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04 - komplett

04 - komplett

Titel: 04 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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bedachte. Eleanors Mutter, auf der anderen Seite der Tafel, zeigte sich überraschend lebhaft. Die Wangen verräterisch gerötet, schüttete sie von Zeit zu Zeit verstohlen ein Schlückchen Laudanum aus einer Phiole in ihr Weinglas. Beth und Charlotte hingegen wirkten deutlich angespannt und vermieden es, ihre Ehegatten auch nur anzusehen.
    Als das Dessert abgeräumt wurde und die Damen im Begriff waren, sich zurückzuziehen, erhob Lady Salome sich überraschend.
    „Ich würde gern ein paar Worte an euch richten“, verkündete sie, in die Runde blinzelnd, „ist es mir doch ein großes Vergnügen, meine Familie heute Abend um mich zu sehen. Dafür möchte ich euch allen danken, zumal ich weiß, dass ihr euch kaum an denselben Tisch setzen würdet, hättet ihr es vermeiden können!“
    Darauf gab es einige Bewegung an der Tafel, besaß Tante Trevithick doch seit jeher ein Talent dafür, andere in aller Liebenswürdigkeit wie kleine Kinder zurechtzuweisen.
    „Deswegen halte ich den Zeitpunkt für gekommen, einige Missverständnisse zurechtzurücken!“, fuhr sie fort.
    „Du lieber Gott!“, flüsterte Marcus, was ihm einen tadelnden Blick seiner Schwester eintrug, der es nur recht war, dass jemand ihm endlich die Leviten las. „Still!“, flüsterte sie ihm zu. „Dies ist eine ernste Sache!“
    „Anfang des Jahres begleitete ich meinen Bruder John auf einer Reise nach Irland, die er im Auftrag des Bischofs von Exeter unternahm“, begann Lady Salome mit ihrer Darlegung und blickte kummervoll um den Tisch herum. „Ich halte für gegeben, dass ihr alle im Bilde seid, was für ein Desaster John dort anrichtete! Nun ja, inzwischen musste er deswegen seinen Hut nehmen. Doch wisst ihr nicht ...“, sie legte eine dramatische Pause ein, „dass wir in Irland unter persönlichen wie finanziellen Problemen litten ...“ Dezent ließ sie den Satz verklingen, worauf es still im Raum ward. Nur Kit bewegte sich unruhig auf seinem Stuhl. Ihm wandte Lady Salome sich zu.
    „Ich weiß, du wolltest das nicht offenlegen, lieber Christopher“, sagte sie entschuldigend. „Doch kann ich nicht länger schweigen, denn mich schmerzt das Unglück, das dieser Familie aus ihrer Unkenntnis erwächst! So erlaube, dass ich Uneinigkeit in Harmonie verwandle und Frieden bringe, auf dass aller Streit hinfort ende!“
    Eleanor wurde bei den theatralischen Worten von einem schier unbezwingbaren Drang zu lachen überfallen, sodass sie sich auf die Lippe beißen musste.
    Offensichtlich kostete ihre Tante ihren Auftritt bis ins Letzte aus. Inzwischen hatten alle sich Kit zugewandt, was diesem sichtlich peinlich war.
    „Ist also der Schluss zu ziehen, liebe Tante, dass Mostyn Ihnen zu Diensten war, und wir nichts davon wissen?“, fragte Marcus, ebenso unangenehm berührt wie Kit. „Ich bitte Sie, spannen Sie uns nicht länger auf die Folter, sondern klären Sie uns auf!“
    „Sicher, mein Junge!“, antwortete Lady Salome fröhlich. „Es war mein Glück, Christopher in Irland zu treffen. Er wollte zwar gerade nach England und ...“, hier lächelte sie Eleanor vielsagend zu, „... zu seiner jungen Ehefrau zurückkehren, doch behelligte ich ihn mit meiner Bitte um Hilfe, worauf Christopher es sich bei seiner Ehre nicht nehmen ließ, unsere Belange über die seinen zu stellen! Ich brauche wohl nicht zu betonen, welches Opfer er damit brachte; außerdem waren die Folgen zwar nicht in Gänze vorauszusehen, erwiesen sich dann aber umso gravierender ...“
    Hier unterbrach Kit ihre Rede, indem er eine Hand hob. „Liebe Lady Salome“, warf er ein, „nun haben Sie mich genug beschämt! Ich denke, Ihr Publikum ist ausreichend informiert!“
    Die jetzt einsetzende Stille schien fühlbar aufgeladen. Marcus trug eine unbewegte Miene zur Schau; Beth hingegen warf Eleanor einen beredten Blick zu.
    „Sie mögen mich korrigieren, wenn ich etwas Falsches sage, Madam“, wagte deren Bruder sich schließlich mit einem Vorschlag hervor. „Wäre dies nicht ein guter Moment, um den Damen eine Pause zu gönnen? Während sie sich zurückziehen, könnten die Gentlemen ein paar Dinge besprechen ...“
    So verließen die weiblichen Familienmitglieder geschlossen den Raum, wobei Lady Salome der Witwe Trevithick ihren Arm reichte und diese sich schwer darauf stützte.
    „Oh, wie sehr ich hoffe, dass nun alles in Ordnung kommt!“, seufzte Eleanor besorgt, während die Frauen sich im Salon niederließen und darauf warteten, dass der Tee serviert wurde.
    „Sei

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