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04 - Spuren der Vergangenheit

04 - Spuren der Vergangenheit

Titel: 04 - Spuren der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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es überhaupt eine gab.
    Also weiter nach oben!
    Unten wurde die Tür zu seinem Zimmer aufgetreten. Dass nicht einmal abgeschlossen gewesen war, schien das Kommando nicht zu stören. Rasch hatten sie den Raum auf den Kopf gestellt. Während sich ein Teil danach offenbar sofort zur Treppe nach oben begab, wandte sich mindestens einer der Männer dem Nachbarzimmer zu und hämmerte mit der Faust gegen die Tür. » Abrir!«, erklang mehrfach eine harsche Stimme. » Abrir!«
    Tom sah Maria Luisa förmlich vor sich, wie sie die Arme um ihren Bruder gelegt und ihn an sich gedrückt hatte.
    Er wünschte, er hätte ihr helfen können.
    Dann war er am Ende der Leiter angelangt und stemmte sich mit den Schulterblättern gegen die Luke. Ein Riegel war nicht zu entdecken.
    Der Mechanismus gab nach. Tom warf sein Gepäck auf den Dachboden, hatte kurzzeitig die Hände frei und schaffte es umso schneller, sich selbst nach oben zu befördern. Noch bevor seine Verfolger die letzte Etage erreichten.
    Die Luke klappte wieder zu, leise genug, um von den Schritten des Überfallkommandos übertönt zu werden.
    Dunkelheit. Nur wenige Lichtstreifen, die sich durch Ritzen in den Dachziegeln stahlen.
    Tom verlor keine Zeit. Er entdeckte eine Stelle, wo ein größerer Schaden im Ziegelbelag zu sehen war. Mehrere Schieferplatten waren zerbrochen. Am Boden darunter hatte sich eine dunkle Stelle gebildet. Vermutlich auch an der Decke des darunter liegenden Zimmers. Es roch nach Schimmel.
    Kein Dachfenster. Tom fluchte innerlich, ließ sich aber nicht aufhalten.
    Die Tasche hatte er sich wieder geschnappt, seine Augen hatten sich an die Bedingungen gewöhnt. Er tappte auf das Leck im Dach zu. Es befand sich etwa einen halben Meter über dem kniehohen Sturz.
    Die Leiter unterhalb der Luke, durch die er gerade geklettert war, knarrte ähnlich, wie sie es unter seinem Gewicht getan hatte. Sie hatten ihn fast eingeholt!
    Er überlegte nicht lange, sondern bog seinen Oberkörper zur Seite und holte wie ein Kickboxer zum Tritt aus.
    Krachend lösten sich Schieferplatten und flogen in hohem Bogen davon. Das entstandene Loch war groß genug, dass Tom sich hindurchquetschen konnte.
    Was er auch tat.
    Die grelle Sonne ließ ihn kurz die Orientierung verlieren. Ihm wurde schwarz vor Augen. Dann hatte er sich auch daran gewöhnt.
    Hinter ihm wurde die Luke aufgestoßen.
    Weiter!, ermahnte er sich. Ganz raus aufs Dach, und dann …
    Er sah sich um. Das Giebeldach lief steiler als erhofft zur Innenhofseite, wohin auch sein Hotelzimmer gezeigt hatte. Tom erkannte den Bereich, wo tagsüber normalerweise Kinder spielten, sofort wieder. Momentan hielt sich jedoch niemand im Hof auf.
    Besser so. Die Ziegel hätten jemanden treffen können. Die Scherben lagen weit über den Hof verstreut.
    Beton. Prima. Ein falscher Tritt, und ich hol mir blaue Flecken der Extraklasse!
    Blaue Flecken? Manchmal verstand er seinen eigenen Humor nicht mehr.
    Er war jetzt vollständig aus dem Dachboden heraus und kämpfte um Halt und Balance.
    Aus dem Loch drangen barsche Schreie. Und dann schoss ein Idiot durch das Dach! Ziegelsplitter stoben Tom entgegen, verfehlten ihn aber. Wahrscheinlich hatte der Verfolger auf das Loch gezielt, es aber verfehlt.
    Ich bin geliefert!
    Tom hatte seine Lage schneller als ein Prozessor der neuesten Computergeneration analysiert – und sie sah beschissen aus.
    Das Dach wäre eine Option gewesen, wenn es ein Flachdach gewesen wäre und er sich schnell aus dem Gefahrenbereich hätte bringen können, um auf eines der benachbarten Gebäude zu springen.
    Das war es aber nicht.
    Und hinter ihm streckte bereits ein Typ in sauteurem Flanell den Kopf durch die Dachöffnung. Der Ausdruck, der sich ins Gesicht des Mannes gemeißelt hatte, deutete darauf hin, dass er keinen Spaß verstand.
    Ich kenn dich nicht, aber ich mag dich nicht, dachte Tom. Er stand jetzt am äußersten Rand des Daches, am Ende der Schräge. Danach kam nur noch die Dachrinne – und ein Abgrund von gut zehn, zwölf Metern Tiefe.
    Der Visage des Mannes, den Tom schon bei Tirado bemerkt zu haben glaubte, in der Nacht, als der Kunstsammler ums Leben gekommen war, eben dieser Visage folgte jetzt eine Hand, die eine fiese Automatikwaffe umschloss.
    Kein Wort der Erklärung, kein »Her mit dem, was wir wollen, und ich lass dich am Leben!«
    Der Zeigefinger des Typs im maßgeschneiderten Anzug krümmte sich. Der Schuss krachte.
    Ende – aus!, dachte Tom, der schon einen Sekundenbruchteil vorher

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