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04 - komplett

04 - komplett

Titel: 04 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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antragen.“
    „Das meine ich auch“, pflichtete Beth ihr bei und lächelte schelmisch. „ Verführen musst du deine Eheliebste! Langsam und mit Raffinesse ...“
    Kit lächelte kläglich. „Ich glaube zu verstehen: Damit ich nicht an Eleanors Dickköpfigkeit scheitere, ist wohlüberlegtes Handeln gefragt ...“
    Trotz der Differenzen dieses Nachmittags fiel der Abschied herzlich aus; doch wechselten beide Damen beredte Blicke, sobald Kit gegangen war.
    „Ich hoffe doch, Lottie, ich war nicht zu hart gegen deinen Bruder?“, fragte Beth. „Du weißt, mein Temperament geht manchmal mit mir durch!“
    „Nein, gar nicht“, antwortete Charlotte mit kläglichem Lächeln. „Du sagtest nichts, was Kit nicht auch verdiente. Ich hoffe, dass unsere Worte ihm zu denken geben!
    Einen Augenblick nur fürchtete ich, du könntest etwas ...“
    „Etwas über das Kind verraten?“, murmelte Beth. „Natürlich nicht; dies ist allein Eleanors Recht.“
    „Glaubst du, sie wird es ihm jemals erzählen?“, fragte Charlotte in bangem Ton.
    „Ich weiß es nicht, Lottie“, antwortete Beth mit besorgtem Blick. „Das kann jetzt niemand sagen.“
    Kit wusste nicht, dass seine Gattin sich an diesem Nachmittag ähnlich unangenehmen Fragen zu stellen hatte. Denn um nicht wartend zu Hause herumzusitzen, besuchte diese ihre Mutter am Bedford Square.
    Für gewöhnlich verbrachte die verwitwete Viscountess Trevithick ihre Zeit damit, zur Freude gleichgesinnter Matronen der Gesellschaft, aus purer Klatschsucht jede Schwäche ihrer Bekannten, und selbst der Mitglieder ihrer eigenen Familie, bloßzustellen. Und auch heute waren die üblichen Damen versammelt: die dicke Lady Pomfret mit ihrer Hakennase, die hagere Mrs. Belton mit ihrer säuerlichen Miene und verschiedene andere Bekannte, deren gemeinsames Interesse sich voll Bosheit auf alles richtete, was skandaltauglich schien.
    Während der letzten Monate hatte Eleanor stets einen weiten Bogen um diesen Zirkel geschlagen, und als sie nun in den Salon trat, bereute sie sofort, von der Einsamkeit hergetrieben worden zu sein.
    „Eleanor, meine Liebe, wie reizend, Sie zu sehen!“, begrüßte Lady Pomfret, die Busenfreundin ihrer Mutter, sie hocherfreut und rutschte beiseite, um ihr Platz auf dem Sofa zu machen. „Sie haben uns vernachlässigt, Sie unartiges Mädchen!
    Kommen Sie, quetschen Sie sich neben mich, und erzählen Sie uns alles über Ihren unartigen Gatten! Er hat Sie doch nicht schon wieder verlassen, will ich meinen?“
    Jemand kicherte ob dieser geistreichen Rede, und Lady Trevithick, die sich vorbeugte, um das Glas mit ihrer Medizin zu leeren, stimmte noch vor der Begrüßung ihrer Tochter mit ein. Wegen ihrer Massigkeit ächzte sie bei fast jeder Bewegung; schief saß die Haube auf ihren grauen Locken, ihr Gesicht war ungesund gerötet, und die blutunterlaufenen Augen lagen tief in ihren Höhlen. Es gab Eleanor einen Stich, ihre Mutter so zu sehen, und sie fragte sich voll Mitleid, ob diese ahnte, welch bedauernswerte Figur sie abgab.
    Ungeduldig bedeutete sie ihrer Tochter, ihr das Glas neu zu füllen, sodass Eleanor nach kurzem Zögern zur Anrichte hinüberging und ihr aus der Karaffe, die dort in einer Ecke stand, nachschenkte. Sie seufzte sorgenvoll – hatte die Abhängigkeit ihrer Mutter von dieser Medizin, die zur Linderung starker Kopfschmerzen dienen sollte, doch über die Jahre zugenommen – und reichte ihr das Glas, das Lady Trevithick gleich zur Hälfte leerte.
    „In der Mostyn-Familie ist immer schon schlechtes Blut geflossen“, sagte diese unvermittelt, wobei sie die Augenbrauen hob und ihre Tochter feindselig anstarrte.
    „Keine Gesellschaft für uns. Waren schon immer Schurken und Piraten.“
    Es gab zustimmendes Gemurmel. Eleanor erwiderte nichts, setzte sich, nahm eine Tasse Tee und bemühte sich, ein Stückchen Fruchtkuchen hinunterzubringen.
    „Ist Lord Mostyn wirklich froh, wieder hier zu sein, mein Kind?“, versuchte Mrs.
    Belton, die Unterhaltung in ihrem Sinne in Gang zu bringen, während sie vorgab, mit den Krümeln auf ihrem Kleid beschäftigt zu sein. „Er soll sich inzwischen doch glänzend amüsiert haben!“
    „All die Zeit wurde er geschäftlich aufgehalten, Madam“, erwiderte Eleanor, wobei sie sich insgeheim fragte, wieso sie ihren Gemahl verteidigte, obwohl sie ihm so gram war.
    „Was für Geschäfte, fragt man sich“, feixte Lady Pomfret. „Mit dieser Art kennt er sich bestens aus, wie ich hörte ...“
    Eleanor errötete.

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