04 Verhaengnisvolles Schweigen
nicht wahr? Dieses Arschloch von seinem Bruder hat ihn ermordet.«
»Es sieht so aus, Mr Fletcher, aber wir müssen vorsichtig vorgehen. Wir haben weder eine Aussage noch Beweise.«
»Ich werde bezeugen, was ich gesehen habe. Ich werde helfen, ihn einzusperren, so wahr Gott mein Zeuge ist.«
Banks schüttelte den Kopf. »Das wird helfen, aber es reicht nicht aus. Nicholas hat Wodka in das Bier seines Bruders gekippt, na und? Sie haben selbst gesagt, es könnte lediglich ein Streich gewesen sein, und genau das wird er auch behaupten. Das sind alles nur Indizien, reine Theorie. Wir brauchen eindeutige Beweise oder ein Geständnis.«
»Dann werde ich es verdammt noch mal aus ihm rausprügeln«, sagte Fletcher, knallte seine Hände auf den Tisch und erhob sich.
»Setzen Sie sich«, sagte Banks. »Das wird uns überhaupt nicht weiterbringen.«
»Was wollen Sie dann unternehmen?«
»Ehrlich gesagt, weiß ich es noch nicht«, sagte Banks. »Vielleicht reicht es für eine Anklage, besonders wenn wir Anne Ralston vorladen, aber das will ich eigentlich nicht riskieren. Selbst wenn wir das Gericht überzeugen können, dass unsere Informationen einen Prozess gegen Nicholas rechtfertigen, wird er möglicherweise freigesprochen. Bei unseren spärlichen Indizien gegen ihn könnte das durchaus passieren.«
»Ich hätte früher reden sollen«, sagte Fletcher. »Ich wusste, dass etwas nicht stimmte. Wenn ich Ihnen das alles erzählt hätte, bevor Sie nach Toronto geflogen sind, dann hätten Sie möglicherweise Stephen mehr unter Druck setzen können, und er hätte Ihnen vielleicht die Wahrheit gesagt. Er war am Ende, Mr Banks. Deswegen musste Nicholas ihn wohl auch loswerden.«
»Ich denke, Sie haben recht«, sagte Banks. »Aber wir können es immer noch nicht beweisen. Und Sie sollten sich keine Vorwürfe machen. Sie haben wahrscheinlich gedacht, Sie würden Stephen in Schwierigkeiten bringen, wenn Sie reden. Ich nehme an, Sie haben ihn geschützt?«
Fletcher nickte. »Wahrscheinlich. Ihn und die Erinnerung an seinen Vater.«
»Um Nicholas zu kriegen, hätten Sie Stephen hintergehen müssen. Er hat seinen Bruder oder seinen Vater geschützt, genau wie Sie.«
»Was wird mit mir passieren ? Werden Sie strafrechtlich gegen mich vorgehen?«
»Weswegen?«
»Vorenthaltung von Beweisen? Beihilfe zum Mord?«
Banks lachte. »Sie haben sehr wenig Ahnung vom Gesetz, Mr Fletcher. Sicher, Sie hätten früher reden können, genau wie eine Reihe anderer Leute aus Stephen Colliers Umfeld. Aber er hatte dafür gesorgt, dass jeder im Dunkeln tappte, so dass es eigentlich nichts zu sagen gab, nichts als vage Befürchtungen und Verdächtigungen. Glauben Sie mir, damit kommen nur sehr wenige Leute zu uns - sie wollen am Ende nicht dumm dastehen.«
»Also habe ich nichts zu befürchten?«
Banks stand auf und deutete Hatchley an, dass es Zeit zum Gehen war. »Nein. Sie haben uns geholfen. Jetzt liegt es an uns, eine Anklage zusammenzukriegen oder eine Falle zu stellen.«
»Ich werde alles tun, um zu helfen«, sagte Fletcher. »Sagen Sie dem Arschloch, dass ich etwas weiß. Dann soll er herkommen und versuchen, mich abzumurksen.«
»Ich hoffe, dass es nicht so weit kommt«, sagte Banks, »aber danke für das Angebot.«
Für ein paar Augenblicke saßen sie rauchend im Wagen. Draußen war es pechschwarz, und weit unter ihnen im Tal glitzerten die Lichter von Swainshead wie die Milchstraße.
»Wie sehr sollen wir Collier unter Druck setzen?«, fragte Hatchley.
»Wir setzen ihn gar nicht unter Druck«, sagte Banks. »Wenigstens nicht gleich. Ich sagte Ihnen ja, er ist clever. Er würde nur merken, dass wir ratlos sind.«
»Was machen wir dann?«
»Wir konfrontieren ihn mit dem, was wir wissen, und versuchen, ihn aus der Reserve zu locken. Wenn er zu clever ist, um sich eine Blöße zu geben, und ich nehme an, das ist er, dann versuchen wir es wieder und wieder.« Er startete den Wagen und durchbrach die Stille des Berghanges.
»Die Nerven von diesem Arschloch muss man schon bewundern, oder?«, sagte Hatchley. »Was wäre, wenn Freddie Metcalfe und Richmond gesehen hätten, dass er Wodka bestellt und ihn in Stephens Bier gekippt hat?«
»Dann muss er nur sagen, dass er einen Streich gespielt hat, so wie Fletcher richtig bemerkt hat. Durcheinanderzutrinken ist nicht illegal. So wie die Dinge liegen, steht nur Fletchers Wort gegen
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