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04 - Winnetou IV

04 - Winnetou IV

Titel: 04 - Winnetou IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Negerin gewesen sei. Die Brüder Enters verkehren bei ihm.“
    „Oh weh! Warum?“
    „Um ihn auszuhorchen. Er ist der eigentliche Führer der hiesigen Arbeiterschaft. Man sagt, daß sogar gewisse Häuptlinge ihm ihr Vertrauen schenken. Gewiß aber ist, daß er ein Liebling der ‚Herren vom Komitee‘ ist. Man sagt, daß Mr. William Evening und Mr. Antonius Paper ganze Nächte lang im Trunk und Spiel bei ihm sitzen. Wollt Ihr ihn vielleicht einmal sehen?“
    „Wenn es möglich wäre, ja.“
    „Es ist möglich. Nur noch einige Minuten, dann ist es dunkel, und ich führe Euch an die besondere Stube, zu der nur seine Vertrauten Zutritt haben. Lassen wir uns nicht sehen! Reiten wir diese kurze Zeit spazieren!“
    Wir waren bisher einem Gebüsch gefolgt, welches uns sehr gut verbarg. Wir konnten sehen, ohne selbst gesehen zu werden. Nun ritten wir unter derselben Deckung weiter, doch nicht, um noch ferneres zu entdecken, sondern nur, um die Zeit bis zur Dunkelheit vergehen zu lassen. Das dauerte nicht mehr lange. Die Dämmerung kam schnell. Sie ging ebenso schnell vorüber. Dann war es dunkel, vollständig dunkel, denn wir standen im neuen Mond, und die Sterne besaßen jetzt, so kurz nach Tag, noch keine leuchtende Kraft. Wir lenkten nach der Gegend um, in welcher die Baracke lag. Bei den letzten Büschen hielten wir an, stiegen ab, hobbelten unsere Pferde fest und geboten ihnen, sich zulegen. Sie taten es. Dann gingen wir vorsichtig dem Blockhaus zu, um unbemerkt an seine hintere Seite zu gelangen. Das war nicht schwer.
    Dort angekommen, bemerkten wir Kisten und Fässer, welche längs der Hinterwand standen. Das gab uns gute Gelegenheit, uns, wenn es sein mußte, zu verstecken. Aber es wurde glücklicherweise nicht nötig. Im Innern der Baracke brannte Licht. Das ließ erkennen, daß sie aus mehreren Räumen bestand, einem sehr großen und mehreren kleinen. Nach einem der letzteren wurde ich von Pappermann geführt. Es gab da nur eine einzige Fensterluke, die nicht zu war, sondern offenstand. Unter ihr gab es eine schwere, starke Kiste, auf die man getrost steigen konnte, ohne befürchten zu müssen, daß sie ein verräterisches Geräusch von sich gebe oder gar zusammenbreche. Im Innern erklangen Stimmen.
    „Das ist die Stube des Niggers“, sagte Pappermann leise. „Ich kenne sie. Die Enters haben sie mir genau beschrieben. Hört Ihr, daß man drin spricht?“
    „Ja. Ich steige auf die Kiste und schaue nach.“
    „Gut. Ich halte Wacht!“
    Als ich mich hinaufgeschwungen hatte, konnte ich ganz bequem in die Stube sehen. Da standen zwei rohe Brettertische mit ebenso rohen Sitzen. Die Sprechenden waren fünf Männer, von denen ich vier sofort erkannte, nämlich die beiden Enters, Tusahga Saritsch und To-kei-chun. Man denke sich mein Erstaunen darüber, daß auch diese beiden letzteren sich hier befanden; der fünfte war jedenfalls der Wirt. Ein Riese von Person, mit indianischen Gesichtszügen, aber aufgestülpter Negernase und echter Mohrenhaut. Einen treffenderen Typ der Brutalität als ihn konnte man sich wohl kaum denken! Das Gespräch war ein sehr lebendiges, erregtes. Grad als ich den ersten Blick vom Fenster hinunter in die Stube warf, sagte der Nigger:
    „Ich glaube, sie wissen es da oben selbst jetzt noch nicht, daß die beiden Medizinmänner entflohen sind. Verdammt sei dieser Old Shatterhand, daß er die Karte der Höhle erwischte! Glücklicherweise aber brauchen wir sie nicht. Die Medizinmänner wissen genug, um den Weg zu finden. Dieser Shatterhand ist trotz alledem ein Dummkopf. Als er nach dem Kampfplatz kam und sich mit den gestohlenen Medizinen brüstete, ahnte er nicht, daß seine Gefangenen sich schon wieder in Freiheit befanden und daß der Plan für morgen schon fertig war. Sein angeblicher Sieg heute nützt ihm nichts. Er hat einen Tag Zeit gewonnen, weiter nichts! Morgen abend ist er mit seinem Weib tot! Ihr haltet doch Wort?“
    Diese Frage war an die Brüder Enters gerichtet.
    „Was wir versprochen haben, geschieht!“ antwortete Hariman. Und Sebulon fügte hinzu:
    „Eine größere Rechnung, als wir mit diesem Mann und seiner Frau haben, kann es gar nicht geben. Es fällt uns gar nicht ein, sie ihnen zu schenken!“
    „Würde euch auch keinen Segen bringen!“ drohte der Nigger. „Denn ich sage euch: Zwei sterben morgen ganz unbedingt, entweder dieses deutsche Ehepaar oder die Brüder Enters! Darauf könnt ihr euch verlassen! Ich traue euch nämlich noch nicht ganz! Es handelt sich um

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