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04 - komplett

04 - komplett

Titel: 04 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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trat. Gerade noch rechtzeitig, um Vincent auf sein Pferd steigen und davonreiten zu sehen. Wohin ging er denn? Sie sollten morgen vermählt werden, und zwischen ihnen war noch nichts bereinigt worden. Wann gedachte er denn, mit ihr zu sprechen? „Unmöglicher Mann! Wie kannst du es wagen auszureiten, als wäre überhaupt nichts geschehen?“
    Ihre nachgiebige Stimmung schlug ins Gegenteil um. Warum sollte sie sich bei ihm entschuldigen? Vincent war es vielmehr, der Abbitte leisten musste! Wenn er es tat, würde sie ihm vielleicht vergeben.
    Unten im Salon traf sie auf eine recht besorgte Lady Longbourne.
    „Ah, da bist du ja, Cassie“, sagte sie händeringend. „Ich habe vor weniger als einer halben Stunde mit Carlton gesprochen. Du meine Güte, hat es je einen so starrsinnigen Mann gegeben! Er war ganz niedergeschlagen und meinte, der Streit zwischen euch sei nur seine Schuld und du habest völlig recht, wenn du ihn nicht heiraten möchtest. Und nun ist er nach Carlton Manor geritten und sagt, dort wird er bleiben, es sei denn, du schickst nach ihm. Denn er will dich nicht zu einer Heirat zwingen, die dir zuwider ist.“
    „Oh, dieser aufreizende Mann!“, rief Cassie ganz außer sich. Wie lächerlich von ihm!
    Dabei sah es ihm gar nicht ähnlich. „Wie kann er mir so etwas antun? Einfach so davonzureiten! Er hätte wenigstens vorher mit mir reden können.“
    „Er meinte, er könne dir nicht unter die Augen treten“, erklärte Lady Longbourne und betupfte sich die Augen mit ihrem Taschentuch. Sie schluchzte leise und hoffte nur, sie übertrieb es nicht. „Ich habe ihn noch nie so gesehen. Mir scheint, du bedeutest ihm sehr viel, meine Liebe. Meine größte Sorge ist, er tut sich etwas an, wenn du ihm nicht erlaubst, zurückzukommen und dich zu heiraten.“
    Cassie sah sie grimmig an. „Sollte er dir diesen Eindruck verliehen haben, Mama, kannst du sicher sein, dass er sich einen Scherz mit dir erlaubte. Nichts, was ich gestern Abend zu ihm sagte, würde Vincent dazu bringen, einen Selbstmord in Betracht zu ziehen. Nein, nein, er hat dich in der Hoffnung geschickt, er könnte mich dazu zwingen, klein beizugeben. Aber ich lasse mich nicht von ihm täuschen und werde nicht nachgeben.“
    „Oh, Cassie.“ Lady Longbourne sah enttäuscht aus. „Könntest du es nicht vielleicht doch? Nun, er ist vielleicht nicht ganz so verzweifelt, wie ich dich glauben lassen wollte, aber ich bin davon überzeugt, dass er viel für dich empfindet. Kannst du ihm nicht doch vergeben, meine Liebe?“

    „Er hätte warten und mit mir sprechen sollen. Wenn er das getan hätte, wäre ich bereit gewesen, ihm zu verzeihen.“
    „Soll ich jemanden nach ihm schicken? Damit ihr die Lage besprechen könnt?“, fragte Lady Longbourne hoffnungsvoll. „Nur zum Reden, Cassie. Du brauchst nicht sofort nachzugeben.“
    „Nein, auf keinen Fall. Wenn er möchte, kann er kommen, wenn nicht, dann nicht.
    Ich habe eine Verabredung mit Mrs. Walker wegen des Blumenarrangements in der Kirche.“
    „Und was soll das nützen, wenn keine Hochzeit stattfindet?“
    „Nichts, aber es bringt mir Spaß“, antwortete Cassie vergnügt und küsste sie auf die Wange. „Sorg dich nicht, meine Liebe. Ich bin sicher, Vincent wird kommen, sobald er über alles nachgedacht hat.“
    Lady Longbourne sah ihr kopfschüttelnd nach, ging gleich danach ins Haus und verfasste eine recht wirre Nachricht für ihren Sohn, in der sie ihn dringend bat, Cassie in der Kirche aufzusuchen.
    Denn wenn du nicht endlich Vernunft annimmst, wirst du etwas sehr Kostbares verlieren. Und was wird außerdem mit all dem schönen Essen?
    Cassie sah sich ein letztes Mal in der Kirche um, bevor sie sie verließ. Sie war sehr zufrieden mit ihrer Arbeit. Es sah wunderschön aus, und die Lilien in der Kirche erfüllten das ganze uralte Gemäuer mit ihrem süßen Duft. Es war ein so friedlicher Ort. Cassie glaubte, die kurze Zeit in dieser Stille hatte ihr dabei geholfen, mit ihren verwirrenden Gefühlen ins Reine zu kommen. Jetzt war sie zumindest nicht mehr im Zweifel darüber, was sie tun musste.
    Morgen würde sie hier vor Gott und der Welt geloben, Vincent eine gute Frau zu sein. Sie lächelte, während sie hinaustrat. Hätte Vincent sich entschlossen, sie nicht zu heiraten, hätte er nicht seine Mutter zu ihr geschickt.
    Nein, er stellte sie auf die Probe und wollte, dass sie als Erste nachgab. Am Ende würde sie es wohl tun müssen, weil sie ihn unbedingt haben wollte – obwohl er ein

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