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040 - Die Faust Gottes

040 - Die Faust Gottes

Titel: 040 - Die Faust Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Basilika. Dumpf hallte die Stimme des Rev'rends hinter dem Seitenportal. Wie er sie hasste, diese Stimme!
    »Nicht so wütend sein, Eddie«, murmelte er. »Das hat der HERR verboten. ›Des Mannes Zorn tut nicht, was Recht ist vor GOTT‹ - steht es so nicht geschrieben?«
    Wohl zehn Mal sagte er sich diesen Bibelvers vor, aber seine Wut wurde nur noch größer.
    »Es ist auch nicht Recht, seinen Novizen zu schlagen! Und vor allem nicht den Sheriff, der doch hier eigentlich das Sagen hat! Verdammter Rev'rend!«
    Die geballten Fäuste tief in die Taschen versenkt tigerte er durch den Innenhof. In der Basilika dröhnte Rages Stimme.
    »Nein, es ist ganz und gar nicht Recht. Schließlich wollte ich die Frauen doch nur vor einem Unhold retten! Das ist die wahre Sünde und nicht, dass ich Hand an mich gelegt habe…«
    Er blieb stehen und lauschte der Stimme seines Rev'rends. Und ein blasphemischer Gedanke breitete sich in seinem Kopf aus: War Rage nicht schon viel zu lange Rev'rend hier in Godswill? Sollte nicht längst sein Adept seine Nachfolge angetreten haben? Und war er nicht einen halben Kopf kleiner und mindestens vierzig Pfund leichter als er, Edward Thorne?
    Er sah zu dem Fenster des Baderaums hin. Das Licht dort war längst erloschen. »Loses Weib!«, zischte er. »Nackt baden und nichts vor das Schlüsselloch hängen! Nackt baden und um Hilfe rufen! Und keine Vorhänge zuziehen! Elende Schlampe…!«
    ***
    Matt und Aruula schliefen in einem kleinen Raum unter dem Dach von Saint Therese's Last Rest. Für beide war klar, dass dies ihre erste und letzte Nacht innerhalb des Ringgrabens von Godswill sein würde.
    Am nächsten Morgen servierten zwei Frauen das Frühstück im Schankraum von Saint Therese's Last Rest. Keine Spur von Bruder Eddie. Auch den Rev'rend trafen sie nirgends.
    Aruula plauderte mit den beiden Frauen. Ihr Mitteilungsbedürfnis war in den zwei Wochen zuvor ein wenig zu kurz gekommen, und wer wusste schon, wann sie das nächste Mal auf Menschen treffen würden, mit denen man über Nichtigkeiten palavern konnte.
    Matt verließ den Schankraum, ging quer über den Platz vor der Basilika und zum Anbau auf ihrer Ostseite. Bevor sie Godswill verließen, wollte er wenigstens das Gefängnis noch von innen sehen. An der Belegung gemessen war es nach der Kathedrale ja der zweitwichtigste Raum in diesem Kaff.
    Er betrat eine Art offenes Foyer. An zu einem Halbkreis zusammengestellten Tischen hockten Männer von Godswill, tranken Weihwasser, würfelten und spielten Karten. Einer zitierte dabei aus Rages Predigt. Er schien sie tatsächlich auswendig zu können.
    Gleich hinter dem Foyer begann der Zellentrakt. Eigentlich war der Anbau ein einziger großer Käfig. Unzählige Gitterwände unterteilten ihn in viele kleine und große Zellen. Ungehindert ging Matt an den Wächtern vorbei. Sie beachteten ihn kaum. Ihr Chef, Edward Thorne, war auch hier nirgends zu sehen.
    Matt schritt an den Gitterwänden vorbei. Die Männer hinter den Stäben musterten ihn teils spöttisch, teils verächtlich. Sie wollten wissen, ob er ein neuer Wachhund sei, ob er Weihwasser zu verkaufen habe, ob er ein paar Minuten Zeit habe, sich ein Angebot anzuhören, und so weiter…
    In einer Zelle entdeckte er den bulligen Kerl in der WCA-Uniform. Er hockte auf seiner Pritsche und grinste.
    Matt trat an die Gitterwand und streckte seine Hand durch die Stäbe. »Drax. Commander Matthew Drax. -Wie lange bist du schon hier?«, stellte er gleich die für ihn wichtigste Frage. Der andere stand auf und ergriff Matts Hand. »Lieutenant Rüben Halifax. Nenn mich einfach Ruby. Vor drei Monaten etwa habe ich das Zählen aufgegeben. Ich sitze sicher schon seit einem halben Jahr in diesem verdammten Kaff fest.«
    Also konnte er nichts von ihm und Aruula wissen. Gut. Matt senkte seine Stimme zum Verschwörerton. »Dann kommst du auch ohne Serum über die Runden?«
    Rubys Miene zeigte erst Verblüffung, dann Hoffnung. »Hey, du kennst dich aus! Kommst du vom Weltrat?«
    »Sagen wir, ich war für einige Zeit Gast im Pentagon. Was ist nun mit dem Serum?« Halifax zuckte mit den Schultern und grinste noch breiter. »Du hast ganz Recht. Eigentlich müsste ich tot sein. Eine Zeitlang gings mir auch ziemlich dreckig, aber dann bin ich dem Sensenmann doch noch von der Klinge gehüpft.«
    Erstaunlich. Offenbar hatte sich das Immunsystem des Techno über die Jahre regeneriert. Und als es hart auf hart ging, war es quasi »von selbst« eingesprungen, als die

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