040 - Die Monster aus der Geisterstadt
Artgenossen gerichtet. Sie wälzte sich unruhig hin und her.
Huica eilte aus dem Tempel »Weckt mich!« verlangte die Inka-Prinzessin wieder, diesmal lauter. »Zerstört meine Träume! Befreit mich daraus!« Sie atmete schwer. Langsam öffnete sie die Augen, starrte Dorian an und hob eine Hand, als wollte sie nach der seinen greifen. Dann ließ sie die Hand wieder sinken. Ihr Blick wanderte in unergründliche Fernen. Sie stöhnte. »Nicht so. Ihr dürft mich nicht quälen, sondern müßt die richtige Art finden. Der Weg führt über den Saal der Träume. Aber hütet euch vor …« Sie bäumte sich auf und schrie.
Dorian zuckte zusammen. Im nächsten Augenblick rührte sie sich nicht mehr. Sie schlief wieder tief und fest. Dorian fühlte ihren Puls. Er ging ganz schwach. Wenigstens war sie nicht wieder in die scheintote Starre verfallen.
Sollte er einen weiteren Knoten des Quipus lösen? Er hätte den Versuch gewagt, wenn in diesem Augenblick nicht Huica mit den anderen Opferpriestern zurückgekommen wäre. Sie führten eine der Sonnenjungfrauen mit sich.
Dorian wußte, was das zu bedeuten hatte. Es wäre sinnlos gewesen zu versuchen, Huica umzustimmen.
Die Inkas warteten schweigend. Dorian nahm das Quipu an sich und verließ den Tempel. Da sah er beim Tor der Tempelmauer eine Bewegung. Arturo Pesce!
Dorian rannte los, zog im Laufen seine Waffe und feuerte drei Warnschüsse in die Luft. Aber Pesce ließ sich nicht einschüchtern. Er sprang behende über Baumwurzeln und verschwand im Busch.
Dorian wußte, daß es besser gewesen wäre, ihn laufenzulassen. Andererseits wollte er verhindern, daß Pesce irgendeine Dummheit beging. Er wollte ihm eindringlich vor Augen halten, daß er die Hände von Machu Picchu lassen mußte. Deshalb folgte er ihm in den Dschungel.
Und rannte auch prompt in die Falle.
Plötzlich blitzte ein Lichtstrahl auf und blendete ihn.
»Keine Bewegung, Hunter! Waffe fallen lassen!«
Dorian gehorchte. »Du begehst eine große Dummheit, Pesce. Warum versuchst du es auf eigene Faust anstatt mit uns zusammenzuarbeiten? Du bringst uns durch deine eigenmächtigen Handlungen nur alle unnütz in Gefahr. Und dich selbst auch.«
Pesce kicherte. Er war in der Dunkelheit nicht zu sehen. Nur die Lichtquelle zeigte Dorian, wo er stand.
»Ich kann mir schon vorstellen, wie es euch wurmt, daß ich mir den Schatz allein hole. Aber ich will einfach nicht teilen.«
»Du wirst keinen Schatz finden, Pesce.«
»Und warum bist du dessen so sicher?«
»Weil wir ihn schon gefunden haben.«
Eine Weile herrschte Stille. Dann begann Pesce lauthals zu lachen. »Und das soll ich dir glauben? Ich lasse mich nicht bluffen, Hunter. Ich weiß, daß der Weg zu dem Schatz nur über Machu Picchu führt. Und ich weiß auch schon, wie ich sie zum Sprechen bringen kann.«
»Bleibe dem Tempel fern! Die Inkas bewachen ihn. Und wenn du ihnen in die Hände fällst, kann dir niemand mehr helfen.«
»Halt die Schnauze, Hunter! Du ödest mich an. Ihr alle könnt mich mal. Machu Picchu gehört mir. Und ich werde mich nicht daran hindern lassen, sie zum Sprechen zu bringen. Das kannst du den anderen ausrichten. Soll ich dir verraten, was ich mit ihr vorhabe?«
»Egal, was du tust, Pesce, es ist das Falsche.«
»Hau endlich ab!«
Als Dorian zögerte, feuerte Pesce einen Schuß ab. Das Projektil bohrte sich wenige Zentimeter vor Dorians Füßen in den Boden. Er hatte keine andere Wahl, als zur Stadt zurückzukehren. Pesce leuchtete hinter ihm her, bis er den Dschungelrand erreichte, dann verschwand er in den Büschen.
Pesce fand den Weg zum hohlen Baum schon im Schlaf. Als er im Versteck war, leuchtete er Machu Picchu an. Sie lag wie immer steif wie ein Brett da. Nichts regte sich in ihrem Gesicht. »Jetzt muß ich ernst machen, Goldmädchen«, sagte er zu ihr. »Ich habe nicht mehr viel Zeit. Meine Geduld ist am Ende. Ich werde noch einmal versuchen, mich in Güte mit dir zu einigen. Solltest du aber auf meine sanften Versuche hin nicht aufwachen, dann bin ich zu einem Ritual gezwungen, das dir sicherlich nicht unbekannt sein wird. Einen silbernen Nagel habe ich mir bereits besorgt.«
Als Dorian in das mit goldenen Reliefs ausgelegte Gewölbe kam, hatte Astor gerade eine Auseinandersetzung mit Freytag; das heißt, Astor versuchte ruhig und mit stichhaltigen Argumenten den anderen zur Vernunft zu bringen, der die Goldreliefs sofort aus ihren Fassungen lösen wollte.
»Sie sind genauso dumm wie die spanischen Konquistadores,
Weitere Kostenlose Bücher