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040 - Die Tochter der Hexe

040 - Die Tochter der Hexe

Titel: 040 - Die Tochter der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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sagte ich nachdenklich. „Sie ist zu real. Sie ist …“ Ich zuckte hilflos die Schultern. „Ein Geist? Eine fleischgewordene Erinnerung, die deine Mutter mit ihren Formeln zum Leben erweckt hat? Ich bin nicht sicher, ob ich es wissen möchte. Aber sie tut mir leid.“
    Wir durchsuchten die Wohnung mit aller Gründlichkeit, fanden aber weder das Buch noch andere Dinge, die von Interesse gewesen wären. Danach überredete ich Gisela, auch den Buchladen nochmals durchzusuchen.
    Wir verließen die Wohnung gegen drei. Aus der nächsten Telefonzelle rief ich das Kommissariat an und erfuhr, daß Kommissar Pesch nach Bernheim gefahren sei, begleitet von Bärmann und daß nicht bekannt sei, wann er zurücksein wollte.
    Ich hatte Mühe, einen Fluch zu unterdrücken. Dieser Narr! Ich machte mir bittere Selbstvorwürfe. Ich hätte ihn trotz allem aufklären und warnen müssen. Die Frage war nun: wie weit würden die Bernheimer gehen? Würden sie sich mit der Polizei anlegen? Aber andererseits: Wer würde eine Spur finden, wenn der Kommissar samt seinem Wagen im Moor verschwand? Bärmann konnten sie verbergen. Und den Kommissar hatten sie nie gesehen. Es war so einfach!
    Auch Gis wurde bleich, als sie es hörte. Sie dachte offensichtlich in derselben Richtung.
    Anschließend fuhren wir zu mir. Ich brauchte dringend frische Wäsche.
    Frau Hirschwald erging sich höchst erregt darüber, was ich für seltsame Freunde hätte, die spät nachts noch unbedingt ins Zimmer gelassen werden wollten, obwohl sie ihnen sagte, daß ich nicht da sei.
    Ich wurde sofort hellhörig.
    „Wann war das, Frau Hirschwald?“
    „Gestern nacht gegen elf, Herr Fischer. Ich schlief schon.“ Die Erinnerung erboste sie offenbar aufs neue. „Wenn das häufiger geschieht, das ist Ihnen doch klar, dann muß ich …“
    „Ja, ja“, unterbrach ich sie ungeduldig. „Wer war es?“
    „Er sagte seinen Namen nicht, aber er kam sich wie der liebe Herrgott persönlich vor, stolzierte hier herein und schob mich einfach zur Seite. Er müsse in Ihr Zimmer und er hätte nicht viel Zeit!“
    „Wie sah er aus?“
    „Unerfreulich“, erklärte sie. „Wie sollte jemand sonst aussehen, der nachts hier eindringt.“
    „Frau Hirschwald“, bat ich. „Bitte, es ist wichtig. Der Mann war ohne mein Wissen hier. Wie sah er aus?“
    Sie schien offenbar einzusehen, daß sie einen Fehler gemacht hatte, als sie den Kerl einließ, denn sie änderte ihren bissigen Tonfall. Beinah entschuldigend erklärte sie: „Er hätte Ihr Onkel sein können, oder so was. Er war mindestens vierzig.“
    Ich mußte blaß geworden sein, denn sie sah mich erschreckt an. „Aber was haben Sie denn?“
    „Hatte er eine recht fortgeschrittene Glatze und ein rundliches Gesicht?“
    Sie nickte, ihre Hand auf den Mund gepreßt. „Er hatte so einen stechenden Blick, so streng, ich hatte Angst. Ich hätte ihn nicht aufhalten können.“
    „Schon gut, Frau Hirschwald“, beruhigte ich sie, und fühlte mich selbst alles andere als beruhigt.
    Bärmann also war hier gewesen. Was konnte er gesucht haben? Etwas Wesentliches jedenfalls; etwas, das ihn später im Buchladen zu der Bemerkung veranlaßte, ich wäre morgen so gut wie tot.
    „Können Sie sich erinnern, was er getan hat? Haben Sie es gesehen?“
    „Ja“, erwiderte sie. „Ich ließ ihn nicht aus den Augen. Er sah sich nur flüchtig um und ging dann stracks zu Ihrem Spiegel. Er fragte mich, ob Sie die Haarbürste allein benützten.“
    Ich schüttelte verwundert den Kopf. „Die Haarbürste? Was haben Sie ihm gesagt?“
    „Na ja, daß Sie sie allein benützten.“ Sie zuckte mit den Schultern.
    „Und?“
    „Er nahm sie in die Hand. Er drehte sich mit dem Rücken zu mir. Ich konnte nicht sehen, was er tat. Aber gleich darauf ist er wieder gegangen, und ich fragte mich, ob Sie wohl noch mehr so merkwürdige Freunde hätten.“
    „Das ist auch keiner, Frau Hirschwald“, beruhigte ich sie.
    Verdammt, was hatte er nur mit der Haarbürste gewollt! Ich packte grübelnd einige Sachen zusammen, die ich während der nächsten Tage brauchen würde. Als ich mich verabschiedete und die Stiegen hinab lief, kam mir schockartig die Erkenntnis. Ich klammerte mich an das Treppengeländer und versuchte der plötzlichen Schwäche Herr zu werden.
    Es war eine Art von Voodoozauber! Bärmann hatte Haare von mir mitgenommen. Und gleichzeitig wurden mir die Worte aus Frau Kurtz’ Aufzeichnungen klar: ‚Sie haben etwas von mir!’
    Sie hatten nun auch etwas von

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