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04 - komplett

04 - komplett

Titel: 04 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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zurückziehen?“
    Lady Trevithick schien sie nicht zu hören. „Meine Flasche ist leer“, murmelte sie verzweifelt, kramte erneut herum und nahm ihr Geldtäschchen heraus.
    Eleanor lief es kalt den Rücken hinunter. Nahm ihre Mutter die Medizin wirklich ständig und überall ein?
    „Sicher haben Sie zu Hause noch etwas“, sagte sie in ruhigem Ton. „So lange können Sie doch gewiss noch warten ...“
    „Geh zu Kemble wegen Nachschub!“, brauste die Witwe auf. „Bestell ihm, dass ich dieses Mal bezahlen kann!“
    Sanft nahm Eleanor ihr die Börse aus der Hand, steckte sie wieder ins Retikül und ließ es zuschnappen.
    „Nein, Mama! Das Konzert geht gleich weiter, und wir sollten uns in den Musiksalon begeben. Wenn Sie wirklich bleiben wollen ...“ Hier brach sie verdutzt ab, denn Lady Trevithick war eingeschlafen.
    Niedergeschlagen leerte Eleanor ihr noch halbvolles Glas; tatsächlich hätte sie Limonade vorgezogen ... Sie kehrte zu ihrem Platz zurück und suchte wiederum vergeblich den Saal mit ihren Blicken nach Kit ab. Ob La Perla sich verspätete, weil sie sich nicht von ihm losreißen konnte?
    Jemand ließ sich neben ihr nieder, doch als sie den Kopf wandte, fand sie nicht ihren Gemahl, sondern Sir Charles Paulet dort sitzen, der sie mit lüsternem Glitzern in den Augen betrachtete. Verhalten stöhnte sie auf. Welch schreckliche Soiree!
    „Guten Abend, Lady Mostyn!“, begrüßte Paulet sie. „Sie sehen bezaubernd aus; welch Augenweide!“
    „Guten Abend, Sir Charles“, antwortete Eleanor mit kühlem Nicken.
    „Ich musste eben mit ansehen, wie Ihr Gatte dem Charme der Diva erlag“, gluckste er. „Die Perle der Gesangeskunst – oder vielleicht der fleischlichen Brunst?“
    Mit solcher Heftigkeit ließ Eleanor ihren Fächer zuschnappen, dass zwei Streben brachen. „Verzeihen Sie“, antwortete sie mit einem letzten Rest an Gefasstheit,
    „doch sagen Ihre Verse mir, wie früher schon, nicht zu. So bitte ich Sie, mich in Zukunft damit zu verschonen!“

    Endlich sah sie ihren Gatten mit der Limonade zurückkommen, doch zürnte sie ihm mittlerweile sehr. Auch La Perla betrat mit raschelnden Seidenröcken den Saal und rauschte, ein vielsagendes Lächeln auf den Lippen, zur Bühne. Eleanor fühlte sich gedemütigt und alles andere als begehrenswert.
    „Willkommen, Mylord“, fuhr sie ihn an. „Mussten Sie die Limonade von einer Schänke holen oder etwa selbst zubereiten?“
    Erstaunt hob Kit die Augenbrauen, konnte er sich doch die schlechte Laune seiner Gemahlin nicht erklären.
    „Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich Sie warten ließ, meine Liebe!“, gab er zurück, während Eleanor ihm entrüstet die Schulter zukehrte. Zu sehen, dass Sir Charles zufrieden grinste, strapazierte ihre Nerven aufs Äußerste.
    Kit wandte sich zunächst an den talentlosen Poeten. „Paulet, ich habe Sie schon einmal davor gewarnt, meine Gemahlin zu belästigen!“, knurrte er. „Für einen Mann des Wortes scheinen Sie mir äußerst schwer von Begriff.“ Darauf verzog Sir Charles sich schleunigst, Kit setzte sich und reichte Eleanor ihr Glas. „Mir scheint, Sie sind betrübt, meine Liebe“, sagte er bedauernd. „Kann ich vielleicht helfen?“
    „Es ist nichts weiter“, gab sie beleidigt zurück und beobachtete die Diva, die inmitten von fünf eifrig auf sie einredenden Gentlemen Hof hielt, „außer dass ich mich während Ihrer für Sie kurzen, für mich aber ereignisreichen Abwesenheit mit Lord Kemble, Sir Charles und anderen Ärgernissen herumplagen musste. Sie hingegen ...“, hier konnte sie sich nicht mehr zurückhalten, „nutzten die Zeit, so scheint es, Ihre Bekanntschaft mit La Perla wiederzubeleben!“
    „Ich und bekannt mit der Diva?“, fragte Kit verwundert. „Mitnichten! Ich bitte um Vergebung, dass ich etwas länger ausblieb, doch ich sprach mit Charlotte, als Justin anderweitig beschäftigt war. La Perla habe ich kaum gegrüßt, obwohl ich mich verpflichtet fühlte, ihr zu ihrem Vortrag zu gratulieren, da sie gerade neben mir stand.“
    „Sie brauchen sich nicht zu verstellen“, entgegnete Eleanor unfreundlich. „Mir wurde hinterbracht, dass Sie alte Bekannte aus Italien sind ...“
    „Seit Jahren war ich nicht mehr in Italien!“, verteidigte Kit sich. „Was ist mit Ihnen, Eleanor?“
    „Sir Charles und auch Lord Kemble behaupteten, dass Sie ... dass die Sängerin eine ...
    Freundin von Ihnen ist“, murmelte sie verlegen und war sich ihres Verdachts schon nicht mehr

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