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04 - Winnetou IV

04 - Winnetou IV

Titel: 04 - Winnetou IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Schlüssel sein, der mit die Herzen und das Verständnis öffnet. Während die da unten am Schleiersee am Monument bauen, lasse auch ich bauen.“
    „Was?“
    „Auch eine Figur, eine Winnetoufigur. Aber unendlich größer, schöner und edler, als sie je ein Künstler herstellen könnte.“
    „Und wer baut sie? Du?“
    „Ich? O nein! Wenn kein Künstler das vermag, so vermag ich es doch noch viel weniger! Der Baumeister, der Bildhauer ist Winnetou selbst! Und sein Werk ist ein Meisterwerk. Es ist schon vollendet. Ich brauche es nur aufzustellen.“
    „Wo hast du es?“
    „Hier, im Nebenzimmer. Ich grub es aus. Am Nugget-tsil. Es ist sein Vermächtnis. Es sind die Manuskripte, welche er schrieb. Laß also die Surehands und die Apanatschkas da unten am Wasserfall bauen! Wir bauen auch! Hier oben, bei dir, im Schloß. Wessen Bau eher fertig wird und welcher der wertvollere ist, das wird sich finden! Ich bitte dich um die Erlaubnis, morgen ein Mittagessen zu geben. Punkt zwölf. Ich ließ Old Surehand und Apanatschka durch Kolma Putschi laden.“
    „Uff! Die kommen nicht!“
    „Sie kommen! Denn ich ließ ihnen sagen, daß ich, falls sie mich durch Absage beleidigen, die Kugeln sprechen lassen werde.“
    „So kommen sie!“
    „Ich lade alle deine Häuptlinge dazu. Auch Athabaska und Algongka, Wagare-Tey, Avaht-Niah, Schahko Matto und andere. Nur dich nicht. Denn du hast höher zu stehen, als alle die, welche ich nannte.“
    „Tue, was dir beliebt; du weißt, daß du Herr hier bist. Sag' Intschu-inta alles, was du brauchst, besonders die Speisen, welche du wählst. Er wird dir alles besorgen. Darf ich fragen: Wozu dieses Mittagessen?“
    „Erstens, um Old Surehand und Apanatschka herbeizuzwingen. Zweitens und hauptsächlich aber, um mit diesen Häuptlingen allen das zu bilden, was die Bleichgesichter als einen Lesezirkel bezeichnen. Sie haben täglich des Abends hier oben im Schloß zu erscheinen. Du übernimmst den Vorsitz, und ich lese vor, was Winnetou geschrieben und allen roten, weißen und anderen Menschen hinterlassen hat.“
    „Uff, uff! Vortrefflich, vortrefflich!“ rief der ‚Bewahrer der großen Medizin‘ aus.
    „In diesen Papieren ist sein Geist und ist seine Seele enthalten. Während ich lese, tritt aus ihnen seine klare, reine, edle und wahrhaft große Persönlichkeit hervor. Im Innern des Zuhörers bildet sich die seelische, also die wirkliche, die wahrheitstreue Figur meines und deines Winnetou. Und wer diese in sich fühlt, wer sie geistig gesehen und begriffen hat, der ist für das Komitee und für Mr. Okih-tschintscha alias Antonius Paper verloren. Stimmst du mir bei?“
    Er reichte mir die Hand und sprach:
    „Ich bin von ganzem Herzen einverstanden! Zwar kenne ich das, was unser Winnetou geschrieben hat, nicht wörtlich, aber er hat mich oft einen Blick in diese Gedanken tun lassen, und so vermute ich, daß der von dir vorgeschlagene Weg wahrscheinlich ohne häßlichen Kampf zum Frieden führt. Also, ich bin einverstanden.“
    „So nimm dein Bild, und erlaube mir, dir noch ein zweites zu zeigen.“
    Ich gab ihm das erstere und steckte einen großen Abzug von Marah Durimeh an dessen Stelle. Kaum sah er diesen, so erhob er sich von seinem Sitz und rief aus:
    „Wer ist das? Bin das ich? Ist das meine Schwester? Ist es meine Mutter? Oder eine Ahne von mir?“
    „Es ist Marah Durimeh, von der ich dir noch viel erzählen werde.“
    „Du sagst Marah Durimeh. Ist das gleichbedeutend mit unserer Königstochter Marimeh?“
    „Ja; doch davon später. Da wir einmal hier bei den Bildern sind, zeige ich dir noch ein drittes.“
    Ich steckte neben Marah Durimeh einen Abzug von Abu Kital an die Wand. Es war ein ganz eigentümlicher Eindruck, den dieses Porträt auf Tatellah-Satah machte. Er sah es starr an, schloß hierauf die Augen, dachte nach und sagte dann, ohne die Augen zu öffnen:
    „Den kenne ich! Den hat mir Winnetou beschrieben. Und dabei sagte er mir, er habe diese Beschreibung von dir! Das kann nur der Gewaltmensch sein, dessen bloßer Anblick schon dem Herzen weh tut! Du hast ihn Abukal genannt.“
    „Richtig! Nur der Name ist falsch. Er heißt Abu Kital, nicht Abukal. Ich habe mit Winnetou oft über ihn gesprochen.“
    „Ich kann ihn nicht ersehen, bitte dich aber doch, ihn später einmal genau betrachten zu dürfen.“
    „Nimm ihn mit. Nimm auch Marah Durimeh mit. Du kannst sie beide behalten; ich habe mehrere Exemplare.“
    „So schlage sie mir ein, und gib sie mir!“
    Ich

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