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04 - Wohin die Zeit uns treibt

Titel: 04 - Wohin die Zeit uns treibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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darauf, wie sie Terence umschlungen und geküsst hatte, als wollte sie ihn bei lebendigem Leib verschlingen.
    Und er schien es genossen zu haben.
    Gillian verschränkte die Arme über der Brust und blickte hinaus auf die Lichter der Stadt. Sie mochte Eifersucht ebenso wenig wie Verwirrung. Terence O'Hara bedeutete offensichtlich beides.
    Sie zuckte bei einem kratzenden Laut zusammen und wirbelte herum. Ein Streichholz flackerte auf.
    Terence stand im Schatten. Sie fragte sich, wie lange er sie schon von dort beobachtet hatte.
    „Ich habe nicht gewusst, dass du hier bist." Und sie hätte es nicht, erkannte sie, wenn er es nicht gewollt hätte. „Ich konnte nicht schlafen."

    „Zeitveränderungen bringen den Körperrhythmus ganz durcheinander."
    „Ja, das ist es wohl." Sie legte die Finger wieder fest ums Gelän
    der und wünschte, es wäre so einfach. „Ich dachte, du seist daran gewöhnt."
    „Ich mag die Nacht." Das stimmte, aber er war nur auf den Balkon gekommen, weil er unruhig war und an sie denken musste.
    „Manchmal gehe ich aufs Dach meines Hauses.
    Es ist die einzige Art, wie man in New York die Sterne sehen kann." Sie sah zum Himmel hoch. „In Irland musste man einfach nur aus dem Haus treten." Mit einem Kopfschütteln sah sie wieder auf die Stadt. „Hast du es je vermisst?"
    „Was vermisst?"
    „Dein Zuhause."
    Er zog an seiner Zigarette, und sein Gesicht war für einen Moment in rotes Licht getaucht. „Ich habe dir doch gesagt, ich habe keins."
    Sie ging an die gegenüberliegende Seite des Balkons. „Einfach nur die Kanarischen Inseln? Wie lang kann man von Früchten und Fischen leben?"
    „Lang genug."
    Obwohl es sich in der Nacht abkühlte, trug er nur eine weite Jogginghose. Gillian erinnerte sich ganz genau an den wilden Rausch, als sie an diesen Körper gedrückt wurde. Und an die verwirrende Leere, wieder weggeschoben zu werden. Nein, Gefühle konnten nicht analysiert werden, aber sie konnte versuchen, deren Quelle zu untersuchen.
    „Ich frage mich, was es ist, wovor du wegläufst."
    „Worauf ich zulaufe." Terence schnippte die Zigarette über den Balkon auf die Straße unten. „Zu einem Leben in Luxus, Sweetheart. Kokosmilch und halb nackte Frauen."
    „Ich glaube nicht, dass dir das reicht. Dafür hast du dich immer zu sehr eingesetzt."
    „Stimmt." Unbewusst rieb er über die Narbe auf seiner Brust. „Was bleibt, gehört mir." Ihr Duft war wieder so frisch. Der Wind trug ihn zu ihm.
    „Weißt du, Mr. Forrester hat gemeint, wenn du dich mehr an die Regeln hieltest, wärst du in einer Führungsposition des ISS."
    „Charlie hatte Größenwahn."
    „Er war mächtig stolz auf dich."
    „Er hat mich angeworben und ausgebildet. Er wollte sich wohl damit brüsten, dass er gute Arbeit geleistet hat."
    „Ich glaube, es war mehr als das. Du gefielst ihm, wie du warst und was er aus dir gemacht hat. Ich weiß, du warst ihm tief verbunden und hast dich auf diese Geschichte nicht nur wegen des Geldes, sondern seinetwegen eingelassen. Die Gründe sollten mir gleichgültig sein, aber sie sind es nicht.
    Terence?"
    Er wollte sie jetzt nicht ansehen, da das Mondlicht auf sie fiel und ihr Duft in der Luft hing. Er hielt den Blick auf die Straße unten gerichtet. „Ja?"
    „Wenn ich Flynn und Caitlin wieder zurückhabe, werde ich es dir nie zurückzahlen können. Aber du sollst wissen, was auch immer geschieht, ich bin dir von Herzen dankbar."
    „Es ist ein Job", stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, weil ihre leise, warme Stimme ihn in Versuchung führte, genau das zu vergessen. „Mach aus mir nicht irgendeinen Ritter auf einem weißen Schlachtross, Gillian."
    „Nein, das bist du nicht, aber ich glaube, ich fange an zu verstehen, wer du bist, Terence." Sie ging zu den Balkontüren. „Gute Nacht." Weil sie nicht erwartet hatte, dass er antwortete, schloss sie die Türen hinter sich.
    „Aber wie kannst du von mir erwarten, dass ich wie eine Touristin durch die Geschäfte ziehe?"
    Terence zog Gillian zu einem anderen
    Schaufenster. „Weil du heute nichts als eine Touristin bist. Zeige etwas Begeisterung, okay?"
    „Mein Bruder und meine Nichte sind Gefangene.
    Ich fürchte, es fällt mir schwer, Begeisterung für einen Haufen Tongeschirr oder einen Berg bunter Stoffe zu zeigen."
    „Unverfälschte nordafrikanische Kunst."
    „Wir vergeuden nur Zeit."
    „Irgendwelche Vorschläge?" Untergehakt bummelten sie weiter. Gestreifte Sonnenschirme beschatteten die Waren, die draußen

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