040 - Die Monster aus der Geisterstadt
Bewegung.
Dorian war für Sekunden wie gelähmt. Als er sich wieder gefaßt hatte, war die Inka-Prinzessin bereits wieder im Freien.
»Machu Picchu!« Er stürzte zum Ausgang. Die Inka-Prinzessin war nirgends zu sehen.
»Laß sie nicht entkommen, Hunter!« schrie Pesce hinter ihm.
Er stürzte an Dorian vorbei ins Freie. Dort sah er nur die ratlosen Inkas; von Machu Picchu fehlte jede Spur.
»Sie kann noch nicht weit gekommen sein«, behauptete Pesce. Seine Augen bekamen einen irren Ausdruck. »So tut doch etwas! Wollt ihr euch diese Chance durch die Lappen gehen lassen? Sie kann nur in den Dschungel geflohen sein. Wir müssen …«
»… sie in Ruhe lassen«, vollendete Dorian.
Pesce war wie vor den Kopf geschlagen. Er wollte nicht begreifen, daß die Gefährten die Verfolgung der Inka-Prinzessin nicht aufnahmen. Er unternahm noch einen Versuch, sie dazu zu bewegen, dann gab er auf. Allerdings beschloß er, sich allein auf die Suche nach ihr zu machen; er wollte nur eine passende Gelegenheit abwarten.
Und die ergab sich, als Sacheen plötzlich auf Klopfzeichen aufmerksam machte, die durch den Steinboden zu hören waren.
»Still!« verlangte Dorian. Sie lauschten alle. Als die Klopfzeichen nach einer Weile verstummten, meinte er: »Das sind tatsächlich Morsezeichen. Sie stammen eindeutig von Coe und Rogard.«
»Und was bedeuten sie?« erkundigte sich Sacheen.
»Daß die beiden Wissenschaftler in einem unterirdischen Verlies eingeschlossen sind und sich ohne Hilfe nicht befreien können«, antwortete Parker ihr. Und stirnrunzelnd fügte er hinzu: »Wenn die beiden in einem Raum eingeschlossen sind, verstehe ich nicht, daß wir ihre Morsezeichen hier so deutlich wie im hundert Meter entfernten Sonnentempel hören können.«
»Das mag auf die eigenwillige Akustik des Labyrinths zurückzuführen sein«, meinte Dorian. Diese Antwort befriedigte ihn selbst nicht ganz, aber eine andere fand er nicht.
»Dann machen wir uns am besten gleich auf die Suche nach den beiden«, drängte Parker. »Wenn sie weiter Klopfzeichen geben, können wir ihnen hoffentlich nachgehen.«
»Wo ist denn Pesce?« erkundigte sich Sacheen plötzlich.
»Ach laß ihn!« meinte Parker. »Der hat wahrscheinlich kalte Füße bekommen, weil er sich für das Verschwinden der beiden Wissenschaftler verantwortlich fühlt. Ich könnte wetten, daß er die beiden im Stich gelassen hat.«
Pesce machte sich aus dem Staub, als er einen Moment lang unbeobachtet war. Er verbarg sich zuerst hinter einem Gebüsch und wartete dort, bis Parker, Hunter und Sacheen ihr Quartier verließen und zwischen den Gebäuden verschwanden, dann tauchte er im Dschungel unter.
Obwohl der Dschungel nachts ganz anders aussah, fand er im Licht seiner Taschenlampe den Weg zu dem hohlen Baum fast mühelos. Er brauchte nur die Stelle zu suchen, wo die Riesenfledermäuse Geregaad geschnappt hatten; gleich darauf fand er auch schon das Versteck.
Er leuchtete in den hohlen Baum hinein, und dort lag Machu Picchu in derselben Stellung, in der er sie zurückgelassen hatte.
»Gutes Mädchen«, murmelte er grinsend. »Bist also wieder in unser gemeinsames Versteck zurückgekommen. Das zeigt mir, daß du zur Zusammenarbeit mit mir bereit bist. Du willst mir doch den Schatz zeigen, Goldmädchen, nicht wahr?«
Er kicherte. Sollte er die Inka-Prinzessin jetzt schon aufwecken oder erst später? Er entschloß sich, zuerst einmal in die Inka-Stadt zurückzukehren, um sich den anderen gegenüber nicht verdächtig zu machen. Von Rogard und Coe hatte er nichts zu befürchten. Die beiden würden nicht mehr lebend gefunden werden, dessen war er sicher. Vielleicht waren sie sogar schon erstickt.
Pesce hob die Schultern. Was kümmerte es ihn?
»Uns hört doch niemand«, behauptete Abraham Coe erschöpft und ließ die Pistole sinken. Er hatte über eine halbe Stunde ununterbrochen mit dem Knauf Morsezeichen geklopft. Aber nichts rührte sich. Stille war um sie.
Nun waren sie schon mehr als drei Stunden eingeschlossen und hatten alles mögliche versucht, um aus diesem Gefängnis herauszukommen. Zu ihrem Glück war irgendwo ein Spalt, durch den Frischluft hereinströmte.
Rogard hatte sein Feuerzeug entzündet und die Flammen an die Ritzen zwischen den Felsquadern gehalten, um herauszufinden, woher die Zugluft kam. Aber die Flamme flackerte nicht, so daß sie annehmen mußten, daß die Frischluft durch die Decke kam.
Abraham Coe hatte eine Weile versucht, an der Stelle, wo der geheime
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