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04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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auch ein weiterer Grund gewesen, aus London wegzugehen und, nach einem Vorgespräch mit Superintendent Gristhorpe über dessen Führungsmethoden, seine Hoffnung auf die Stelle in Eastvale zu verlegen.
      An der Abzweigung nach Swainshead bog Banks nach rechts und parkte seinen Wagen in einer Haltebucht vor dem White Rose. Als er die Brücke überquerte, brachen die alten Männer ihre Unterhaltung ab, und während er auf das Gästehaus der Greenocks zuging, spürte er, wie ihre Blicke Löcher in seinen Rücken bohrten.
      Obwohl die Tür offen war, drückte er auf die Klingel. Eine junge Frau kam herangeeilt. Sie hatte den grazilen Körper einer Tänzerin und wirkte in ihren Bewegungen liebenswert verlegen und befangen auf Banks, was sie nur noch anziehender machte. Sie stand vor ihm, trocknete sich die Hände an ihrer Schürze und errötete.
      »Entschuldigung«, sagte sie mit sanfter Stimme, »ich habe gerade gewaschen. Bitte kommen Sie herein.«
      Ihr Tonfall war typisch für Yorkshire, er klang jedoch nicht nach der in Swainsdale verbreiteten Mundart. Aber nach welcher dann, konnte Banks auch nicht sagen.
      Ihre Augen waren braun - so braun wie das Sonnenlicht, wenn es durch ein Glas dunkles Bier hindurchscheint, dachte Banks und amüsierte sich darüber, wie heimisch er bereits in Yorkshire geworden sein musste, dass er derart dreist Bier und Schönheit in einen Topf warf. Die blonden Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, einzelne Strähnen fielen auf ihren blassen Hals und die Ohren. Sie war ungeschminkt, ihre helle Haut war ganz eben und weich, ihre Lippen voll und auch ohne Lippenstift erdbeerrot. Das Grübchen zwischen Unterlippe und Kinn ließ ihren Mund aussehen, als wollte er gleichzeitig schmollen und zu einem Lächeln ansetzen.
      Katie, so stellte sie sich ihm vor, führte ihn in die Diele, die nach Zitronenduft und Möbelpolitur roch und so sauber und aufgeräumt war, wie es sich für ein gutes Gästehaus gehörte. Neil Fellowes erwarte ihn in Zimmer Nummer fünf, sagte sie und verschwand mit gesenktem Haupt in den hinteren Teil des Hauses, wo Banks den privaten Wohnbereich der Greenocks vermutete.
      Über einen dickflorigen, burgunderroten Teppich stieg er nach oben, fand das Zimmer und klopfte.
      Fellowes öffnete augenblicklich, so als hätte er auf der anderen Seite schon die ganze Zeit den Türknauf in der Hand gehabt. Er machte einen wesentlich besseren Eindruck als am Vortag. Die wenigen verbliebenen farblosen Haarsträhnen waren ordentlich über den kahlen Kopf gekämmt, eine metallgerahmte Brille mit dicken Gläsern saß auf dem Huckel seines Nasenbeins.
      »Kommen Sie bitte herein, äh ...«
      Banks stellte sich vor.
      »Ja, kommen Sie herein, Chief Inspector.«
      Fellowes war offensichtlich jemand, der Rang und Titel respektierte. Die meisten Leute nannten Banks automatisch »Inspector«, manche zogen das einfache »Mr« vor, und andere bedachten ihn mit weitaus schlimmeren Titulierungen.
      Banks schaute aus dem Fenster auf die breiten Grasstreifen beiderseits des Swain. Jenseits der Häuser und des Pubs erhob sich der schroffe Klotz von einem Berg. Er sah aus wie ein schlafender Elefant, dachte er in Erinnerung einer Passage von Wainwright, dem Bergwanderexperten. Oder war es ein Wal? »Hübscher Ausblick«, sagte er und setzte sich in den Korbstuhl am Fenster.
      »Ja«, pflichtete ihm Fellowes bei. »Es ist ganz egal, auf welcher Seite des Hauses man wohnt. Von der anderen Seite schaut man auf den Swainshead-Berg und von hier auf den Adamsberg.«
      »Adamsberg?«
      Fellowes rückte seine Brille zurecht und räusperte sich. »Ja. Nach Adam und Eva. Die Einheimischen haben Sinn für Humor - auf ihre Art.«
      »Kommen Sie häufiger in diese Gegend, Mr Fellowes?«
      »Nein, überhaupt nicht. Ich erforsche nur gerne das Terrain, wenn man so sagen will, bevor ich wieder abreise. Übrigens, Chief Inspector, ich möchte mich in aller Form für gestern entschuldigen. Diese ... diese Leiche zu finden, war ein herber Schock, und ich rühre sonst keinen Alkohol an, aus Prinzip - Tabak auch nicht, sollte ich vielleicht hinzufügen. Der Brandy war einfach, nun ja, angebracht in der Situation. Ich hätte selbst gar nicht daran gedacht, aber Mr Greenock war so freundlich ...« Er wurde langsamer und stoppte wie ein altes Grammophon, das man erst wieder aufziehen muss.
      Banks, der Fellowes' Abstinenzerklärung nicht überhört hatte

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