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040 - Paris, Stadt der Sünde

Titel: 040 - Paris, Stadt der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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dem Anblick der kostbaren Juwelen ergötzt hatte, wandte er sich Elinor mit seitlich geneigtem Kopf zu. „Offen gestanden freue ich mich, dass Sie sich auf die Suche nach mir machten ...“
    „Ich habe mich nicht auf die Suche nach Ihnen gemacht“, fiel sie ihm irritiert ins Wort. „Ich wäre glücklich, Sie nie wiedersehen zu müssen. Ich war auf der Suche nach meiner Schwester. Da sie bereits abgereist ist, begebe ich mich wieder in mein Zimmer, und zwar auf meinen eigenen Füßen. Ihren Diener können Sie von dieser Aufgabe entbinden.“
    „Gewiss, nachdem ich mich davon überzeugt habe, dass Ihre Füße verheilt sind“, entgegnete er seelenruhig. „Wünschen Sie, dass ich Ihnen den Verband abnehme, oder ziehen Sie es vor, es selber zu tun?“
    Augenblicklich versteckte sie ihre Füße unter den weiten Röcken. „Seien Sie nicht lächerlich.“
    „Ihre nackten Füße habe ich bereits gesehen, Püppchen“, erklärte er, als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt. „Und ich finde sie ganz entzückend, besonders Ihre Zehen haben es mir angetan, wobei ich nicht leugnen will, dass andere Körperpartien meine Fantasie noch mehr anregen.“
    Ihr Blick war voller Abscheu. „Ich hätte es besser wissen müssen, als Ihnen Vertrauen zu schenken. Wir haben eine Abmachung getroffen, und Sie haben mich betrogen.“
    „Von einem Gentleman würde ich für diesen Vorwurf Satisfaktion fordern.“ Seine Stimme klang seidig. „Stellen Sie meine Langmut nicht auf eine allzu harte Probe.“
    „Fordern Sie mich doch! Ich würde Ihnen liebend gern eine Kugel ins Herz jagen.“
    „Ich dachte, Sie wollten mir die Leber aus dem Leib reißen“, entgegnete er seelenruhig. „Im Übrigen sind Feuerwaffen schrecklich unpersönlich, ganz zu schweigen von dem nervtötenden Lärm.“
    Sie starrte ihn abweisend an, hatte sich fest vorgenommen, ihm mit ruhiger Gelassenheit zu begegnen. Darin hatte sie schließlich Erfahrung. Während ihres unaufhaltsamen Abstiegs in die gesellschaftlichen Niederungen war es ihr immer wieder gelungen, ihrer Familie einzureden, die Situation sei nicht so hoffnungslos, wie es den Anschein hatte. Sie hatte gelernt zu lügen, ihre Ängste und andere Gemütsaufwallungen zu verbergen. Aber dieser Lord Rohan verstand es immer wieder, sie aus der Fassung zu bringen. „Sie sind ein verabscheuenswerter Mann“, fauchte sie aufgebracht, wollte kein Blatt mehr vor den Mund nehmen.
    Er erwiderte ihren hasserfüllten Blick mit einem gewinnenden Lächeln. „Sie haben völlig recht, meine Teuerste. Ich bin ein ausgemachter Schuft – vergessen Sie das nicht. Sie sollten aber auch nicht vergessen, dass Sie sich freiwillig auf diesen Handel eingelassen haben. Da Sie den Wunsch hatten, Ihrer Schwester das Spektakel zu ersparen, wie meine Freunde in den nächsten Tagen gegen beinahe alle Gebote der heiligen Kirche verstoßen, sind Sie gezwungen, sich auf meine Bedingungen einzulassen. So einfach ist das.“
    Sie versagte sich eine Erwiderung. Er hatte die Oberhand, es wäre sinnlos, sich gegen ihn zur Wehr zu setzen. Er hätte lediglich seinen Spaß daran, sie noch mehr zu demütigen. Sie holte mehrmals tief Atem und zwang sich zur Ruhe. Ihren Kampf musste sie strategisch klüger führen.
    „Erzählen Sie mir lieber, wie Sie sich nach dem Tod Ihrer Mutter fühlen? Im Grunde genommen sollten Sie erleichtert darüber sein.“
    „Wie kann ein Mensch nur so kaltschnäuzig sein“, entgegnete Elinor kopfschüttelnd.
    „Nun geben Sie es doch zu“, sagte er müde. „Sie war dazu verdammt, langsam und qualvoll dahinzusiechen. Dieser Tod war eine Erlösung für sie. Sie erwarten doch nicht, dass ich Ihnen glaube, wenn Sie behaupten, Sie trauern um Ihre Mutter.“
    „Ich erwarte nicht, dass Sie an irgendetwas glauben“, entgegnete sie und winkte den hünenhaften Diener zu sich, der sich während des Gesprächs im Hintergrund gehalten hatte. „Sie können mich wieder in mein Zimmer bringen, Antoine. Im Moment habe ich Seiner Lordschaft nichts mehr zu sagen.“
    Sie hatte gehofft, Rohan würde irritiert die Brauen hochziehen, aber er lächelte nur milde, und Antoine rührte sich nicht von der Stelle. „Ich nehme an, Sie haben noch nichts gegessen. Ich lasse uns ein Frühstück bringen, und wir können die einzelnen Punkte unseres Waffenstillstandes in Ruhe besprechen.“
    „Ich ziehe es vor, in meinem Zimmer zu frühstücken.“
    „Ich hingegen ziehe es vor, mit Ihnen zu speisen“, erwiderte er unbeirrt.

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