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04 - Winnetou IV

04 - Winnetou IV

Titel: 04 - Winnetou IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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anzumelden.“
    „Wie kommt es, daß man Euch zugelassen hat? Man wollte doch keine Weißen hier dulden!“
    „Wir waren an Mister Antonius Paper empfohlen.“
    „Von wem?“
    „Von Kiktahan Schonka. Da ließ man uns passieren.“
    „Wo haltet ihr euch jetzt auf?“
    „Eben bei Antonius Paper, dem Schurken!“
    „Was? Wie? Schurke? Wie kommt ihr dazu, ihn so zu nennen?“
    „Weil er einer ist! Wir kamen hierher, um ehrlich gegen ihn zu sein. Wir richteten alles an ihn aus, was uns von Kiktahan Schonka anvertraut worden war. Er tat, als sei er unser allerbester Freund. Er veranlaßte uns sogar, bei ihm zu bleiben. Dann aber belauschten wir ihn im Gespräch mit dem Agenten Evening, und da erfuhren wir, daß er der größte Schuft ist, den es geben kann. Denkt Euch, Mister Burton, wir beide sollen von Kiktahan Schonka, Paper und Evening ausgenutzt werden, ohne etwas dafür zu bekommen. Ja, noch schlimmer: Wenn man uns nicht mehr braucht, sollen wir auf die Seite geschafft werden und verschwinden. Ist so etwas zu denken?“
    „Ich denke es mir nicht nur, sonder ich weiß es schon längst. Ich weiß sogar noch mehr. Nämlich Paper und Evening werden von dem alten Kiktahan Schonka ebenso betrogen wie ihr. Auch sie sollen verschwinden, wenn der große Streich gelungen ist. Die verbündeten Häuptlinge wollen nichts geben, sondern alles für sich behalten.“
    „All devils! Da seid Ihr ja der einzige ehrliche Mensch, den es hier gibt! Wir stecken mitten zwischen Lügnern und Verrätern! Gebt uns guten Rat, Mister Burton; wir brauchen ihn!“
    Was ich ihnen riet, versteht sich ganz von selbst. Sie sollten bei Paper bleiben, die Augen offen halten und mir alles mitteilen, was sie beobachteten. Das Weitere würde sich dann finden. Als sie fortgingen, war ich ihrer bedeutend sicherer als vorher. Doch ehe sie sich entfernten, fragte Sebulon in etwas zaghafter Weise:
    „Darf ich erfahren, wie es Mistreß Burton geht?“
    „Ich danke“, antwortete ich. „Sie befindet sich sehr wohl. Sie spricht oft von Euch.“
    „Wirklich, wirklich?“
    „Ja. Ich glaube sogar, sie hat Euch gern.“
    Da nahm sein Gesicht einen ganz eigentümlichen, glücklichen Ausdruck an, der alles Schlimme, was sonst von ihm zu denken war, vergessen ließ. Seine Lippen bewegten sich, als ob er noch etwas sagen wollte, doch wurde es nicht laut.
    Als sie zum Tor hinaus wollten, mußten sie zur Seite treten. Ein Reiter kam herein. Ich erkannte den hohen stolzen Mann, der den vorhin angekommenen Indianern vorangeritten war. Er beachtete die Brüder nicht, kam bis zu mir herangeritten, schaute mich an und sagte in kurzer, bestimmter Weise:
    „Noch sah ich dich nie! Aber du bist Old Shatterhand?“
    „Der bin ich“, antwortete ich.
    „Ich komme direkt zu dir, zu keinem anderen. Ich hörte, daß du hier oben wohnst. Daß meine Squaw bei der deinen sei. Ich kam soeben an. Ich bin Wakon. Ich bringe euch die auserlesene Jugend meines Stammes.“
    In seinem Gesicht strahlte die Freude des Erkennens. Er schwang sich vom Pferd und begrüßte und umarmte mich wie einen alten, sehr lieben und sehr werten Bekannten.
    „Ich bin dein Freund“, fügte er hinzu. „Laß mich dein Bruder werden. Zeig' mir deine Squaw und auch die meine, damit ich beide begrüße!“
    Ich hatte keine Ahnung, wo die sogenannte Küche zu suchen war. Zum Glück erschien in diesem Augenblick unser riesiger Intschu-inta, der uns nach der richtigen Stelle brachte. Das war im Parterre, hinter einer großen, offenen Halle. Man sah uns kommen. Da traten sie heraus, die beiden, die wir suchten: das Herzle, die Ärmel aufgeschlagen und die beiden Arme bis an die Ellbogen mit Teig beklebt, und Aschta, die Mutter, auch beide Ärmel aufgeschlagen, die Arme aber glänzend von Backfett , Salatöl und ähnlich guten Dingen. Wir lachten alle vier. Eine gegenseitige Berührung war unmöglich. Darum nahm die Begrüßung einen weniger intimen Verlauf, worauf wir beiden Männer unsere Frauen ihrem schmackhaften Beruf zurückgaben.
    Intschu-inta nahm das Pferd des Medizinmannes in Verwahrung. Ich aber hielt mich für verpflichtet, Wakon zunächst zu Tatellah-Satah zu führen. In seinem Haus angekommen, hörten wir, daß er sich in der Bibliothek befinde. Diese lag im zweiten Haus. Ich übergehe die Begrüßung dieser hochbedeutenden Männer, auch die sehr wichtige Konferenz und Aussprache, welche hierauf folgte. Dann geleitete Tatellah-Satah uns durch die sämtlichen Räume der Bibliothek und nach dem

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