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040 - Die Tochter der Hexe

040 - Die Tochter der Hexe

Titel: 040 - Die Tochter der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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würde, wenn sie aufwachte. Und ich dachte, daß ich Kommissar Pesch wahrscheinlich auffressen würde wenn er es wagen sollte, uns vor dem Frühstück zu stören.
    Auch der Hausmeister ließ sich nicht sehen, als ob er meine Mordgedanken ahnte. Ich überlegte, ob ich Gis wecken sollte. Es war fast elf. Aber dann sagte ich mir, daß Schlafende nicht hungrig sind. So frühstückte ich erst mal allein und überlegte dabei, welche Konsequenzen sich aus den Aufzeichnungen ergaben.
    Erstens: Frau Kurtz war tot. Das hatten wir zwar schon von Wilma erfahren, aber mit den Informationen aus dem Tagebuch fügte sich alles harmonisch zusammen. Frau Kurtz war durch Zauberei umgekommen, durch magische Kräfte, wenn man so wollte, jedenfalls aber auf eine Weise, die naturwissenschaftlich nicht zu erklären war.
    Für Pesch gab es keine direkte Spur. Aber er mochte es zumindest ahnen, wenn er von der Verbrennung der Frau gelesen hatte und die richtigen Schlüsse zog. Jedenfalls würde er es aber auch nicht glauben, wenn wir ihn mit der Nase draufstießen. Er schien ohnehin unter dem Wahn zu leiden, daß ihm jedermann einen Bären aufband.
    Ich hatte daher nicht vor, ihm dieses Schauermärchen zu erzählen, auch wenn es die Wahrheit war. Das würde uns natürlich in Schwierigkeiten bringen, denn er mußte früher oder später aus unseren Handlungen schließen, daß wir mehr wußten, als wir zugaben. Seiner Meinung nach benahmen wir uns ohnehin schon verdächtig genug.
    Dazu kam noch das Auftauchen der toten Wilma. Er hatte sie zwar schon gesehen, aber er hielt sie für eine verdächtige Blondine, die er gern in die Finger bekäme. Ich versuchte mir sein Gesicht vorzustellen, wenn ich ihm erklärte, daß sie die tote Schwester Giselas sei, die ihre Mutter aus dem Jenseits beschworen hatte. Er würde wahrscheinlich nicht lange zögern und mich in die Nervenklinik einweisen lassen.
    Blieb natürlich als echt vorhandenes Beweisstück das Tagebuch. Er würde das Ganze wahrscheinlich für einen mißglückten Gruselroman halten, für den sich begreiflicherweise kein Verleger gefunden hatte. Er würde nicht einmal die Echtheit der Handschrift anzweifeln. Aber das Buch wäre für ihn höchstens ein Motiv für einen Selbstmord gewesen. Die arme Frau war ja nicht mehr ganz richtig im Oberstübchen!
    Nein, wir behielten das alles besser für uns; wenigstens vorerst.
    Aber was konnten wir tun? Frau Kurtz war tot. Stand Gis ein ähnliches Schicksal bevor? Wilma schien eine Gefahr zu spüren. Sicher stand ich inzwischen ebenfalls auf der Abschußliste. Bärmanns Worte kamen mir in den Sinn: Morgen würde ich so gut wie tot sein!
    Das war wahrscheinlich übertrieben, aber ich wußte, daß ich mich vorsehen mußte. Ich gab mich keinen Illusionen hin. Unsere einzige Chance bestand darin, daß wir rasch handelten. Aber was sollten wir tun?
    Immerhin wußten wir aus dem Tagebuch, wer der Kopf der Hydra war – die Tamil. Elvira Tamil, so etwas wie die oberste Priesterin und Herrscherin von Bernheim. Und wir wußten, daß sie jenseits des Moores wohnte.
    Ich mußte sie unverzüglich aufsuchen, heute noch!
     

     

Ein Geräusch riß mich aus meinen Gedanken. Gisela war aufgestanden. Sie kam in die Küche gerannt und sah mich da beim inzwischen wieder kalt gewordenen Kaffee sitzen.
    „Robbie!“ rief sie erleichtert.
    „Es sieht so aus“, sagte ich grinsend, „als hättest du mich vermißt!“
    „Ich wachte auf“, erklärte sie, „und es war so still. Ich hatte solche Angst, du wärst fortgegangen …“ Sie brach ab. Die Angst war noch immer nicht ganz aus ihren Augen verschwunden.
    Ich zog sie zu mir auf den Schoß und schlang einen ihrer Arme um meinen Hals. Mit dem zweiten tat sie es dann schon selber.
    „Du hast eine viel zu interessante Familie“, stellte ich fest. „Und ich bin sicher, die Bernheimer rechnen mich schon fix dazu.“
    Sie wurde bleich. „Du hast es gelesen?“ Sie deutete auf das Tagebuch.
    Ich nickte.
    „Glaubst du das alles?“
    Ich nickte erneut.
    „Ich beinah auch“, flüsterte sie. „Was sollen wir nur tun?“
    „Ich hab mir alles schon überlegt“, erklärte ich. Ich spürte, wie sie zitterte, sicher nicht vor Kälte. Deshalb drückte ich sie an mich und küßte sie fest. „Ich muß mir nur noch über die Reihenfolge klar werden. Aber wir werden kämpfen, mein Liebling. Wir werden diesen Leuten in Bernheim die Sache wenigstens so schwer wie möglich machen. Es sei denn …“
    Sie sah mich fragend an.
    „Es

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