04 Verhaengnisvolles Schweigen
seinen Verstand für einen guten Zweck ein - zum Geldmachen. Die alte Mühle zu kaufen und ein Unternehmen zur Produktion von Nahrungsmitteln aufzuziehen, war eine von Vaters klügsten Entscheidungen. Und was mich betrifft, ich bin zufrieden mit meinen Büchern und ein paar formbaren jungen Geistern, mit denen ich arbeiten kann.« Erneut bleckte er lächelnd seine Zähne.
Alle hatten ihre Gläser ausgetrunken, und Banks fragte sich, wie er das Thema vorsichtig wieder auf den Mord lenken konnte, als Fletcher aufstand und sich entschuldigte. Sofort sahen die anderen auf ihre Uhren und gaben an, gehen und sich um verschiedene Aufgaben kümmern zu müssen.
»Sonst war nichts mehr, oder, Inspector?«, fragte Nicholas.
»Nein«, sagte Banks. »Im Moment nicht.«
Als Banks seine Zigarette ausdrückte, schlenderte Freddie Metcalfe zum Tisch hinüber und räumte den Teller und die leeren Gläser ab.
»Schon was rausgefunden?«, fragte er.
»Nein«, sagte Banks und stand auf. »Nichts.«
»Noch am Anfang, wie?«
Ein tiefes, glucksendes Lachen folgte Banks hinaus auf die Straße.
Im Präsidium in Eastvale war alles ruhig. Banks nahm sich einen Becher Kaffee aus dem Automaten und ging die Treppen hinauf in sein Büro. Der schlichte Raum war mit nichts weiter als ein paar Aktenschränken, einem Schreibtisch aus Metall und einem Kalender mit Landschaftsbildern aus der Gegend eingerichtet. Das Maiblatt zeigte, wie der Fluss Wharfe durch die Kalksteinfelsen des Langstroth-Tales floss. Neben dem Kalender hing erst seit kurzem eine weitere Dekoration: eine zerbrochene Pfeife, die er im Gewühl einer der Schubladen wiederentdeckt hatte. Sie symbolisierte den vergeblichen Versuch, sich ein ländliches Image zuzulegen und sich gleichzeitig die Zigaretten abzugewöhnen, denn er hatte sie schließlich vor mehr als einem Jahr frustriert über den Steadman-Fall an eben diese Wand geschmissen. Jetzt hing sie dort wie ein Exponat konzeptueller Kunst und erinnerte ihn an den törichten Versuch, jemand anderer sein zu wollen, als er war.
Draußen auf dem gepflasterten Marktplatz parkten nur wenige Autos. Durch die Pforten der kleinen normannischen Kirche und der Läden, die in ihre Front hineingebaut zu sein schienen, spazierten Besucher ein und aus. Die goldenen Zeiger auf dem blauen Ziffernblatt der Uhr standen auf halb vier. Wie so oft betrachtete Banks diese Szenerie dort unten, rauchte dabei eine Zigarette und schlürfte seinen Kaffee. Das Polizeipräsidium selbst war ein Gebäude mit Fachwerkfassade an der schmalen Market Street gegenüber dem Queen's Arms, das sich um die Ecke herum erstreckte, so dass einer der Eingänge am Marktplatz direkt gegenüber der Kirche lag. Wenn er nach rechts sah, konnte Banks die Straße hinabschauen, in der es Kaffeehäuser, Boutiquen und Spezialitätenläden gab. Geradeaus lag der belebte Platz, auf der gegenüberliegenden Seite die NatWest-Bank, das El Toro Café und der Zeitungshändler Joplin.
Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihn. Sergeant Hatchley kam herein und blickte selbstzufrieden drein. Wenn er aufgeregt war, bewegte er sich schneller als gewöhnlich und schien nicht stillstehen zu können. Banks kannte diese Anzeichen mittlerweile.
»Ich habe es ausfindig gemacht, Sir«, sagte Hatchley. »Die Herkunft dieses Belegs in seiner Tasche.«
Die beiden setzten sich hin, und Banks bat den Sergeant fortzufahren.
»Wie Sie sagten, habe ich mit der Londoner Geschäftsstelle telefoniert. Die wollten es dort nachprüfen und sich dann wieder bei mir melden. Auf jeden Fall haben sie herausgefunden, dass die fragliche Filiale in Kanada ist.«
»Also ist unser Mann Kanadier?«
»Sieht so aus, Sir. Es sei denn - ich habe es vorher schon erwähnt -, er war dort nur im Urlaub. Wie auch immer, wenigstens wissen wir jetzt, dass es da eine enge Verbindung gibt.«
»Sonst noch was?«
»Ja. Nachdem der Kerl von Wendy's entdeckt hat, dass die Quittung aus Kanada ist, war er sehr hilfsbereit.«
Solche Hilfsbereitschaft war eine ziemlich geläufige Erscheinung, Banks kannte das aus seiner eigenen Erfahrung. Er hatte sogar einen Begriff dafür erfunden: das Amateur-Spürhund-Syndrom.
»Die fragliche Filiale befindet sich in Toronto an der Yonge Street, in der Nähe der Dundas Street, falls Ihnen das was sagt.«
Banks schüttelte den Kopf. »Bin nie über den Teich gewesen. Sie?«
Hatchley knurrte. »Ich? Ich war
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