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040 - Paris, Stadt der Sünde

Titel: 040 - Paris, Stadt der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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aber aus völlig anderen Gründen.“
    „Die ich mir nicht erklären kann.“
    Sein verzerrtes Lächeln war keineswegs beruhigend. „Ich würde es vorziehen, Ihnen eine diesbezügliche Erklärung schuldig zu bleiben“, murmelte er.
    „Ich verstehe nicht.“
    „Das ist auch nicht nötig. Ich denke, ich sollte mich vergewissern, ob Ihre Mutter gut untergebracht ist.“ Er erhob sich und wirkte plötzlich bedrohlich. Er nahm ihre Hand, die zart und schmal in seiner großen Hand lag, und zog Lydia so heftig auf die Füße, dass sie ihm förmlich in die Arme flog. Nur ihre Geistesgegenwart und seine schnelle Reaktion verhinderten eine Katastrophe. Er hob ihre Hand an die Lippen, an diesen vernarbten schiefen Mund und küsste sie. Dann ging er, und Lydia starrte benommen auf seinen Rücken, bis die Tür hinter ihm ins Schloss fiel.
    Elinor erwachte in wohliger Wärme. Seit langer Zeit keine kalten Füße, kein knurrend leerer Magen, und eine Weile fühlte sie sich zufrieden und unbeschwert.
    Bis sie die Augen aufschlug und im dämmrigen Licht den Mann wahrnahm, der auf dem Sofa neben ihr schlief. Nicht irgendein Mann, sondern der Fürst der Finsternis persönlich. Satan Rohan. Vor Schreck zog sie den Atem hörbar ein, worauf er schläfrig ein Auge aufschlug und sie ansah.
    „Ja, so ist es. Sie schliefen neben dem Teufel, Miss Harriman“, sagte er gedehnt.
    „Und Sie haben es überlebt.“
    Sie richtete sich auf und warf die Decke von sich, bevor sie bemerkte, dass ihr das Schultertuch weggenommen worden war. Im Schlaf war das Mieder ihres zerschlissenen Kleides verrutscht und entblößte ihren Busenansatz. Sie besaß kein Fichu und hatte darauf vertraut, den Ausschnitt unter dem Tuch zu verbergen.
    Eilig wollte sie die Decke wieder hochziehen, musste aber feststellen, dass seine Schläfrigkeit nur gespielt war, da er sie ihr blitzschnell wegriss und sie zu Boden warf.
    „Sie haben keinen Grund, übertrieben schamhaft zu sein, Miss Harriman. Sie sind nicht auf Abwege geraten.“
    „Mein Schal“, sagte sie mit erstickter Stimme. „Er hängt über dem Stuhl.“
    Er blickte in die angedeutete Richtung. „Tatsächlich? Und wieso kommen Sie auf die Idee, ich bediene Sie? Zumal ich es nicht für nötig erachte, dass Sie Ihre erstaunlich weiblichen Reize vor mir verbergen.“
    Sie machte Anstalten, sich aus dem tiefen Sessel zu erheben, doch er drängte sie unhöflich wieder in die Polster zurück. „Na schön, wenn Sie darauf bestehen“, fügte er sich widerwillig, stand auf und holte das fadenscheinige Tuch. Sie riss es ihm aus der Hand, legte es sich um die Schultern und band es vorne zur Schlaufe. „So ist es besser“, murmelte sie mit einem Seufzer der Erleichterung.

    „Wie schrecklich. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass Sie die Nacht mit mir verbracht haben.“
    „Seien Sie nicht lächerlich. Ich hatte keine Ahnung, dass Sie im Zimmer sind. Und ich frage mich, wie Sie auf diesem unbequemen Sofa schlafen konnten. Schließlich sind Sie der Gastgeber wüster Orgien. Sollten Sie sich nicht um das Wohl Ihrer sittenlosen Gäste kümmern?“
    „Die Festlichkeiten dauern drei Tage, Kind. Ich beteilige mich meist erst in der zweiten Nacht an den Lustbarkeiten. Im Übrigen habe ich mich bereits zu anderen Gelegenheiten um jene Gäste gekümmert, die mich interessieren. Sie aber sind eine Neuerscheinung.“
    „Eine Neuerscheinung, die sich nun verabschiedet“, sagte sie. „Ich kann mir nicht erklären, wie ich unter diesen Umständen eingeschlafen bin. Wo ist meine Mutter?“
    „Längst zuhause. Ich habe Reading beauftragt, sich um sie zu kümmern. Da er noch nicht zurück ist, gehe ich davon aus, dass sie ihm Scherereien gemacht hat.“
    „Der bedauernswerte Mann mit der Narbe?“
    Rohan lachte leise. „Oh, das würde er nicht gern hören. Er findet nämlich, die Narbe verleiht ihm ein gefährliches Flair. Nun erzählen Sie mir, Miss Harriman, wen findet er vor, wenn er Ihre Mutter in Ihrem Heim abliefert? Abgesehen von Ihrem alten diebischen Kutscher.“
    „Niemanden.“ Elinor bemühte sich redlich, es Lydia gleichzutun, die sich beneidenswert gut darauf verstand, mit großen Augen die Unschuldige zu spielen.
    „Versuchen Sie nicht, ein falsches Spiel mit mir zu treiben“, entgegnete er träge, schlenderte zum Fenster und blickte in die aufgehende Sonne. „Darauf verstehe ich mich wesentlich besser als Sie. Wer lebt sonst noch in Ihrem Haushalt?“
    „Meine alte Kinderfrau.“
    „Und wer

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