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040 - Paris, Stadt der Sünde

Titel: 040 - Paris, Stadt der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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hinter sich zu.

19. KAPITEL
    Rohan schlenderte den hell erleuchteten Korridor entlang, vorbei an eng umschlungenen Pärchen. Er wusste um seine elegante Erscheinung, schließlich hatte er Stunden mit dem ermüdenden Zeremoniell des Ankleidens verbracht. Von der sorgsam gelockten und gepuderten Perücke, dem Überrock aus grau schimmerndem Satin, reich mit schwarzer Perlenstickerei verziert, den gewirkten Strümpfen aus feinster Seide bis hin zu den eleganten Abendschuhen, deren goldene Schnallen Diamanten zierten, im gleichen Schliff wie die Diamantringe an seinen Fingern und den funkelnden Ohrsteckern.
    In den hochhackigen Schuhen fühlte er sich allerdings nicht sehr wohl. Sie waren beste Maßarbeit, die ein kleines Vermögen gekostet hatte, eine perfekte Ergänzung zu seinem Abendanzug. Mit den hohen Absätzen überragte er Gäste und Mitglieder des Satanischen Bundes. Was ihn allerdings daran störte, war der Gang. Er hatte nie wirklich gelernt, sich mit gezierten Trippelschritten zu bewegen, sondern neigte dazu, mit ausholend langen Schritten zu gehen, was er sich in den Jahrzehnten, in denen er sich in parfumgeschwängerten Salons und Schlafgemächern bewegte, immer noch nicht völlig abgewöhnt hatte.
    Ein Mann wurde in den frühen Jahren seiner Kindheit geprägt. Und seine ersten fünfzehn Lebensjahre hatte er abwechselnd auf den ausgedehnten Ländereien seines Vaters in Cornwall und dem weitläufigen Landsitz seines Großvaters in Schottland verbracht. Ein Leben in der Großstadt war ihm unbekannt gewesen, stattdessen war er stundenlang querfeldein galoppiert, um abends lehmbeschmiert mit seinen ebenso schmutzigen Jagdhunden nach Hause zu kommen und dem Butler ein paar Fasane, Schnepfen oder Forellen aus dem nahen Bach auszuhändigen.
    Gelegentlich träumte Rohan noch heute davon, ausgestreckt am Bachufer zu liegen, die Angelrute im Wasser, während seine Hunde im Gras der Uferböschung stöberten, und fühlte sich zurückversetzt in die unbeschwerten Tage seiner paradiesischen Jugendzeit. Und dann färbte sich das Wasser rot mit Blut, um ihn herum lagen gefallene und sterbende Soldaten. Er hielt seinen Bruder in den Armen und versuchte, das Blut zu stillen, das aus seiner Wunde quoll, sah, wie Simons Augen allmählich glasig wurden. Er sah, wie die Lanze in seine Richtung geschleudert wurde, und konnte sich nicht ducken.
    Und jedes Mal erwachte er schreiend, in Schweiß gebadet. Seit vielen Jahren kehrte dieser Traum immer wieder, und es war ein Segen, dass er in solchen Nächten nicht das Bett mit einer Frau teilte, die vermutlich lästige Fragen gestellt hätte. Also war er zur einleuchtenden Schlussfolgerung gelangt, dass er von Alpträumen verschont blieb, wenn er sich in den Armen einer Frau erschöpfte, und handelte entsprechend.
    Und letztlich hatte er Glück gehabt, dass ihm bislang ein ähnliches Schicksal wie das von Elinors Mutter erspart geblieben war. Aber es gab glücklicherweise Maßnahmen, sich nicht mit der Spanischen Krankheit und anderen Geschlechtskrankheiten anzustecken, und er war vorsichtig in der Wahl seiner Bettgefährtinnen. Im Zweifelsfall ließ er die Finger davon, da ihn die Leidenschaft nie so sehr übermannte, um seine Gesundheit in Gefahr zu bringen. Es gab schließlich auch lohnenswerte Objekte der Begierde mit gesittetem Lebenswandel.
    Allerdings war er mittlerweile drauf und dran, diese Vorsichtsmaßnahmen außer Acht zu lassen. Er hatte keine Ahnung, an wen und unter welchen Umständen Miss Harriman ihre Unschuld verloren hatte, und im Grunde genommen war es ihm einerlei, ob sie von einer Schiffsladung geschlechtskranker Seeleute vergewaltigt worden war. Er wollte sie haben. So einfach war das. Im Übrigen gab es Schutzmaßnahmen, um Ansteckung zu vermeiden, Hüllen aus Schafsdarm oder Leinenbeutel, mit einem Sud aus Heilkräutern getränkt. Er hatte zwar noch nie solche Hilfsmittel benutzt, aber im Falle von Miss Elinor Harriman wollte er eine Ausnahme machen. Deshalb hatte er seinen Kammerdiener damit beauftragt, einen Vorrat davon anzulegen, in der Annahme, dass ihm ein einmaliges erotisches Abenteuer mit seinem charmanten, wenn auch spröden Hausgast nicht genügen würde.
    Im Grunde genommen sollten diese Schutzhüllen während der Orgien des Satanischen Bundes verteilt werden, wobei zu befürchten stand, dass seine Gäste diese Vorsichtsmaßnahmen ablehnten, da sie im strikten Gegensatz zum Motto „Tut, was euch beliebt“ standen.
    Die Eröffnungsfeier der

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