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04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Samstagabend sind wir was trinken gegangen.«
      »Wie ist die Familie mit dem Umzug zurechtgekommen?«
      Sam zuckte mit den Achseln. »Sie mussten sich umstellen. Am Anfang lief Mr Allen, Bernies Vater, rum, als hätte man ihn aus dem Paradies vertrieben. Für ihn muss es sehr schwer gewesen sein, die Landwirtschaft gegen einen beschissenen Fabrikjob einzutauschen. Hat seinen Stolz schwer angekratzt.«
      »Hat er das gesagt?«
      »Nicht so, nein. Aber man konnte es spüren. Aber er ist ein harter alter Kerl, also haben sie überlebt.«
      »Und Bernard?«
      »Hat versucht, sich anzupassen. Aber Sie wissen ja, wie's läuft. Er hatte seinen Abschluss und alles, aber er konnte nicht die Arbeit finden, die er wollte. Er wohnte zu Hause und machte alle möglichen komischen Jobs. Pilze pflücken in der Gärtnerei in Greenhill, Fabrikhöfe fegen, am Fließband stehen - alles stumpfe, eintönige Arbeit.«
      »Hat er sich damals dazu entschlossen, nach Kanada zu gehen?«
      »Nach einem Jahr in dem Stil, ja. Er hatte die Nase voll. Jemand, den er von der Universität kannte, war schon rübergegangen und hat gesagt, es wäre nicht so schwer, eine Lehrerstelle an einem College zu kriegen. Er hat auch gesagt, dass sie gut zahlen.«
      »Wer war das?«
      »Sein Name war Bob Morgan. Ich glaube, er und Bernie unterrichteten beide am Toronto Community College.«
      »Hatte Bernie Heimweh?«
      »Nehme ich an. Ich meine, seine Wurzeln vergisst man nicht, oder? Aber er blieb dort. Eins führte zum anderen. Er hatte Freunde dort, heiratete, ließ sich scheiden.«
      »In welcher Gemütslage war er, als er hier war?«
      »Ihm ging's gut. Er war vergnügt. Glücklich, zurück zu sein.«
      »Hat er darüber gesprochen, für immer zurück nach Hause zu kommen?«
      Sam schüttelte den Kopf. »So dumm war er nicht. Hier gibt es keine Arbeit für ihn.«
      »Also schien er nicht ungewöhnlich an Heimweh gelitten zu haben oder deprimiert gewesen zu sein, und er hat nicht gesagt, dass er vorhatte, zurückzukommen?«
      »Nein.«
      Banks zündete sich eine Zigarette an und musterte Katies Profil. Sie war ihm ein Rätsel: Er hatte nicht die geringste Ahnung, was sie denken mochte.
      »Wie lange sind Sie schon in Swainshead?«, fragte er Sam.
      »Sechs Jahre.«
      »Und es läuft gut?«
      Sam nickte. »Kann nicht klagen. Wir werden nicht gerade reich, aber wir sind zufrieden.«
      »Und Sie, Mrs Greenock?«
      Katie drehte sich um und richtete ihren Blick auf ihn. »Ja. Besser, als die Zimmer im Queen's Hotel sauberzumachen.«
      »Hatte Bernie außer Ihnen noch andere Freunde im Dorf?«
      »Eigentlich nicht«, antwortete Sam. »Die meisten Kinder, mit denen er aufgewachsen ist, sind als Erwachsene weggezogen, müssen Sie wissen. Das machen heutzutage viele. Im Fernsehen sehen sie das schöne Leben, und sobald sie alt genug sind, kann man sie nicht mehr halten. So wie Denny, Bernies älterer Bruder. Der ist von einem Tag auf den anderen nach Australien.«
      »War Bernie mit den Colliers befreundet?« Esther Haines hatte zwar gesagt, er sei es nicht gewesen, aber Banks dachte, dass sie bei ihrer Meinung über Nicholas und Stephen voreingenommen sein könnte.
      »Also, ich würde kaum sagen, dass sie Freunde waren. Eher Bekannte. Aber wir haben ein, zwei Abende gemeinsam im White Rose verbracht. Ich glaube, Bernie fühlte sich in der Gegenwart von Stephen und Nick immer etwas unbehaglich, wohl weil ihnen als Landadel der Grund gehörte, auf dem er aufgewachsen ist oder so.«
      Banks nickte. »Können Sie sich jemanden im Dorf vorstellen, der ihn aus dem Weg räumen wollte?«
      »Bernie? Großer Gott, nein.«
      »Er hatte keine Feinde?«
      »Keine, von denen ich wüsste. Nicht hier.«
      »Und in Leeds?«
      »Dort auch nicht, soweit ich weiß. Vielleicht hat ihn jemand von Kanada bis hierher verfolgt, ein Feind, den er sich dort gemacht hat?«
      »Mrs Greenock«, sagte Banks und wendete sich wieder an Katie. »Kennen Sie jemanden, der Grund hätte, Bernard Allen loszuwerden?«
      Katie zögerte, bevor sie antwortete. »Nein. Er war harmlos. Er war ein freundlicher Mensch. Niemand würde ihm etwas antun wollen.«
      »Noch eine Sache: Was trug er mit sich, als er von hier wegging?«
      »Was er mit sich trug?«, sagte Sam. »Ach, ich verstehe. Seine Sachen. Er hatte einen großen blauen Rucksack, in dem seine Kleidung, Ausweis, Geld und ein paar

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