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040 - Paris, Stadt der Sünde

Titel: 040 - Paris, Stadt der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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Frühlingsorgien sollte morgen Nacht stattfinden. Einige Gäste waren bereits eingetroffen, darunter auch neue Bewerber, von denen ihn einer besonders interessierte. Marcus Harriman, Lord Tolliver, war dem Satanischen Bund von Sir Henry Pennington empfohlen worden, einem widerlichen Speichellecker, der sich mit großem Vergnügen an grausamen Folterspielchen weidete. Rohan ging dem Kerl tunlichst aus dem Weg. Nun war ihm der Name Harriman ins Auge gestochen, und es drängte ihn, den Glückspilz kennenzulernen, dessen überraschende Erbschaft letztlich der Auslöser war, dass Elinor sich in sein sündiges Netz verstrickt hatte. Dabei wollte er eine Begegnung der beiden vermeiden.
    Von Mrs Clarke hatte er Nachricht erhalten, dass Lydia sich gut eingelebt hatte.
    Wenn Elinor zur Einsicht kam, würde sie erkennen, dass er ihr einen großen Gefallen erwiesen hatte, indem er Lydia in die Obhut von Mrs Clarke gab: Deren Herzensgüte würde alle seelischen Wunden heilen.
    Er hatte drei Jahre in Paris im Exil verbracht, als sie unvermutet samt Ehemann und kleiner Tochter vor seiner Tür stand und sich umgehend darangemacht hatte, ihn aus dem dunklen Kerker der Verzweiflung zu holen, in den er sich verkrochen hatte. Zwar war es ihr nicht gelungen, ihn wieder zu einem normalen Leben zurückzuführen, das konnte niemand, nicht nach all den Schrecken, die er durchgemacht hatte. Aber sie hatte es geschafft, eine sorgfältige Trennung in seinem Leben herbeizuführen. Und wenn er den obszönen Ausschweifungen des Satanischen Bundes überdrüssig wurde, konnte er sich in die heile Welt zurückziehen, die Mrs Clarke für ihn erschaffen hatte.
    Und genau diese heile Welt brauchte Miss Lydia im Moment. Das Schicksal hatte auch ihr übel mitgespielt, aber das Schicksal war nun mal eine flatterhafte Dirne.
    Interessanterweise schien die ältere Schwester noch Hoffnung zu haben, es könne für Lydia eine glückliche Zukunft geben, selbst wenn sie das für ihre eigene Person ausschloss. Während seiner Grübeleien schweiften Rohans Gedanken auch zu Etienne de Giverney, diesen humorlosen aufgeblasenen Langweiler. Elinor würde er zutrauen, selbst diesen mürrischen Kleinkrämer aus der Reserve zu locken, vielleicht könnte sie ihm sogar in ein paar Jahren zum Lachen bringen.

    Eines stand jedenfalls fest: Etienne sollte Miss Lydia Harriman nicht zur Gemahlin bekommen, sosehr er sich auch um ihre Gunst bemühte. Denn Charles Reading würde diese Verbindung um jeden Preis hintertreiben, davon war Rohan überzeugt.
    Den Titel eines Comtes und die damit verbundenen Ländereien würde Etienne erst erben, wenn Rohan das Zeitliche segnete, und er hatte nicht die Absicht, ihm diesen Gefallen in naher Zukunft zu tun. Da er sich vorgenommen hatte, keinen Erben in die Welt zu setzen, würde Etienne allerdings eines fernen Tages ein vermögender Comte sein und Elinor als seine Gemahlin eine Comtesse. Würde ihr das gefallen? In diesen Genuss käme sie logischerweise auch erst nach Rohans Tod. Würde sie später gelegentlich an ihn denken und daran, was sie ihm verdankte?
    Letztlich war auch er selbst nur durch glückliche Umstände in den Besitz des Titels und der Vermögenswerte gelangt. Hätte Etienne über die nötigen finanziellen Mittel verfügt, könnte er Rohans Ansprüche anfechten. Der französische König hätte vermutlich einem Franzosen den Vorzug gegeben, nicht einem englischen Aristokraten, der nach dem Jakobitenaufstand des Landes verwiesen worden war.
    Immerhin hatten, der französische Hof dem englischen Thronanwärter nach seiner Flucht und seinen Irrfahrten durch Europa jede weitere Unterstützung für die jakobitische Sache versagt und dafür gesorgt, ihn schleunigst wieder loszuwerden, um die ohnehin gespannten Beziehungen zum englischen Königshaus nicht noch mehr zu belasten.
    Und Rohan weinte Bonnie Prince Charlie keine Träne nach. Er hatte ihn lediglich einmal aus der Ferne gesehen mit den rotblonden, in der Sonne leuchtenden Haaren, war aber nicht nahe genug gewesen, um ihm in seine berühmten blauen Augen zu schauen. Durch diesen Mann hatte er alles verloren: Seine Arroganz und sein strategisches Unvermögen hatten zur Katastrophe der Schlacht von Culloden geführt, wo seine treuen Anhänger zu Tausenden dem Schlächter Cumberland zum Opfer gefallen waren.
    „Willst du dich zu uns setzen, Francis?“, gurrte eine weibliche Stimme. Juliette lag hingegossen auf einem Sofa, vor ihr kniete ein Mann, halb unter ihren bauschigen

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