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04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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wollte.
      Ich habe mich gewundert, warum ich so viele widersprüchliche Beschreibungen von Allens Gemütszustand bekommen habe. Aber das war sein Motiv. Er hat die Colliers erpresst, um wieder nach Hause kommen zu können. Eine Stelle in der Schule, Geld auf der Bank - ich weiß nicht, was er haben wollte, aber ich bin mir sicher, das war seine Absicht. Und die hat ihn getötet. Natürlich hat nicht jeder, der ihm gesagt hat, >du kannst nicht wieder zurück nach Hause<, es so buchstäblich gemeint. Wie auch immer, die Colliers kamen zu dem Schluss, dass sie mit der Bedrohung nicht leben konnten, deshalb wartete einer oder beide an diesem Morgen in dem Seitental auf ihn. Sie wussten, dass er dort entlangkommen würde, weil er oft von dem Tal gesprochen hat und morgens in diese Richtung gegangen ist.«
      »Und was ist mit Stephen passiert? Wenn ihn tatsächlich Nicholas umgebracht hat, welches Motiv hatte er?«
      »Stephen war zu nervös geworden. Nicholas wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sein Bruder vollständig zusammenbrach, und er konnte es sich nicht erlauben, ihn so lange am Leben zu lassen, bis ich nach meinem Gespräch mit Anne Ralston aus Toronto zurück war. Stephen muss seinem Bruder erzählt haben, dass er Anne nichts über den Vorfall in Oxford gebeichtet hatte, dass er aber den schwerwiegenden Fehler begangen hatte, ihr gegenüber seine Verwicklung in den Mord an Addison angedeutet zu haben. Nicholas wusste, dass Annes Aussage mir genügend Verdachtsmomente gegen Stephen liefern würde, und er konnte sich bei seinem Bruder nicht darauf verlassen, dass er in einem Verhör standhaft blieb. Wenn wir das Motiv für den Mord an Addison erfahren würden, wüssten wir alles. Nicholas konnte das nicht geschehen lassen.
      Seine Tat war riskant, aber für Nicholas stand eine Menge auf dem Spiel, mittlerweile nicht nur der Ruf der Familie, sondern auch seine persönliche Freiheit, seine Heimat, seine Karriere. Er musste seinen eigenen Bruder umbringen, um zu überleben. Und wenn der Plan gelang, sah es wie der Unfalltod eines gemütskranken Mannes oder wie der Selbstmord eines Schuldigen aus.«
      Es war schon dunkel, als Banks auf der A1 östlich von Leeds versuchte, Licht in die schwierigen Zusammenhänge zu bringen. Cream spielten gerade »Strange Brew«, und Hatchley war verstummt.
      Doch alles verstand Banks immer noch nicht. Stephen hatte getötet, um das zu erhalten, was ihm wichtig war. Aber Nicholas Collier blieb ihm ein Rätsel. Mit aller Wahrscheinlichkeit hatte er Cheryl Duggan ertränkt, aber was Banks nicht losließ, war die Frage nach dem Motiv. Hatte er es aus Vergnügen, Versehen oder Verzweiflung getan? Und war er außerdem für die Schwellungen und die Spuren sexueller Misshandlung verantwortlich, die an ihrer Leiche festgestellt wurden? Dr. Barber hatte gesagt, dass Nicholas ein- oder zweimal in Schwierigkeiten gewesen war, weil er mit Prostituierten verkehrt und Mädchen aus Oxforder Fabriken Geld für Sex angeboten hatte. Banks fragte sich, warum. Nicholas hatte alle Möglichkeiten. Warum hatte er sich nicht mit seinesgleichen rumgetrieben, mit Mädchen seiner gesellschaftlichen Schicht?
      »Fahren wir zuerst ins Präsidium«, sagte Banks. »Vielleicht gibt es Neuigkeiten.« Sie näherten sich der Abfahrt auf die Nebenstraße, die sie durch die Heide nach Helmthorpe und auf die Hauptverkehrsstraße des Tales bringen würde. »Wenn es nichts Neues gibt, können wir immer noch nach Swainshead fahren.« Er schaute auf seine Uhr. »Es ist noch nicht spät, erst kurz vor neun.«
      Hatchley nickte, und Banks verließ die Autobahn und fuhr auf die Straße nach Eastvale.
      Im Präsidium war alles ruhig. Während Banks und Hatchley unterwegs gewesen waren, hatte es keine schweren Verbrechen gegeben. Aber es lag eine Nachricht von John Fletcher vor, eingegangen um fünf Uhr am Nachmittag. Er bat sie, ihn so schnell wie möglich aufzusuchen. Er sagte, es wäre wichtig und hätte mit Stephen Colliers Tod zu tun. Er würde den ganzen Abend zu Hause sein.
      Außerdem lag eine Kopie von Dr. Glendennings vorläufigem Obduktionsbericht über Stephen Collier auf Banks' Schreibtisch. Der Doc hatte in Colliers Blutbahn das Äquivalent von ungefähr fünf Kapseln Nembutal gefunden, eine Menge, die allein noch nicht zum Tode führte, die aber in Verbindung mit Alkohol tödlich sein konnte. Und sein Alkoholgehalt war weitaus höher gewesen, als die Menge von fünf oder

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