040 - Ein Monster namens Charlie
anscheinend bewachten, zurückgezogen hatten.
Gordon Brubaker sprach zu Vicky Bonney. Ich konnte nicht hören, was er sagte, tastete mit den Fingern den Fensterrand ab, holte mein Taschenmesser heraus und löste behutsam die Verriegelung.
Langsam klappte ich das Fenster hoch, und im nächsten Moment setzte mein Herzschlag aus, denn Vic Brennan hatte den Befehl erhalten, meine Freundin zu töten, und er war drauf und dran, es zu tun!
Ich mußte das unbedingt verhindern.
Aber wie? Denn in diesem Moment wurde ich von zwei Killerameisen angegriffen, die sich mir lautlos genähert hatten.
***
Ein glühender Schmerz durchzuckte Vicky Bonney. Ihre Augen weiteten sich. Sie riß den Mund auf, bekam aber keine Luft, denn Brennan drückte ihr die Kehle zu.
Was für ein entsetzlicher Tod! pochte es in Vicky, während Panik in ihr aufflammte.
Als sie nahe daran war, die Besinnung zu verlieren, peitschte plötzlich eine scharfe Stimme durch das Lagerhaus.
»Halt!«
Der Würgegriff lockerte sich. Vic Brennan drehte sich halb um, ließ das Mädchen aber noch nicht los. Dann erkannte er Ashlock, einen großen, schwarz gekleideten Mann mit stechenden dunklen Augen.
Sofort ließ Brennan das Mädchen ganz los und richtete sich auf.
Das klebrige Sekret wischte er sich an den Jeans ab. Niemand hatte Ashlock eintreten gehört. Hatte er sich die ganze Zeit hier drinnen aufgehalten.
Vicky Bonney wußte nicht, wer der Mann war, sie wußte nur, daß er ihr mit seinem unverhofften Auftauchen das Leben gerettet hatte.
Vic Brennan sah Gordon Brubaker an. Ashlock war gewissermaßen das Bindeglied zwischen Brubaker und den Verbrechern. Jedenfalls war es bislang so gewesen, als Brubaker sich noch im Hintergrund aufgehalten hatte. Mittlerweile hatte er sich ja in den Vordergrund gedrängt.
Von wem kriege ich nun meine Befehle? fragte sich Brennan. Von Ashlock – wie früher? Oder von Brubaker – wie jetzt?
Es hatte den Anschein, als würde Gordon Brubaker den Schwarzgekleideten fürchten. Würde es Kompetenzstreitigkeiten geben?
Vic Brennan hielt sich sicherheitshalber aus allem heraus. Zu welcher Entscheidung es auch immer kommen würde, er würde sie akzeptieren.
»Ballard tanzt uns auf der Nase herum!« sagte Gordon Brubaker zornig zu Ashlock. »Wir haben ihn gewarnt. Wer nicht hören will, muß fühlen. Deshalb soll das Mädchen sterben.«
Ashlock schüttelte entschieden den Kopf. »Vicky Bonney bleibt vorläufig am Leben!«
»Aber…«
»Kein Aber, Brubaker!« herrschte Ashlock ihn an. »Es geschieht, was ich sage!«
»Man muß Ballard doch einen Denkzettel geben!«
»Den wird er bekommen. Wir werden dieses Mädchen als Köder benützen, dann geht uns Tony Ballard mit Sicherheit in die Falle.«
***
Ich rollte mich zur Seite; die Ameisenbeine hackten daneben. Ich rollte weiter, und meine Hand stieß in die Hosentasche. Blitzschnell bewaffnete ich mich mit dem magischen Flammenwerfer, der mir schon einmal wertvolle Dienste geleistet hatte.
Die Biester stürzten sich auf mich.
Ich drückte auf den winzigen Knopf, und der Flammenstrahl fauchte den Ungeheuern entgegen. Aber sie konnten dem Feuer ausweichen.
Auf dem Rücken liegend, zog ich die Flamme ständig hin und her. Die Riesenameisen zuckten vor und zurück. Sie wollten mich mit ihren gefährlichen Zangen packen, doch ich wälzte mich von ihnen fort und setzte den Flammenwerfer sofort wieder gegen sie ein.
Schießen konnte ich nicht. Ich mußte bei der lautlosen Waffe bleiben, denn wenn ich hier oben herumgeballert hätte, wären Vickey Bonney und Emily Fonda verloren gewesen.
Brubaker und Brennan durften nicht wissen, daß ich ihnen schon im Nacken saß.
Ich sprang auf und attackierte die Hölleninsekten wie ein Florettfechter. Mein »Florett« war das Silberfeuerzeug, dessen Flammenstrahl eine feurige Klinge. Endlich streifte ich eine der beiden Killerameisen. Das Tier kreiselte herum und sauste davon, aber ich sah, daß sich das magische Feuer an zwei Beinen festgefressen hatte.
Das Satansinsekt war verloren, denn das Feuer würde erst erlöschen, wenn es die Ameise vernichtet hatte. Ich konzentrierte mich auf den verbleibenden Gegner, stach mit der Feuerlohe zu und erwischte genau die Stelle zwischen den Zangen. Das magische Feuer fand einen Weg in das Innere des Tiers und verwandelte es im Handumdrehen in eine grelle Stichflamme. Als diese in sich zusammenfiel, war von der Ameise nichts mehr übrig.
Ich eilte zum Dachfenster zurück. Das hochzuckende
Weitere Kostenlose Bücher