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04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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so im frühen November?«
      Barber runzelte die Stirn und schürzte die Lippen. »Ich kann mich an nichts erinnern ... Warten Sie einen Moment ...« Er ging zu seinem altertümlichen Aktenschrank und wühlte durch die Papiere. »Ja, genau, dachte ich mir's doch«, verkündete er schließlich. »Stephen Collier hat keinen Abschluss gemacht.«
      »Was?«
      »Er hat das Studium abgebrochen. Er war plötzlich zu dem Schluss gelangt, dass Geschichte nichts für ihn war, und hat die Universität nach zwei Jahren verlassen. Soweit ich weiß, wollte er eine Firma leiten. Ich kann das natürlich noch von der Verwaltung bestätigen lassen, aber meine eigenen Berichte sind recht lückenlos.«
      »Heißt das, Stephen Collier war im November vor sechs Jahren gar nicht in Oxford?«
      »Das stimmt. Könnte es sein, dass Sie ihn mit seinem Bruder Nicholas verwechseln? Er hat damals gerade sein zweites Jahr begonnen, und jetzt, wo ich so in der Vergangenheit wühle, erinnere ich mich auch wieder ganz deutlich an ihn. Nicholas Collier war anders als sein Bruder, er war ein ganz und gar anderer Typ.«
     
     

* 14
     
    Katie starrte ihr Spiegelbild auf dem dunklen Küchenfenster an, während sie Kristallgläser abspülte, die sie nicht in die Maschine stellen konnte. Das Kofferradio auf dem Tisch spielte beruhigende klassische Musik, so leise, dass sie noch den Bach hören konnte, der am Grund des Gartens über die Steine plätscherte.
      Jetzt, wo Stephen tot war und sie sich Banks anvertraut hatte, fühlte sie sich leer. Die Maximen ihrer Großmutter, die sie in der letzten Zeit verfolgt hatten, waren aus ihrem Kopf verschwunden, und der Druck auf ihre Brust, der ihr Herz einzuquetschen schien, hatte sich gelöst. Sie bemerkte sogar ein Lächeln in ihrem Gesicht, ein sehr merkwürdiges Lächeln, das sie nicht an sich kannte. Sie hatte keine Schmerzen mehr; sie fühlte sich betäubt, genau so, wie ihr Mund sich nach der Spritze vom Zahnarzt anfühlte.
      Chief Inspector Banks hatte gesagt, sie sollte sich bei ihm melden, wenn ihr noch etwas einfiel. Doch sosehr sie sich auch bemühte, sie konnte sich an nichts erinnern. Wenn sie die Jahre in Swainshead Revue passieren ließ, dann hatte sie immer wieder Hinweise darauf bemerkt, dass nicht alles in Ordnung war, dass Sachen passierten, von denen sie nichts wusste. Aber es gab keinen roten Faden, nur eine Reihe unzusammenhängender Vorfälle. Sie dachte an Sams Verhalten, als Raymond Addison bei ihnen aufgetaucht war. Das Gespräch der beiden hatte sie nicht gehört, doch Sam hatte danach sofort alle Arbeiten auf sie abgewälzt und war hinüber zum Haus der Colliers gelaufen. Später war Addison zu einem Spaziergang aufgebrochen und nie zurückgekehrt. Als man herausfand, dass der Mann ermordet worden war, war Sam für einige Tage ungewöhnlich bleich und still gewesen.
      Sie erinnerte sich daran, wie sie beobachtet hatte, dass Bernie innegehalten und zum Haus der Colliers rübergeschaut hatte, bevor er sich am Morgen seiner Abreise auf den Weg gemacht hatte. Außerdem hatte sie gesehen, wie er eines Abends kurz nach seiner Ankunft bei den Colliers geklingelt hatte. Schon damals fand sie es merkwürdig, denn normalerweise war er den reichen und privilegierten Colliers aus dem Wege gegangen.
      Keiner dieser Vorfälle hatte zu seiner Zeit eine besondere Bedeutung für sie gehabt. Katie war eine Frau, die das Schlechte nicht in anderen, sondern in sich selbst suchte. Sie hatte viel zu sehr mit ihren eigenen Sorgen zu tun gehabt und ihre verdächtigen kleinen Beobachtungen deshalb schnell vergessen. Selbst jetzt konnte sie sich aus all dem keinen Reim machen. Als sie Banks sagte, dass sie Bernie und Stephen umgebracht hatte, meinte sie es so. Sie hatte die beiden nicht mit eigener Hand ermordet, aber sie wusste, dass sie dafür verantwortlich war.
      Ihre Erinnerungen kamen ihr oft so vor, als wären sie jemand anderem passiert. Sie konnte wieder sehen, wie Bernard Allen sich an ihrem gleichmütigen Körper befriedigte, ganz objektiv, so als würde sie einen Stummfilm anschauen. Und Stephens zurückhaltender Kuss hatte weder eine eisige Kälte noch eine feurige Glut auf ihren Lippen hinterlassen. Sam hatte sie in der letzten Nacht brutal genommen, aber statt Angst und Abscheu hatte sie in ihrer Unterwürfigkeit eine Art Macht verspürt. Das war kein Genuss, das war ein neues Gefühl. Sie spürte, dass es sich ihr mit etwas Geduld letztlich offenbaren würde. Sie

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