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04 - komplett

04 - komplett

Titel: 04 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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Diese Damen, die sich für wohlerzogen hielten, benahmen sich beispiellos vulgär und schonungslos wie Hyänen.
    „Lord Mostyn war in Irland“, bemerkte sie kühl. „Er hat mir alles erklärt.“
    Mrs. Beltons aufgemalte Augenbrauen schossen in die Höhe. „Irland, sagen Sie? Ich hörte, er war auf dem Kontinent! Man sah ihn in Italien ...“
    „Ob hier, ob da, was macht’s?“, mischte Lady Pomfret sich wieder ein. „Die Ärmste wusste schließlich, dass er irgendwo stecken musste. Weshalb sich darüber grämen, nicht wahr? Sie haben es ja nicht schwer genommen, Herzchen. Ich hörte, Sir Charles Paulet schrieb eine Ode an Ihre Füße?“
    Mit lautem „Oh!“ schlugen alle Damen ihre Fächer auf.
    „Sir Charles ist mit einem Übermaß an Fantasie geschlagen“, gab Eleanor zurück, worauf sie sich an ihre Mutter wandte. „Bitte sag mir, Mama, hat Tante Trevithick geschrieben und mitgeteilt, wann sie eintrifft?“
    Die Viscountess nickte. „Sie kommt erst in ein bis zwei Wochen“, antwortete sie, indem sie den Blick über die neugierigen Gesichter ihrer Freundinnen schweifen ließ.
    „Die exzentrische Schwester meines seligen Gemahls, Gott schenke seiner Seele Frieden, scheint es für angebracht zu halten, die Stadt zu besuchen. Natürlich muss ich sie willkommen heißen, wenn sie auch in keinem Falle vorzeigbar ist!“
    „Wir werden ihr beibringen, wie man sich in London benimmt“, bemerkte Lady Pomfret gönnerhaft.
    „Ihr erklären, was sich in der guten Gesellschaft schickt“, fügte Mrs. Belton mit affektiertem Lächeln hinzu.
    Eleanors Stimmung besserte sich. Die Aussicht darauf, diese überheblichen Salonpflanzen bei dem Versuch, Tante Salome Unterricht in großstädtischem Benehmen zu geben, scheitern zu sehen, konnte jeden erheitern, der die eigenwillige alte Jungfer kannte.
    Sie erhob sich. „Ich muss nun heim“, ließ sie die Runde wissen, „denn wir dinieren mit den Fanshawes heute Abend. Übermorgen dann ist schon der Trevithick-Ball ...“
    „Ja, in der Tat“, Lady Pomfret strahlte. „Ich kann es kaum erwarten!“
    „Achten Sie darauf, dass Ihr Gatte bis dahin nicht abhandenkommt“, versetzte Mrs.
    Belton in zuckersüßem Ton. „Das wäre doch nicht auszudenken! Liebste Eleanor, es hat mich sehr gefreut, zu sehen, dass Sie nicht im Mindesten niedergeschlagen wirken, obschon Sie bei der Wahl Ihres Gemahls keine glückliche Hand bewiesen ...“
    „Mostyn hat sich wirklich schlecht benommen!“, stimmte Lady Pomfret mit ein. „Die Männer sind wilde Tiere, mein Kind!“
    Wie es sich gehörte, beugte Eleanor sich zu ihrer Mutter hinab und verabschiedete sich mit einem Kuss auf die Wange. „Auf Wiedersehen, Mama“, sagte sie. „Wir sehen uns beim Ball.“
    Abermals presste Lady Trevithick ihrer Tochter ihr Glas in die Hand. „Mach es noch einmal voll, mein Mädchen“, murmelte sie. „Doch so, dass niemand es sieht.“
    Dies war jedoch unmöglich, denn aller Augen ruhten auf ihnen. Beschämt füllte Eleanor das Glas erneut, während Mrs. Belton belustigt Lady Pomfret ihren Ellbogen in die Rippen stieß.

    „Bis zum Ball dann, meine Liebe“, frohlockte diese. „Und bringen Sie Ihren Gatten mit, falls Sie ihn so lange festhalten können! In jedem Fall muss er beim nächsten Mal mehr Umsicht zeigen. Diskretion ist alles, mein Kind!“

3. KAPITEL
    Während Eleanor sich auf dem Heimweg in der Kutsche zurücklehnte, fiel ihr ein, dass Lord und Lady Fanshawe gar nicht in der Stadt weilten. Die Einladung zum Dinner bei ihnen war pure Erfindung; sicher würde Lady Pomfret Wind davon bekommen und ihr das nächste Mal peinliche Fragen stellen ...
    Bei ihrer Heimkehr teilte Carrick ihr respektvoll mit, dass Seine Lordschaft noch außer Haus weilte, jedoch zum Dinner zurückerwartet wurde. Zwei Blumensträuße waren für sie eingegangen und standen in der Halle: zum einen ein kleiner Strauß rosafarbener Röschen, mit feiner Schleife zusammengebunden; zum anderen üppige orangegestreifte Lilien, die Eleanor vulgär erschienen.
    Beim Anblick des Rosensträußchens schlug ihr Herz in der zarten Hoffnung, Kit könne es ihr geschickt haben. Es war geschmackvoll und unaufdringlich; vielleicht ein kleines Zeichen seiner Verehrung, die er ihr erst ganz enthüllen würde, wenn sie es ihm gestattete ... Zwischen den Stängeln fand sie ein Briefchen, das sie voll Vorfreude rasch herauszog, sich dabei in den Finger stach und zu lesen begann: Von allen Rosen
    Die je erblüht
    Will ich die

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