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04 - Winnetou IV

04 - Winnetou IV

Titel: 04 - Winnetou IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Ihr angesaust kommt!“
    „So helft mir nur erst hinauf!“ bat ich, zu einem der Maultiere tretend.
    Man hob mich hinauf und eilte dann lachend dem ‚Garten‘ zu. Die Peone aber blieben im Freien, Pappermann auch. Er wich ihnen nicht von der Seite und sagte mir durch ein heimliches Nicken, daß ich mich hier auf ihn verlassen könne. Er war der umsichtige, alles überlegende Mann geblieben, als den ich ihn vor Jahren kennengelernt hatte.
    Nun setzte ich das Maultier in Bewegung. Es sah ganz so aus, als ob es aus eigenem Willen vorwärts gehe, erst langsam, dann etwas schneller. Es lief geradeaus, nach links, nach rechts, scheinbar ganz nach Belieben. Es drehte sich um, machte einen Bogen, wendete wieder, trottete weiter und versuchte sogar einen Trab. Ich rutschte hin und her. Ich schuckerte. Ich verlor zuweilen die Zügel, und ich fuhr hier und da aus den Bügeln. Das sah alles so urgemütlich aus und war doch in Wirklichkeit ein scharfes, sehr scharfes Examen, welches ich mit dem Maultier unternahm. Es geschah kein Schritt, kein einziger, ohne meinen Willen, und ich bemerkte sehr bald, woran ich war. Das prächtige Geschöpf besaß die beste mexikanische Schulung. Als ich es leise, ganz leise zum Sprung zusammennahm, gehorchte es so genau und so schnell, daß ich kaum Zeit fand, diese Aufforderung durch Gegendruck zu widerrufen. So näherten wir uns der Gartenmauer mehr und mehr, bis wir uns nur noch vier oder fünf Schritte von ihr befanden. Drüben gab es ein höhnisches Gelächter. Man war überzeugt, daß das Maultier mit mir nur so spazierengegangen sei.
    „Nun, herüber, herüber, Mr. Burton! Herüber!“ rief Howe mir zu.
    „Ja, soll ich denn wirklich?“ fragte ich.
    „Natürlich!“
    „So nehmt es mir dann aber auch nicht übel!“
    „Fällt mir nicht ein! Also kommt!“
    „Salto! Alto! Elevado !“
    Während ich diese drei, beim Sprung gebräuchlichen Worte rief, schnellten wir hoch empor, über die Mauer hinüber und standen dann so unbeweglich und ruhig da drüben, als ob wir uns gar nicht von der Stelle bewegt hätten. Mein erster Blick war auf den Indsman gerichtet. Seine Augen leuchteten.
    „Donnerwetter!“ fluchte Howe.
    Seine Kameraden ergingen sich in ähnlichen Ausrufungen.
    „Nun?“ fragte ich ihn. „Bin ich jetzt hüben oder noch drüben?“
    „Hol Euch der Teufel!“ schrie er mich zornig an. „Wie es scheint, könnt Ihr dennoch reiten?“
    „Scheint? Dennoch? – Habe ich etwa behauptet, nicht reiten zu können?“
    Ich glitt aus dem Sattel herab, führte das Maultier aus dem ‚Garten‘ in den Hof und band es dort an.
    „Warum schafft Ihr das Vieh da hinaus?“ wurde ich gefragt.
    Ich antwortete nicht, nickte dem Herzle fröhlich zu und ging, um das nächste Maultier zu holen. Dieses tat den Sprung ganz ebenso wie das erste.
    „Da habt ihr es!“ schrie Howe. „Der Kerl kann reiten! Er hat gelogen!“
    Ich ließ diese Beleidigung ungerügt und schaffte das Maultier ebenso in den Hof wie das vorige. Dann bat ich das Herzle:
    „Bitte, laß, während ich das dritte hole, meinen Koffer herunterbringen, hierher auf unseren Tisch!“
    Als ich dann an die Stelle kam, wo die Peone warteten, sagte der eine von ihnen zu mir:
    „Sir, es scheint, Ihr wollt Euch einen Spaß mit uns machen?“
    „Wenn dies der Fall wäre, so hätte ich nur ganz dieselbe Absicht wie Ihr!“ antwortete ich.
    „Nehmt Euch in acht, daß nicht etwa ernst daraus wird!“
    „Bei mir wird jeder Spaß zum Ernst. Ist das bei Euch etwa anders?“
    Da trat er hart an mich heran und drohte:
    „Ich warne Euch!“
    „Pshaw“, machte ich wegwerfend.
    „Ja, ich warne Euch! Aber aus ganz anderem Grund, als Ihr denkt. Pferde sind keine dummen Maultiere. Es werden Euch entweder die Knochen zerschmettert, oder Ihr brecht den Hals!“
    „Das wartet ruhig ab!“
    Ich hielt es nun nicht mehr für nötig, mich zu verstellen. Ich schwang mich auf das Maultier, welches Pappermann am Zügel hielt.
    „Wie wird es mit den Pferden?“ fragte er mich leise.
    „Ganz ebenso!“ antwortete ich.
    „Aber sie lassen doch niemand an sich heran!“
    „Habt keine Sorge! Ich komme nicht nur hinan, sondern auch hinauf!“
    Nach diesen Worten flog ich über den Platz und über die Mauer hinüber. Als ich das Muli in den Hof brachte, stand dieser schon fast ganz voller Menschen. Die Sache war publik geworden, und die Leute kamen herbei, ihr beizuwohnen. Dem Wirt war das lieb, weil er dadurch Gäste bekam. Auch die benachbarten

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