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04 - Spuren der Vergangenheit

04 - Spuren der Vergangenheit

Titel: 04 - Spuren der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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Er räusperte sich. »Es macht keinen Sinn, während der Nacht weiterzumarschieren. Bis zum Einbruch der Dunkelheit sollten wir einen geeigneten Platz für eine Rast gefunden haben. Möglichst an einer Quelle. Morgen können wir dann beim ersten Sonnenstrahl den Weg fortsetzen.«
    Der Weiße war damit einverstanden.
    Ts’onot merkte, wie er seine Scheu vor der übernatürlichen Erscheinung des Götterboten während des gemeinsamen Marsches allmählich ablegte. Aber ganz verlor er nie aus dem Blick, mit wem er es zu tun hatte. Und das hatte ihm auch sein Vater beim Abschied geraten: »Zolle ihm Respekt, was immer er verlangt. Seine Macht ist grenzenlos.«
    Er hatte etwas erwidert, was eine steile Unmutsfalte auf Ah Ahauals Stirn hatte erscheinen lassen: »Warum braucht er dann uns, um seine Maschine zu bauen?«
    »Die Wege der Götter sind unergründlich. Aber wer wären wir, sie infrage zu stellen?« Nach kurzem Schweigen hatte Ah Ahaual hinzugefügt: »Uns wurde eine Belohnung zugesichert. Vielleicht erheben uns die Götter in einen Rang, der uns ihnen näher bringt. Dieses Ziel ist jede Anstrengung wert …«
    Die Träume seines Vaters waren auch seine Träume. Ts’onot hatte kein weiteres kritisches Wort über den Auftrag des Weißen verloren, sondern im Gegenteil seine ganze Überzeugungskraft dafür verwandt, die Expedition zum Himmelsstein begleiten zu dürfen.
    Am späten Abend machten sich bei den Maya deutliche Ermüdungserscheinungen bemerkbar. Fast wie aufs Stichwort gelangten sie zum Eingang einer Grotte, in der sich ein »heiliger Brunnen« verbarg.
    Ts’onot wurde den Verdacht nicht los, dass die Entdeckung der Quelle nicht zufällig erfolgte, sondern der Weiße ihre Route so korrigiert hatte, dass sie zum rechten Zeitpunkt Zugang zu frischem Wasser erhielten. Der Inhalt der mitgeführten Schläuche war fast aufgebraucht.
    Während Ts’onot und seine Männer sich in der Grotte für die Nacht einrichteten, erfrischten, tranken und von ihrem mitgeführten Proviant aßen, schien der Weiße zunächst verschwunden, ohne dass er seine Abwesenheit vorher angekündigt hatte.
    Einige von Ts’onots Begleitern sprachen ihre Verunsicherung darüber offen aus. Es gab keinen unter ihnen, der bei dieser Mission nicht unter außergewöhnlichem Stress gestanden hätte.
    Ts’onot beruhigte sie und versicherte ihnen, dass der Gesandte der Götter spätestens rechtzeitig zum Aufbruch am nächsten Morgen wieder bei ihnen sein würde.
    Obwohl er sich um Überzeugungskraft bemühte, dauerte die Verunsicherung der Männer an. Unruhig legten sie sich schlafen. Vorher teilte Ts’onot noch die Nachtwachen ein.
    Er rechnete nicht wirklich mit Gefahren – immerhin reisten sie im Auftrag der Götter, die gewiss ihre schützende Hand über sie hielten –, aber sicher war sicher.
    Und schon zur Mitte der Nacht wurde deutlich, dass auf die Götter diesbezüglich nicht zwangsläufig Verlass war.
    ***
    Zur gleichen Zeit
    Ah Ahaual ruhte in seinem Gemach. Nur Came, Ts’onots Mutter, weilte bei ihm. Während sie fest zu schlafen schien, gingen dem Kaziken so viele Gedanken durch den Sinn, dass er kein Auge zutat.
    Plötzlich wurde es hell im Raum. Die Art des Lichts verriet sofort die Quelle.
    Ah Ahaual richtete sich so abrupt auf, dass auch Came wach wurde – und erschrak. Er legte beruhigend seine Hand auf ihren nackten Bauch und wandte sich dem Besucher zu.
    »Wieso bist du hier? Du bist mit meinen besten Kriegern und meinem Sohn aufgebrochen, um den Himmelsstein zu holen. Ihr könnt unmöglich schon zurück sein.«
    Came rutschte neben ihm unruhig hin und her, mischte sich aber nicht ein.
    »Du kannst unbesorgt sein«, sagte der Mann aus Licht. »Wir sind unterwegs und rasten gerade. Ich nutze die Gelegenheit, um die Dinge hier in Gang zu bringen.«
    »Um diese Zeit …?«
    »Schlaf ist Vergeudung«, erwiderte der Gesandte der Götter herablassend. »Ich versprach, euch die Pläne zu geben, nach denen ihr die Teile herzustellen habt, aus denen sich – zusammen mit dem Himmelsstein – die Maschine zusammenfügen wird.«
    Ah Ahaual schüttelte den Kopf. »Ich sehe keine Pläne. Wo hast du sie?«
    Der Gesandte der Götter erklärte ihm, dass Ah Ahaual den fähigsten Zeichner rufen sollte, um die Skizzen der benötigten Teile anzufertigen.
    Ah Ahaual war es nicht gewohnt, Befehle entgegenzunehmen. Dennoch gehorchte er.
    Die Methode des Götterboten war einzigartig. Die ganze Nacht hindurch ließ er Linien aus Licht und

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