »Gott, es klingt so dumm, wenn ich es laut ausspreche, aber manchmal, wenn ich mich nur genug konzentriere, kann ich die Dinge um mich herum kontrollieren.«
Er sah eher fasziniert als entsetzt aus. »Welche Art von Dingen?«
Sie gestikulierte mit der Hand. »Die Luft zum Beispiel. Ich kann sie wärmer oder kälter machen.«
»Oder einen Vampir auswringen?«
»Das ist nur ein Bonus.«
Seine Lippen zuckten. »Was kannst du noch?«
»Vor ein paar Monaten waren die Abflussrohre in meinem Wohnblock verstopft, und Wasser lief in meine Wohnung. Ich bin ausgeflippt, als ich den Schaden sah, und plötzlich lief das Wasser zurück in den Abfluss, und der Keller war völlig trocken.«
Er berührte sie mit einer seltsam ehrfürchtigen Geste an der Wange. »Ein Naturgeist.«
»Ich?«
»Ja.«
Ihr Mund wurde trocken. »Was zur Hölle ist das?«
Die schlanken Finger glitten an ihrer Kieferlinie entlang nach unten und verursachten jede Art von unwillkommener Verwirrung. »Ich fürchte, ich bin nicht derjenige, der viel darüber weiß. Ich habe nur Gerüchte über solche Kreaturen gehört.«
Anna trat einen
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