Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
privat telefonieren. Eine Bootsfahrt durchs Themsetal mit Frauen und Kindern wäre doch mal was.«
      »Ich melde mich«, sagte Banks. »Na los, Jim, wird Zeit, dass wir loskommen.«
      Hatchley richtete sich mühsam auf, verabschiedete sich von Folley und folgte Banks hinaus auf die Aldates Street.
     
    »Bitte schön«, sagte Banks, als sie in der Nähe von Blackwell's auf der Broad Street waren. »Doktorhüte und Roben.«
      Tatsächlich war die ganze Gegend mit Studenten bevölkert. Sie gingen zu Fuß, fuhren Rad oder standen plaudernd vor den Buchhandlungen.
      »Schwule Säcke«, schimpfte Hatchley.
      Sie gingen am Pförtner vorbei, überquerten den viereckigen Innenhof und fanden Dr. Barber in seinem Büro in Stephens früherem College vor.
      »Sherry, Gentlemen?«, fragte er, nachdem sie sich vorgestellt hatten.
      Banks sagte zu, weil er trockenen Sherry mochte; Hatchley nahm ein Glas, weil er noch nie ein Gratisgetränk abgelehnt hatte.
      Barbers Arbeitszimmer war mit Büchern, Magazinen und Papieren vollgestopft. Auf dem Schreibtisch lag ein studentischer Aufsatz mit dem Titel »Die Auflösung der Klöster: Aussagen zeitgenössischer Darstellungen«, der aber nicht ganz ein altes, grün eingebundenes Krimitaschenbuch von Penguin verdecken konnte. Banks neigte seinen Kopf und blinzelte auf den Titel: Der wandernde Spielzeugladen von Edmund Crispin. Er hatte nie davon gehört, aber ein Krimi war nicht gerade der Lesestoff, den er im Büro eines Universitätsdozenten von Oxford erwartet hätte.
      Während Barber den Sherry einschenkte, stand Banks am Fenster und schaute über den gepflegten, gemähten Innenhof auf die helle Steinfassade des Colleges.
      Barber reichte ihnen die Gläser und zündete seine Pfeife an. Der Rauch verströmte einen süßlichen Geruch. Mit Rücksicht auf seine Gäste öffnete er das Fenster ein wenig, und ein frischer Luftzug sog den Rauch nach draußen. Äußerlich umgab Barber der Hauch eines in die Jahre gekommenen Geistlichen, außerdem roch er nach Pears-Seife. Er erinnerte Banks an den Schauspieler Wilfred Hyde-White.
      »Das ist lange her«, sagte Barber, als Banks ihn nach Collier gefragt hatte. »Lassen Sie mich einen Blick in meine Akten werfen. Ich habe Unterlagen über die gesamten letzten zwanzig Jahre, müssen Sie wissen. Es zahlt sich aus, wenn man weiß, wen man durch diese heiligen Hallen hat gehen sehen. Als Historiker messe ich der Dokumentation große Bedeutung bei. Wollen wir mal sehen ... Stephen Collier. Genau. Schule in Braughtmore, Yorkshire. Ist das derjenige? Ja? Ich erinnere mich an ihn. Kein schrecklich akademischer, aber ein sehr angenehmer Zeitgenosse. Was ist los mit ihm?«
      »Genau das versuchen wir herauszufinden«, sagte Banks. »Er ist vor wenigen Tagen gestorben, und wir wollen wissen, warum.«
      Barber setzte sich hin und nahm seinen Sherry. »Mein Gott! Er wurde ermordet, nicht wahr?«
      »Wie kommen Sie zu der Annahme?«
      Barber zuckte mit den Achseln. »Man bekommt normalerweise nicht ohne Grund Besuch von der Polizei aus Yorkshire. Man bekommt normalerweise überhaupt keine Besuche von der Polizei.«
      »Wir wissen es nicht genau«, sagte Banks, »es könnte auch ein Unfall gewesen sein, oder Selbstmord.«
      »Selbstmord? Ach, du meine Güte. Collier war ein ziemlich ernsthafter junger Mann, ein bisschen übertrieben ernsthaft sogar, wenn ich mich recht erinnere. Aber Selbstmord?«
      »Es ist nicht auszuschließen.«
      »In ein paar Jahren kann sich viel verändern«, sagte Barber. Er runzelte die Stirn und zündete wieder seine Pfeife an. Banks erinnerte sich an seine eigenen Kämpfe mit der ständig ausgehenden Pfeife, die nun zerbrochen an der Wand seines Büros im Präsidium von Eastvale hing. »Wie gesagt«, fuhr Barber fort, »Collier schien ein vernünftiger, sensibler Kerl zu sein. Aber wer hat schon Einblick in die Geheimnisse der menschlichen Seele? Fronti nulla fides.«
      »Man kann nicht von einem bestimmten Typus sprechen, der für Selbstmord prädestiniert ist«, sagte Banks. »Jeder, der weit genug getrieben wird -«
      »Ich nehme an, Sie gehören zu den Polizisten, die glauben, dass bei den entsprechenden Umständen auch jeder Mensch zum Mörder werden kann?«
      Banks nickte.
      »Ich befürchte, da bin ich anderer Meinung«, sagte Barber. »Ich bin kein Psychologe, aber ich würde sagen, man muss der Typ dazu sein. Nehmen Sie mich zum Beispiel. Ich könnte mir

Weitere Kostenlose Bücher