04 - komplett
cremeweißen, goldenen und blassrosa Tönen gehalten, sowie einem kleinen Salon. Ein Feuer brannte im Kamin.
„Ich werde nach Ihrer Zofe schicken, Mylady ...“, setzte der Butler an, doch Kit unterbrach ihn von der Tür aus.
„Das hat noch Zeit, Carrick“, gab er Anweisung. „Erst haben Lady Mostyn und ich ein paar Dinge zu bereden.“
Darauf zog der Angesprochene sich mit einer Verbeugung zurück, Eleanor aber nahm ihre restlichen Kräfte zusammen.
„Tut es wirklich not, die Unterhaltung sofort zu führen, Mylord?“, fragte sie wie gelangweilt. „Ich bin müde und sehne mich nach heißem Waschwasser. Auch ziehe ich es vor, den Lunch auf meinem Zimmer einzunehmen und anschließend etwas zu schlafen, denn letzte Nacht war mir nur wenig Ruhe vergönnt.“
„Es wird nicht lange dauern, meine Liebe“, gab er zur Antwort, indem er sich desselben kühlen Tones befleißigte und, die Tür hinter sich ins Schloss ziehend, auf seine Gattin zuschlenderte. „Ich hörte von dem Ball, der in ein paar Tagen in Trevithick House stattfindet, und möchte Sie davon in Kenntnis setzen, dass wir selbstverständlich teilnehmen werden.“ Mit breitem Lächeln setzte er hinzu: „Welch gute Gelegenheit, unsere Verbundenheit zu zeigen!“
Eleanor zog ein langes Gesicht, wusste sie doch seit Langem schon von diesem Ball, der nun aber zu einer neuen Art von Herausforderung zu geraten schien.
„Ich bin nicht sicher, ob ich teilzunehmen wünsche ...“, hob sie an.
„Gewiss möchten Sie der Öffentlichkeit beweisen, dass zwischen uns alles in bester Ordnung ist“, unterbrach Kit sie vorgeblich heiter, doch mit spöttischem Unterton.
„Nach dem, was gestern Abend geschah ... Es könnte sonst Getuschel geben.“
„Wie kompliziert das alles ist“, seufzte sie fassungslos.
„Da haben Sie nicht unrecht, doch werden wir die Lage meistern“, versetzte Kit mit Nachdruck. „Vorausgesetzt, wir machen uns nicht gegenseitig das Leben schwer; ich darf doch auf Sie rechnen?“ Damit sah er sie nachdenklich an.
„Die Frage erübrigt sich, Mylord“, antwortete Eleanor spröde. „Als Eheleute müssen wir wohl einig sein.“
„Ich will noch anmerken“, fügte Kit mit Nachdruck hinzu, „dass ich keinen Gefallen daran finde, erst alle Junggesellen der Gesellschaft aus dem Feld schlagen zu müssen, um einen Tanz mit Ihnen zu ergattern! Es mag unmodern erscheinen, doch erwarte ich von Ihnen eine gewisse Aufmerksamkeit in diesen Dingen, meine Liebe.
Haben Sie verstanden?“
Eleanor senkte die Lider. „Ich werde mich genauso gut benehmen wie Sie selbst, Mylord“, gab sie zurück und schaute wieder auf, sodass sich ihre dunkelbraunen mit seinen blauen Augen in einem langen Blick trafen, bis Kit den Kopf neigte.
„Ganz ausgezeichnet“, bemerkte er. „Auf diese Art können wir den guten Schein wahren, von dem Sie letzte Nacht so charmant sprachen. So wird das Leben vor unerfreulichen Schwankungen bewahrt und angenehm mittelmäßig verlaufen.“
Kurz glaubte Eleanor, einen Hauch von Bitterkeit unter seiner höflichen Ironie zu spüren, dann aber, sich getäuscht zu haben. „Gibt es noch etwas, Mylord?“, fragte sie unsicher, da ihr Gatte sie, anstatt sich zu entfernen, grüblerisch betrachtete.
„Nur eins noch“, antwortete Kit, indem er seinen Blick über ihre schlanke Gestalt wandern und auf ihren roten Lippen zum Halten kommen ließ. „Ich möchte Sie von der irrigen Annahme erlösen, dass ich eine Scheinehe anstrebe. Als Sie davon sprachen, wir seien von nun ab gehalten, unserer eigenen Wege zu gehen, hielten Sie es wohl für gegeben, dass unsere Ehe nur auf dem Papier bestehen solle. Dem aber ist nicht so.“
Fassungslos starrte Eleanor ihn an und erbleichte. „Aber ich ... Sie ... wir können doch nicht ...“, stammelte sie und versuchte die Schwäche zu bekämpfen, die sie überfiel, da Kit sich ihr auf beunruhigende Weise näherte.
„Nein? Es wäre nicht zum ersten Mal ...“
„Nein!“, fuhr sie auf und wandte sich abrupt ab. „Zum dritten, wie wir beide wissen!
Doch sind Sie es, der irrt, Mylord, indem Sie der Vorstellung anzuhängen scheinen, noch eine Ehe führen zu können, die diesen Namen verdient. Ich wählte Sie dereinst um Ihres Schutzes und Ihres guten Namens willen; und habe ich auch schlecht gewählt, werde ich doch nicht in Ewigkeit dafür bezahlen!“
Aufmerksam hörte Kit ihr zu und nickte ernst. „Ich verstehe Ihren Standpunkt“, gab er zu, „wenn ich ihn auch nicht teilen kann.
Weitere Kostenlose Bücher