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04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Aber in Eastvale bin ich mal einem begegnet.«
      Banks, den Metcalfes rassistisches Gerede schnell ermüdete, wollte sich umdrehen, aber der Wirt packte seinen Ellbogen.
      »Willste mir nich 'n paar Fragen stellen, Junge?«, sagte er mit funkelnden Augen.
      Banks beherrschte sich, zündete sich eine Zigarette an und lehnte sich gegen die Theke. Ihm war aufgefallen, dass die drei Männer, die er vom Vortag wiedererkannte, ihre Biere erst angetrunken hatten, also hatte er genug Zeit, um mit Metcalfe zu plaudern. Vielleicht konnte er ein paar interessante Details aufschnappen.
      »Was soll ich Sie denn fragen?«, begann er.
      »Hey, wer is'n jetzt hier der Polizist?«
      »Kommen viele Wanderer hier rein?«
      »Klar. Wir machen nicht so'n Theater wegen den Rucksäcken und dreckigen Stiefeln und was weiß ich wie die hochnäsigen Säcke an der Hauptstraße.«
      »Aber so viel ich gehört habe, ist dies der >vornehme< Teil des Ortes.«
      »Ja.« Metcalfe lachte. »Das kannste wohl sagen. Der älteste Teil. Und die Colliers trinken hier wie schon ihr Vater. Vornehm, wenn'de willst, aber bodenständig, nich hochnäsig.« Er schüttelte langsam den Kopf. »War ein guter Kerl, dieser Walter Collier.« Dann beugte er sich vor und flüsterte. »Nich so wie seine Söhne, wennde weißt, was ich meine. Können einen Dünnpfiff nich von 'ner Kolik unterscheiden. Und dabei wurden die auch von 'nem Bauern großgezogen.«
      Banks, der auch keinen Dünnpfiff von einer Kolik unterscheiden konnte, wollte wissen, warum.
      »Bildung«, sagte Metcalfe und betonte das Wort, als wäre es für die meisten Übel der Welt verantwortlich. »Die tolle, beschissene Oxfordbildung. Der alte Walter wollte, dass sie's mal besser ham als er. Als Bauer wirste nich reich, weißte, und Walter war clever genug, selbst was aus sich zu machen.« Metcalfe rümpfte die Nase. »Na ja, siehst ja, was Bildung anstellt.«
      »Wie sind die beiden so, Stephen und Nicholas?«, fragte Banks.
      Metcalfe rümpfte die Nase und senkte seine Stimme. Ohne Frage genoss er seine Rolle als Übermittler des Dorftratsches. »Verdammte Nichtsnutze, wennde mich fragst. Auf jeden Fall Nicholas. Mr Stephen is nich so schlimm. Kommt mehr nach Walter. Frauentyp. Nich dass der andere schwul is oder so.« Metcalfe lachte. »Vor'n paar Jahren gab's Ärger mit'm Dienstmädchen, da war er noch'n junger Kerl und wohnte zu Hause. Hat'se geschwängert, der Nicholas. Natürlich musste der gute Walter die Sache wieder gradebiegen, und ich bin mir sicher, er hat den Jungen ordentlich vertrimmt. Aber eigentlich is Mr Stephen der Frauentyp. Eine nach der anderen.«
      »Wie ist denn der Altersunterschied zwischen den beiden?«
      »Nur'n paar Jahre. Stephen ist der ältere.«
      »Was wurde aus dem Ackerland?«
      »Walter hat das meiste verkauft«, sagte Metcalfe, »und den Rest verpachtet. Die Colliers sind immer noch die größten Grundbesitzer im Tal. John Fletcher da drüben hat 'n guten Teil gekauft.« Er deutete mit dem Kinn in die Richtung des Tisches. Da die Männer ihre Biere mittlerweile fast ausgetrunken hatten, hielt Banks den Zeitpunkt für gekommen, sich mit ihnen zu beschäftigen.
      »Hast mir immer noch keine richtigen Fragen gestellt«, protestierte Metcalfe.
      »Später«, sagte Banks und drehte sich um. »Bevor sie wieder gehen, würde ich jetzt gerne mit diesen Herrschaften hier sprechen.« Von den fraglichen Herren erkannte er Nicholas Collier und Sam Greenock vom Vortag wieder, also musste der dritte John Fletcher sein.
      »Sekunde«, sagte Metcalfe, »was ist mit dem Essen?«
      Und wie aufs Stichwort kam ein sommersprossiges kleines Mädchen mit Zöpfen aus der Küche und rief: »Nummer fünfundsiebzig! Wurst, Bohnen und Pommes.«
      Banks gab ihr seinen Beleg, nahm den Teller und versorgte sich dann an der Theke selbst mit Salz und Pfeffer.
      Als er zum Tisch hinüberging, rückten die drei Männer zusammen, kratzten mit den Stuhlbeinen über den gefliesten Boden und machten ihm Platz.
      »Was dagegen, wenn ich an Ihrem Tisch esse?«, fragte er.
      »Keineswegs. Ist Freddie Ihnen auf die Nerven gefallen, Inspector?«, fragte Nicholas Collier. Sein Lächeln offenbarte sehr unvorteilhaft seine hervorstehenden Zähne, die vom Nikotin verfärbt und so schief wie eine schlecht gebaute Natursteinmauer waren. Sein Dialekt war zwar vom Schulenglisch geglättet, dennoch hörte Banks ihn noch deutlich genug

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