04 Im Bann der Nacht
war, als ob ich besessen wäre oder so. Ein Teil von mir hat gemerkt, was passierte, aber ich konnte mich einfach nicht zurückhalten. Ich musste einfach …« Sie brach ab und schüttelte den Kopf.
»Was musstest du?«, drängte er sanft.
Sie legte die Stirn in Falten, als sie sich bemühte, sich zu erinnern. »Ich musste irgendwohin. Diese Stimme hat immer wieder nach mir gerufen, und ich musste ihr folgen.«
»Morgana«, sagte er düster.
»Bist du sicher?«
»Ich erhaschte einen flüchtigen Blick auf sie, als sie in deinen Geist eindrang.«
Annas schlanker Körper spannte sich in seinen Armen an. »Ich war von ihr besessen?«
»In gewisser Weise.«
Die Luft um Anna begann sich zu erhitzen. Ob aus Wut oder Angst, war kaum zu ergründen. »Verdammt soll sie sein!«
Er streifte mit den Lippen über ihre Locken. »Du bist in Sicherheit, Anna.«
»Ja, aber für wie lange?«, wollte sie mit zitternder Stimme wissen. »Wenn sie die Kontrolle über meinen Verstand übernehmen kann, dann kann sie auch nichts davon abhalten, mich dazu zu zwingen, zu ihr zu kommen, wann immer sie das will.«
Cezar weigerte sich, diesen Gedanken auch nur in Erwägung zu ziehen. Er hatte die feste Absicht, Morgana ein Ende zu bereiten, bevor sie erneut zuschlagen konnte. »Ich bin hier, um sie aufzuhalten.«
Tiefe Reue flammte in Annas Augen auf. »Aber zu welchem Preis? Ich hätte dich töten können.«
Cezar nickte nur. Ihre Worte entsprachen der Wahrheit. Diese Frau besaß genügend Macht, um alles zu vernichten, was ihr im Weg stand. Trotzdem jagte ihm dieses Wissen keine Angst ein. Es war vielmehr eine Erleichterung. Falls ihm etwas zustoßen sollte - Anna würde sehr bald in der Lage sein, sich selbst zu schützen.
»Wie bereits mancher zu seinem Leidwesen erfahren musste, lasse ich mich nicht so leicht ins Grab bringen«, entgegnete er mit einem schiefen Lächeln. »Darüber hinaus kannst du lernen, Schutzschilde aufzubauen, sodass die Elfenkönigin nicht mehr imstande sein wird, in deinen Geist einzudringen.«
Anna gab einen erstickten Laut von sich. »Kann ich das in den nächsten fünf Minuten lernen?«
»Es wird für eine Weile keine Angriffe mehr geben.«
»Wie kannst du dir da so sicher sein?«
Geistesabwesend zeichnete Cezar mit dem Finger die Konturen ihrer Lippen nach. »Ich bin mir nicht sicher, aber ich weiß, dass Morganas Macht über dich gebrochen wurde, als ich mir meinen Weg in deinen Geist bahnte, und zwar nicht gerade auf angenehme Weise. Ich konnte ihre Schreie hören, bevor die Verbindung durchtrennt wurde.«
Annas Augen verdunkelten sich. »Bestens. Ich hoffe, sie hat höllische Kopfschmerzen!«
Cezar lachte leise und hob abrupt den Kopf, als er spürte, wie sich ihnen mehrere Vampire näherten. »Nicht,Viper,
es ist vorbei!«, knurrte er und schlang die Arme so fest um Anna, dass sie einen Protestschrei ausstieß.
Viper glitt aus den Schatten und betrachtete die beiden mit offenkundiger Besorgnis. »Ist sie verletzt?«
Anna setzte sich auf, als gefalle es ihr nicht, vor Cezars Brüdern als allzu verwundbar zu erscheinen. »Abgesehen von den rasenden Kopfschmerzen und dem seltsamen Granatapfelgeschmack im Mund geht es mir wohl gut«, antwortete sie, ohne Cezar die Gelegenheit zu geben, Vipers Frage zu beantworten.
Viper richtete den Blick auf Cezar. »Und was ist mit dir?«
»Alles in Ordnung.« Cezar erhob sich und half Anna beim Aufstehen. Er stützte sie mit einem Arm um ihre Taille, als er spürte, dass sie ganz plötzlich erschauderte.
»Um Gottes willen«, keuchte sie und ließ den Blick über das Chaos von Autos schweifen, von denen mehrere einen Totalschaden hatten. »War ich das?«
»Si.«
Ihre Haut wurde kreidebleich. »Das tut mir leid. Das wollte ich nicht!«
Viper tat ihre Entschuldigung mit einer Handbewegung ab. Auf seinem Gesicht war ein Anflug von Respekt zu erkennen, als er sie prüfend anblickte. Vampire wussten Macht stets zu schätzen. Und nur allzu schnell fielen ihnen Methoden ein, um diese Mächte zu ihrem eigenen Vorteil zu nutzen. »Das spielt keine Rolle. Die Eigentümer werden eine finanzielle Entschädigung erhalten. Ich werde umgehend mit ihnen sprechen.«
Viper verschwand, indem er sich in Schatten hüllte, und ließ Cezar allein mit der zitternden Anna.
Im Gegensatz zu den Vampiren schien sie das glorreiche
Wunder ihrer Fähigkeiten nicht zu erkennen. Tatsächlich wirkte sie erschrockener über das, was sie getan hatte, als über den Einfluss, den
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