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04 - komplett

04 - komplett

Titel: 04 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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schien ihr in diesen Tagen wieder so gegenwärtig, als könnte sie die Hand ausstrecken und ihn berühren. Es zog sie unwiderstehlich ans Fenster, wo sie auf den Garten hinabsah, der von der untergehenden Sonne in ein sanftes Licht getaucht wurde. Was für ein herrlicher Sommerabend. Wie die vielen Abende, die sie mit Jack verbracht hatte.
    „Wie sehr wünschte ich, du wärst bei mir, um mich dem Bräutigam zu übergeben“, flüsterte sie. „Aber wenigstens weiß ich, dass du glücklich gewesen wärst über meine Wahl, Jack. Vincent war dein bester Freund. Du schriebst mir so oft von ihm.“
    Jack hatte nicht verbergen können, wie stolz er auf seinen Freund gewesen war. So wie alle Männer im Regiment zu Vincent aufblickten, denn er stützte sie und spornte sie dazu an, ihr Bestes zu geben. Cassie erinnerte sich an den letzten Brief, den Jack ihr geschickt hatte, nur wenige Tage vor einer Schlacht. Sie holte ihn aus der Schublade ihrer Kommode und las ihn wieder durch.
    Manchmal fürchte ich um mein Leben. Mehr als das, Cassie, fürchte ich mich davor, nicht ehrenvoll zu handeln. Nur dir kann ich davon erzählen, meine liebste Schwester, denn nur du kannst mich verstehen. Ich will nicht sterben. Ich will zu dir und allem, was ich liebe, heimkehren. Jedoch meine Freunde jetzt oder gar mitten im Gefecht im Stich zu lassen, könnte ich mir niemals verzeihen. Wenn Vinnie nicht wäre, glaube ich nicht, dass ich dieses Warten ertragen könnte. Dabei ist es eher die Furcht davor, was geschehen könnte, als das Gefecht selbst. Der Himmel weiß, ich bin kein Feigling, Cassie. Aber das Leben ist so wundervoll. Mit Vinnie an meiner Seite denke ich, dass ich sogar dem Tod die Stirn bieten kann. Mit seiner Hilfe hoffe ich, meine Pflicht tun zu können und die Familienehre zu wahren.
    Ihr armer, geliebter Jack! Cassie wurde das Herz schwer beim Gedanken daran, wie sehr er gelitten haben musste, als er ihr diesen Brief schrieb. Er war kein Feigling gewesen, doch der gewaltsame Tod, der ihm und seinen Kameraden gedroht hatte, hatte ihn mit Entsetzen erfüllt. Es gab sicher keinen Menschen in seiner Lage, der nicht genauso gefühlt hätte.
    Sie wischte sich die Tränen von den Wangen und legte den Brief zurück in die Schublade. Jack war zwei Tage nach der Versendung dieses Briefes gefallen. Sein Grab lag irgendwo in Frankreich. Sie wusste nicht, wo genau, aber eines Tages würde sie Carlton bitten, es ihr zu sagen und sie dorthin zu bringen.
    Entschlossen schob sie die betrüblichen Gedanken beiseite. Heute war es ein glücklicher Abend für sie. Sie würde in die Gesellschaft eingeführt werden und war bereits mit einem der begehrtesten Junggesellen Londons verlobt. Sie würde mit Carlton zusammen sein und wahrscheinlich sogar mit ihm tanzen. Ihr Herz schlug schneller bei der Vorstellung, in seinen Armen zu liegen.

    War sie so unvernünftig gewesen, sich in ihn zu verlieben? Doch auch diese Sorge verdrängte sie, entschlossen, den schönen Abend in vollen Zügen zu genießen.
    Es wäre unmöglich für ein Mädchen von Cassies fröhlicher Natur, sich an diesem Abend nicht zu erfreuen. Alle Menschen waren so freundlich zu ihr, und sie tanzte fast ununterbrochen. Zuerst führte Carlton sie auf die Tanzfläche, dann sein Bruder Harry, und danach tanzte sie mit einer ganzen Reihe von Herren, die es besonders nach ihrer Gesellschaft zu verlangen schien.
    Viele von den Gentlemen waren Freunde ihres Verlobten. Einige hatten auch Jack gekannt und sprachen von ihm als einem guten Soldaten. Alle waren ausnahmslos charmant und aufmerksam, und viele gratulierten ihr zu ihrer Verlobung.
    „Er und Jack waren so gute Freunde gewesen“, meinte ein gewisser Freddie Bracknell. „Natürlich hätten wir uns denken können, dass Vinnie uns den Preis vor der Nase wegschnappen würde. Er war schon immer ein unglaublicher Glückspilz!“
    Cassie lachte, wenn sie auch nicht ganz verstand, was er damit meinte. „Wir kennen uns schon seit Jahren“, sagte sie. „Carlton war mir ein guter Freund, als ich noch klein war.“
    Sie erwähnte den Vorfall mit ihrem Kätzchen nicht, doch das verträumte Lächeln, das um ihre Lippen spielte, überzeugte ihren Tanzpartner davon, dass die Geschichte von der seit Langem bestehenden Verlobung der Wahrheit entsprach.
    Wie seltsam allerdings, dass Jack ihnen allen das Versprechen abgenommen hatte, einer von ihnen müsse im Falle seines Todes seine Schwester heiraten. Freddie Bracknell dachte wehmütig an den

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