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04 - Winnetou IV

04 - Winnetou IV

Titel: 04 - Winnetou IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Diese Idee geht von Old Surehand und Apanatschka aus, die ihre Söhne gern berühmt wissen wollen. Denn diese sind es, welche das Denkmal zu fertigen haben. Es wurde ein Komitee eingesetzt, diese Sache zu leiten. Es ergingen Einladungen an alle Stämme der roten Nation, diese Angelegenheit wurde mit derselben Smartneß behandelt, wie man eine Eisenbahn- oder Ölgesellschaft gründet. Man begann sehr zeitig und sehr still. Man legte vor allen Dingen Beschlag auf die herrliche Gotteswelt, in der Ihr Euch hier befindet, der Berg wurde Mount Winnetou genannt. Man will hier eine Stadt gründen, die Winnetou-City heißen soll und nur von Indianern bewohnt werden darf. Man pumpt in der Nähe schon Öl. Man hat den einen Wasserfall schon in Ketten geschlagen, um Elektrizität zu gewinnen. Dadurch ist mit der Zerstörung des herrlichen Landschaftsbildes und der Entweihung und Beschmutzung aller Ideale unseres großen Tatellah-Satah begonnen. Man fällt den Wald. Man zerstört ihn durch Steinbrüche, die man in den Felsen schlägt, um Material für den Kollossalbau des Denkmales und der Häuser zu gewinnen. Man will sogar das Wunder dieser Gegend, den herrlichen ‚Schleierfall‘, vernichten, um Platz für Profangebäude zu gewinnen. Das wißt Ihr wahrscheinlich noch nicht. Ihr werdet es aber sehr bald erfahren, dies und noch viel mehr dazu.“
    Er machte eine Pause, welche Algongka benutzte, einzufallen:
    „Man gibt vor, durch dieses Denkmalsprojekt alle roten Stämme vereinen zu können. Es ist aber gerade das Gegenteil, welches man erreicht. Man entzweit uns mehr und mehr, innerlich und äußerlich. Ihr seht das schon an dem Platz, der vor Euch liegt: hier die Unterstadt und dort die Oberstadt. Hier unten haben sich die Anhänger des Denkmalplanes festgesetzt; droben wohnen die Gegner desselben, zu denen auch wir gehören. Und hoch oben über uns allen grollt Tatellah-Satah und läßt sich von niemand sehen. Seit man hier baut, ist er kein einziges Mal herabgekommen und hat auch keinem einzigen Menschen erlaubt, zu ihm heraufzukommen. Er verkehrt nur mit den ‚Winnetous‘, durch welche er mit der Menschenwelt in Verbindung steht. Auch wir sahen ihn noch nicht. Wir ließen ihm unsere Ankunft melden; er aber forderte Geduld, bis einer gekommen sei, den er mit Schmerzen erwarte. Dann sei es Zeit für ihn, sein Haus zu verlassen und sich denen zu zeigen, die gleichen Gefühles und gleichen Willens mit ihm sind.“
    „Wer mag der eine sein?“ fragte das Herzle.
    „Das wissen wir ebensowenig wie der ‚Winnetou‘, der uns diese Botschaft brachte. Aber wir warten, und wir wünschen, daß der Betreffende bald kommen werde. Euer Ziel, Mr. Burton, ist uns unbekannt. Seid Ihr nur aus Zufall hier?“
    „Nein“, antwortete ich.
    „So war es Eure Absicht, nach dem Mount Winnetou zu kommen?“
    „Ja.“
    „Und hier zu bleiben?“
    „Und hier zu bleiben, bis die Verwicklungen behoben sind.“
    „Wo werdet ihr wohnen? In der Unter- oder in der Oberstadt?“
    „Droben bei Euch.“
    „So bitten wir Euch, Euer Zelt in unserer unmittelbaren Nähe aufzuschlagen. Vielleicht erfahren wir dann auch, wenn es euch beliebt, wer euch, den Weißen, veranlaßt hat, Eurer Reise grad und genau nur dieses Ziel zu geben.“
    „Oh, was das betrifft, so könnt Ihr das schon jetzt erfahren. Ich wurde eingeladen, herzukommen. Und außerdem wäre ich auch ohnedies nach dem Mount Winnetou geritten, weil Ihr so viel und so interessant nicht nur von diesem Berg spracht, sondern auch von den Plänen, welche hier zur Ausführung kommen sollen.“
    „Wir? Wir beide?“ fragte er.
    „Ja, ihr beide.“
    „Wann und wo?“
    „Im Clifton-Hotel, am Niagarafall.“
    „Dort? Ja, da haben wir Euch zwar kennen und sehr, sehr schätzen gelernt, aber doch nicht von dem Mount Winnetou gesprochen!“
    „Ja, nicht mit mir, aber doch miteinander! Ich hörte zu, denn ich saß am nächsten Tisch.“
    „Uff, uff!“ rief auch Athabaska. „Wir unterhielten uns in der Sprache der Apatschen. Wir waren überzeugt, daß dort niemand sie versteht. Ihr aber verstandet uns doch?“
    Ich wollte antworten; da aber ertönten von der Oberstadt her laute Rufe. Es ging durch die Zeltgassen eine Bewegung, die uns näher kam. Man eilte nach allen Seiten, um eine Botschaft zu verbreiten. Nicht mehr lange, so verstanden wir, was man sich sagte.
    „Tatellah-Satah kommt! Tatellah-Satah kommt!“ rief man einander zu.
    „Ist es möglich?“ fragte Algongka.
    „Ist es wahr?“

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